Neustadt Wie das Kuckucksbähnel reaktiviert wurde

Kurz vor Abfahrt: das Kuckucksbähnel am Neustadter Hauptbahnhof.
Kurz vor Abfahrt: das Kuckucksbähnel am Neustadter Hauptbahnhof.

In knapp einem Monat, am 1. Mai, startet das Kuckucksbähnel in die Saison. Doch es lohnt auch ein Blick in die Vergangenheit. Vor 40 Jahren begannen die Bauarbeiten, die die erste rheinland-pfälzische Museumsbahn ermöglichten.

Am 2. April 1984 begann die Gleisbaufirma Cronau die Kuckucksbähnelstrecke für den Museumsbahnbetrieb „in Form zu bringen“. Doch bereits zuvor und während der Bauarbeiten gab es einiges zu tun, hatte sich doch die Deutsche Bundesbahn schon lange von einem Unterhalt der Bahnstrecke verabschiedet. Sie unterhielt die Strecke nur insoweit, dass man eine „ruckelige“ Holzabfuhr mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h noch gewährleisten konnte. Den Unternehmen an der Strecke war nämlich ein Auslaufbetrieb zugesichert worden. Danach sollte die Strecke verkauft werden.

Vielfältige Aktivitäten der Fördergemeinschaft „Romantisches Tal“, der Firma „BCK“ (Bernius, Carstens und Kern), von verschiedenen Eisenbahnenthusiasten und Politikern für einen Weiterbetrieb waren nicht erfolgreich gewesen. Hinzu kam, dass auch im Tal selbst unterschiedliche Meinungen für die weitere Nutzung der Bahnstrecke herrschten: Sollte sie ein Wander- und Radweg werden, eine Postkutschenstrecke oder wäre doch nicht auch eine Museumsbahn denkbar? Mit einem Auge schielte man dabei immer auch auf den von der DGEG (Deutsche Gesellschaft für Eisenbahn Geschichte) im altem Bahnbetriebswerk beim Neustadter Hauptbahnhof eingerichteten Museumsstützpunkt. Dessen damaliger Leiter Horst Kayser war indes vollauf damit beschäftigt, den traditionsreichen Lokschuppen zu erhalten, das Gelände zu sanieren und zugänglich zu machen und parallel dazu den musealen Wert der Fahrzeuge für die Ausstellung zu sichern. Auch Fahrten mit dem Museumszug auf meist stillgelegten pfälzischen Strecken wurden – mit Diesellok – ermöglicht.

Außer Betrieb, aber nicht entwidmet

Die verschiedenen Überlegungen für den Bahnbetrieb waren auch immer wieder in der Neustadter Redaktion der RHEINPFALZ ein Thema und wurden dann auch dem Autor, der damals für die verschiedenen Lokalausgaben der RHEINPFALZ für die Berichterstattung über Bahn-Themen zuständig war, unterbreitet. So kam es Anfang des Jahres 1982 bei Archivarbeit in der damals für die Pfalz zuständigen Bundesbahndirektion Karlsruhe zu einer wesentlichen Erkenntnis: Die Strecke war zwar außer Betrieb, aber nicht für Bahnzwecke entwidmet. Dies war umso interessanter, als im Hinblick auf den 100. Geburtstag der Eisenbahn in Deutschland die DB mit dem Südwestrundfunk ins Gespräch kam, der historisches Eisenbahnmaterial für eine Serie suchte. Die Neustadter, die zuvor ja bereits mit einer Wehrmachtsdiesellok und historischen Wagen verschiedene Strecken in der Pfalz befahren hatten, waren dazu der präferierte Partner, denn sie verfügten auch über einsatzfähige Dampfloks. Die Strecke nach Elmstein bot sich für einen solchen Dreh an; ein Glücksfall für die Region und erstes ehrenamtliches Engagement machte die Strecke bis zu den Drehorten in Erfenstein und Breitenstein nutzbar.

Vieles musste erledigt werden

Die verschiedenen Überlegungen führten dann auch zu politischen Gesprächen zwischen dem Landkreis Bad Dürkheim, der Verbandsgemeinde Lambrecht und der Stadt Neustadt. Parallel dazu gründete sich 1982 und dann 1983 offiziell ein Förderverein. Dem Verein gehörten Eisenbahner der verschiedensten Sparten an, die alle ihre Berufserfahrung in das Projekt „Museumsbahn“ einbrachten.

Es galt viele Dinge gleichzeitig auf den Weg zu bringen: über das Bundesverkehrsministerium Gespräche mit der DB zu führen, um auf den Gleisen des Unternehmens Dampfzüge fahren zu lassen. Verhandlungen mit dem Land Rheinland-Pfalz waren notwendig zu der Frage, wie der Ausbau der Bahnstrecke gefördert werden könnte und wie man eine Betriebsgenehmigung erlange. Beraten werden musste auch über die Anforderungen für die Zulassung der Museumsbahnfahrzeuge und Loks auf der DB-Strecke.

Ehrenamtliche schnitten die Strecke frei

Es waren die erfahrenen Bahningenieure Werner Lautensack aus Neidenfels und Lothar Volz aus Neustadt, die eine Ausschreibung der Bauleistungen vornahmen, um die Sanierung der Gleise, Brücken und Weichen in die Wege zu leiten. Um diese Arbeiten vergeben zu können, hatten die kommunalen Gebietskörperschaften im Februar 1984 die „Kuckucksbähnel-Bahnbetriebs-GmbH gegründet. Den Zuschlag für die Baumaßnahmen an der Strecke erhielt die Firma Cronau aus Neunkirchen, der die Strecke nicht völlig unbekannt war. Sie hatte für den Unternehmer Walter Bernius, der 1971 den Lokschuppen in Elmstein erworben hatte, die Gleisanlagen dort so aufbereitet, dass eine Lok und Wagen auf einem Nebengleis abgestellt werden konnten.

Vor dem Start der Bauarbeiten war allerdings noch großes ehrenamtliches Engagement gefragt: Viele Freiwillige aus Vereinen, dazu Feuerwehren und THW schritten zur Tat, um die Strecke für den Bahnbetrieb „freizuschneiden“ und das Fahren von Arbeitsfahrzeugen auf der Route zu ermöglichen. Dies war für die Einhaltung der knappen Frist bis zum Fahrplanwechsel am 2. Juni 1984 absolut unabdingbar.

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