Interview Wie die Neustadter Polizei um Nachwuchs werben will

Polizeianwärter üben an der Polizeihochschule am Flughafen Hahn den Gebrauch eines modernen Fingerabdruckscanners.
Polizeianwärter üben an der Polizeihochschule am Flughafen Hahn den Gebrauch eines modernen Fingerabdruckscanners.

Demnächst endet die Bewerbungsfrist für den Polizeianwärter-Jahrgang, der im Herbst 2022 startet. Vorab bietet auch die Neustadter Polizei einen Berufsinfoabend an. Wie schwierig ist das nach der Bluttat von Kusel Ende Januar, wollten wir von Einstellungsberater Daniel Henrich wissen.

Herr Henrich, landesweit werben Innenministerium und Polizei für den Polizeiberuf unter anderem mit den Attributen vielfältig, krisensicher und spannend. Fällt es Ihnen leicht, das zu unterstützen, nachdem Ende Januar bei Kusel zwei junge Polizisten erschossen wurden, darunter eine Polizeianwärterin?
Die jetzt gestartete Werbekampagne ist die erste seit Kusel. Natürlich hat diese Bluttat grausam vor Augen geführt, welches Risiko ein Polizist, eine Polizistin im schlimmsten Fall eingeht. Aber für mich ist es trotzdem ein schöner und sinnvoller Beruf, und das will ich jungen Menschen auch vermitteln.

Die Berater rechnen damit, darauf angesprochen zu werden?
Natürlich, zumal Kusel ja nicht so weit weg von Neustadt ist. Die jungen Leute werden sich da sicher Gedanken gemacht haben. Wir können nur darauf verweisen, dass das ein sehr schlimmer Fall war, so etwas aber zum Glück sehr selten ist. Klar ist aber, ein Polizist oder Polizistin muss mit allem rechnen und weiß nie, was als nächstes kommt.

Seit wann sind Sie denn dabei?
Ich habe 2010 mit dem Studium begonnen, war 2013 fertig, dann kurz bei der Bereitschaftspolizei. Seit Oktober 2014 bin ich im Schichtdienst bei der Polizeiinspektion Neustadt und seit März 2021 stellvertretender Dienstgruppenleiter.

Haben Sie Ihre Berufswahl bislang bereut?
Für mich war immer klar, dass ich zur Polizei will, das hat in meiner Familie Tradition. Und nein, ich habe es bislang noch nicht bereut. Natürlich hat der Beruf negative Seiten, das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber für mich überwiegen die positiven.

Negatives kann sich jeder vorstellen, beschimpft oder angespuckt zu werden, mit Gewalt fertig werden zu müssen. Was sind denn die positiven?
Wenn man helfen kann. Oder wenn man eine etwas brenzlige Situation erfolgreich deeskaliert. Und mich freut es immer besonders, wenn die Menschen uns Rückmeldung geben, sich bedanken. Das kommt gar nicht so selten vor.

Machen Sie in Ihren Beratungsgesprächen klar, dass zum Polizeidienst auch Gewalt gehört?
Natürlich. Wer sich bewirbt, dem muss klar sein, dass er unter Umständen Gewalt ausgesetzt ist oder selbst Gewalt anwenden muss.

Können junge Leute, die sich darauf einlassen, darauf vertrauen, Hilfe zu bekommen? Zum Beispiel, wie man mit eigenen Ängsten umgeht?
Man wird auf das vorbereitet, was passieren kann. Beispielsweise steht während des Studiums auch Psychologie auf dem Lehrplan.

Während des Studiums heißt, dass Interessierte Abitur haben müssen?
Wir sprechen ja über den gehobenen Beamtendienst. Um zum Studium zugelassen zu werden, ist das Abitur nur eine Möglichkeit. Auch eine Meisterprüfung in einem Handwerksberuf zählt dazu, oder das Fachabitur. Wer mit der Mittleren Reife die weiterführende Schule verlässt, kann an der Berufsfachschule in Ludwigshafen die Fachhochschulreife erwerben im Bereich Verwaltung und Polizei. Auf den erfolgreichen Abschluss folgt dann das Studium.

Gibt es noch Voraussetzungen wie Körpergröße und Alter? Frauen im Polizeidienst sind ja seit langem die Regel.
Unser Frauenanteil nimmt stetig zu. Und ja, es gibt noch ein bestimmtes Höchstalter je nach Ausbildungsweg. Bei der Körpergröße sind 1,62 Meter gesetzt. Allerdings ist das kein Dogma, wenn der Bewerber oder die Bewerberin bei den anderen Kriterien überdurchschnittlich punktet.

Am 21. April bietet die Neustadter Polizei ihren Berufsinfoabend an. Wie zuversichtlich sind Sie denn, dass er gut genutzt wird?
Wir hoffen natürlich auf eine rege Nachfrage. Wir können dabei auch rundum informieren, alle Fragen beantworten, die zur Bewerbung und zum Beruf gestellt werden. Meine Dienstgruppenleiterin Marion Schwarwatz wird das übernehmen.

Sie selbst sind nicht vor Ort?
(lacht) Ich habe Nachtdienst, so ist der Polizeiberuf. Aber auch jenseits dieses Infoabends kann man sich immer bei uns melden wegen einer Beratung. Wir waren vor der Pandemie stets bei den Berufsinfobörsen im Schulzentrum Böbig dabei. Das hat gut funktioniert. Ich kann gut mit jungen Leuten, es macht Spaß, Hilfestellung geben zu können. Und bei manchen bekommt man dann später auch mit, dass es gefruchtet hat.

Info

Berufsinfoabend, Donnerstag, 21. April, 18 Uhr, Polizeidirektion, Karl-Helfferich-Straße, Anmeldung unter 06321 854-4202 oder E-Mail an pineustadt.einstellungen@polizei.rlp.de. Unter dieser E-Mail kann man auch einen anderen Termin ausmachen.

Alle Infos rund um die Bewerbung auch auf www.polizei.rlp.de/karriere

Daniel Henrich
Daniel Henrich
x