Neustadt Tolle Talentschau

Klavierfacetten: Laura Leiskau (Klavier) und Sophie Frass (Violine) spielen Dvorak.
Klavierfacetten: Laura Leiskau (Klavier) und Sophie Frass (Violine) spielen Dvorak.

«Hassloch». In der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) präsentierten am Donnerstagabend die Musikschule der Gemeinde Haßloch und das HAG die fünfte Auflage der „Klavierfacetten“. Das hochkarätige Konzert von Schülern und Lehrern zeigte einmal mehr, wie viel musikalisches Talent in Haßloch und Umgebung steckt. Den Schülern, allesamt schon bei Wettbewerben ausgezeichnet, hätte man allerdings mehr Publikum gewünscht.

Die jungen Musikerinnen und Musiker überzeugten und begeisterten nicht nur durch ihr technisches Können am Klavier, sie zeigten mit Musik ganz verschiedener Stilrichtungen auch dessen Facettenreichtum. Und sie brachten Gefühle mit ein, egal, ob es sich dabei um Ludwig van Beethovens anspruchsvolle „Bagatelle“ g-Moll op. 126 handelte oder um Christopher Nortons „Jingo“, ein Rock-Prelude – Philipp Frass schien beide aus dem Handgelenk zu schütteln. Auch selbstbewusstes Auftreten haben die jungen Musiker gelernt. Ganz souverän stimmte da Dorothea Oberlinger mit einer „Romanze“ in G-Dur von Sergej Rachmaninoff, vierhändig gespielt mit ihrem Lehrer Andreas Reichel, das Publikum auf einen vielseitigen Abend ein. Diego Heumann-Rey erntete für die „Malagueña“ des Kubaners Ernesto Lecuona viel Beifall. Einfühlsam interpretierten die jungen Leute auch Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy aus dem Bereich der „Elfenstücke“. Carl Böse ließ im Scherzo op. 16/2 wie in einem Mäusekrieg helle Fanfaren wie Kampfansagen und drohend aufmarschierende Krieger aufblitzen; Isabel Bah begeisterte beim „Rondo Capriccioso“ op. 14 e-Moll mit Klangfülle und Tempo. Melancholisches wie „Juni“, die Barcarole g-Moll aus Tschaikowskys „Jahreszeiten“, einfühlsam interpretiert von Nico Schwinn, wechselte sich mit überwiegend Heiterem ab wie Beethovens „Allegretto“ aus der Sonate Nr. 17, das Eric Nazarenus mit großer Präzision und so kontrastreich wiedergab, als zeichne er den nach einem Gewitter durchbrechenden Sonnenschein nach. Florian Wilmer stellte mit Debussys „Mazurka“ eine weniger bekannte musikalische Besonderheit vor. Debussys bekannteres „Ballet“ ließen die Geschwister Sophie und Philipp Frass vierhändig wie ein wohldurchdachtes mechanisches Spielzeug klingen. Laura Leiskau und Verena Kauf schufen mit Tschaikowskys „Rosen-Adagio“ Ballett-Atmosphäre mit Spitzentanz und Walzerklängen. Den Schlusspunkt unter das Konzert setzte eine klanggewaltige Bearbeitung der Wagner’schen „Tannhäuser“-Ouvertüre für vier Hände. Ulf Rauska und Andreas Reichel setzten diese so feierlich wie ein Kirchenlied beginnende und von den unterschiedlichsten Gefühlen getragene Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe sehr effektvoll um. Auch für weitere Höhepunkte sorgten die Unterrichtenden: Itsuko Shiota-Reichert (Klavier), Claudia Krämer-Simonis (Violine) und Rebecca Ferrell-Henrich (Violincello) präsentieren mit dem ersten Satz des Klaviertrios Nr. 1 von Joaquin Turina moderne spanische Musik. Seinen Charme offenbart das Stück erst nach und nach, denn jedes Zuviel an Harmonie heben Dissonanzen auf, Saiten, die gezupft statt gestrichen werden, oder unerwartet harte Akkorde des Klaviers. Die Lehrer begeisterten zudem mit einer weiteren Rarität, der „Fantaisie sur un thème suisse“ op. 55 des Frühromantikers Conradin Kreutzer. Da spielten Regina van Lier (Viola), Daniela Vogt (Violincello), Bernd Gaudera (Klarinette) und Andreas Reichel (Klavier) mit alpenländischen Tanzmotiven und Alphornrufen, beschworen Bilder von Stubenmusik herauf und von einer Spieluhr, auf der sich Figuren unentwegt im Kreise drehen. Musik, hinter deren Leichtigkeit sich jede Menge feinsinnige interpretatorische Überraschungen verbergen. Durch das Programm führte mit kurzen, hilfreichen Hintergrundinfos Stephan Oberlinger.

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