Neustadt Vom Euphrat bis an den Atlantik

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Neustadt. Ins Perserreich, nach Galiläa, nach Marokko und ins Rom der Spätantike und des Frühmittelalters führen in diesem Jahr die vier Seminare der Reihe „Alte Kulturen im Umfeld der Bibel und des frühen Christentums“ im Neustadter Kloster, für die Pater Hans-Ulrich Vivell erneut renommierte Referenten gewinnen konnte, die alle schon von früheren Besuchen in Neustadt her gut bekannt sind.

Das erste Seminar, das bereits am 21./22. Januar ansteht, beschäftigt sich dabei unter dem Titel „Rom und das Perserreich – zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz“ mit zwei antiken Supermächten, die sich vom ersten vorchristlichen Jahrhundert an bis in die Spätantike als Gegner gegenüberstanden – die Grenze verlief die meiste Zeit am Euphrat, jenem Fluss, der auch heute noch bei den blutigen Konflikten in Syrien und Irak immer wieder ins Zentrum des Geschehens rückt. Referent ist der Althistoriker und Archäologe Prof. Dr. Engelbert Winter von der auf die Religions- und Kulturgeschichte des antiken Kleinasiens spezialisierten „Forschungsstelle Asia Minor“ der Universität Münster, der schon zweimal als Gast bei Seminaren im Neustadter Kloster mitwirkte: 2014 bei einem über das Königreich Kommagene und 2015 bei einem zum Verhältnis der frühen Christen zum römischen Staat. Um Beziehungen – kriegerische, diplomatische, aber auch religiöse, kulturelle und ökonomische – geht es auch jetzt beim dritten Gastspiel wieder. Im Zentrum stehen dabei Roms Verhältnis zum 224 n. Chr. im Iran entstandenen Sassanidenreich und insbesondere die Religionspolitik der beiden Großmächte. Der See Genezareth, jene Region im Norden des heutigen Israels, die eines der Zentren des Wirkens Jesu bildete, ist dann das Thema des nächsten Seminars, zu dem am 6./7. Mai wieder einmal der Mainzer Bibelarchäologe Prof. Dr. Wolfgang Zwickel den Weg nach Neustadt findet. „Eine Reise um den See Genezareth – von der vorchristlichen bis zu früharabischen Zeit“ lautet der Titel des Seminars, das unter anderem Orte wie Kapernaum, Bethsaida und den Berg der Seligpreisungen berührt, die Christen aus dem Neuen Testament kennen. Im weiteren Sinne kunsthistorisch sind dagegen die beiden Alte-Kulturen-Seminare in der zweiten Jahreshälfte angelegt: Unter dem Titel „Allahs Sonne über dem Maghrib – prächtige islamische Architektur in Marokko“ führt Volker Eid, emeritierter Moraltheologe, Orientexperte und Stammreferent im Kloster, am 9./10. September ganz in den Westen der islamischen Welt. Und der Kunsthistoriker Andreas Thiel (Bad Soden), der sich unter anderem schon mit Seminaren über Ravenna, Aquileia und den Berg Athos im Kloster als Experte für die Kunst der Spätantike profilierte beleuchtet am 11./12. November „Rom – die ewige Stadt zwischen Antike und Mittelalter“ und nimmt damit jene Epoche in den Blick, in der das Papsttum in die Lücke trat, die die römischen Kaiser nach dem Untergang des Westreichs 476 hinterlassen hatten, und die Kirche in den dunklen Jahrhunderten des Frühmittelalters zum kulturellen Ankerpunkt des Abendlandes wurde. Die ebenfalls von Pater Vivell geleiteten Bibelseminare, bei denen traditionell ausgewählte biblische Texte und deren historischer Kontext im Mittelpunkt stehen, behandeln 2017 zwei starke Frauen des Alten Testaments: Am 18./19. Februar ist dabei das vermutlich im 3. Jahrhundert vor Christus entstandene Buch Esther das Thema („Das Buch Esther – Widerstand gegen staatlich organisierte ,Säuberungsaktionen’“), das eine antijüdische Intrige am Hof des persischen Königs behandelt, die aber abgewehrt werden kann – zum Dank feiern die Juden bis heute das Purim-Fest. Am 10./11. Juni folgt das Buch Ruth („Das Buch Ruth – ein Plädoyer für Frauensolidarität und Fremdenfreundlichkeit“), das von der Moabiterin Ruth, aus jüdischer Sicht einer „Ausländerin“ also, handelt, die zunächst auf Ablehnung stößt, schließlich aber sogar eine der Stammmütter Jesu wird. Mit der biblischen und christlichen Tradition des Dämonischen befasst sich schließlich das letzte Bibelseminar des Jahres am 7./8. Oktober, das den Titel „Teufel, Satan und Dämonen – Zur Wirklichkeit des Bösen“ trägt. Die Kulturfilmabende, die jeweils auf Reisfilmen Pater Vivells beruhen, führen 2017 zweimal nach Äthiopien (29. Januar und 30. April) und zweimal in die Türkei: am 17. September in die Westtürkei rund um den Bafasee und am 19. November nach Lykien im Südwesten des Landes. Noch Fragen? Alle Wochenendseminare finden im Neustadter Kloster (früher: Herz-Jesu-Kloster) statt, beginnen samstags um 15.30 Uhr und enden sonntags nach dem Mittagessen gegen 13 Uhr. Die Kursgebühr liegt bei 25 Euro für die Alte-Kulturen-Seminare und 20 Euro für die Bibel-Seminare. Anmeldung unter 06321/8750 oder info@kloster-neustadt.de. Die Kulturfilmabende finden immer sonntags um 18.15 Uhr statt (Gebühr: 5 Euro). |hpö

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