Neustadt Tapferkeitsmedaille für Schwartz

Neustadt. Offenbar hatte Wolfgang Trapp einen Clown gefrühstückt. Er befinde sich auf dem Weg ins Fitnessstudio, ließ der Trainer des Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt gestern Vormittag schelmisch wissen, schließlich wolle er gewappnet sein, wenn er in den letzten drei Partien der Saison mitwirke. Ein Späßchen, logisch, Trapp ist 57, die Hüften sind längst hinüber.

Und doch verdeutlicht der Scherz, wie miserabel der VfL im Augenblick aufgestellt ist. Gegen den designierten Vizemeister, den SV Alemannia Waldalgesheim, saßen am Samstag bei der 2:3 (1:2)-Niederlage nur zwei Mann auf der Bank. Wer den Kopf nicht unter dem Arm trug, der spielte. Eine Tapferkeitsmedaille verdiente sich vor allem Schlussmann Reiner Schwartz: Als Folge eines rüden Fouls des Waldalgesheimer Mittelfeldspielers Axel Neumann nach einer halben Stunde Spielzeit hickelte Schwartz mehr über den Rasen, als dass er ging. Jeder Schritt verursachte Pein, jeder Abschlag fuhr ins Gebein. „Aus solchem Holz sind Typen geschnitzt, die man in einer Mannschaft braucht“, lobte Trapp. „Für Reiner ist dieses Verhalten nichts Ungewöhnliches, er ist ein sehr uneigennütziger Typ.“ Der 32-Jährige stellte sich in dieser Saison auch als Stürmer schon zur Verfügung, das ist bemerkenswert. Die, die noch da waren, gaben alles. Fast eine Hälfte lang war der VfL heillos überfordert, Patrick Walther (12. Minute) und Niklas Schneider (39.) schossen den Gast in Front. Dann jedoch verkürzte der technisch begabte Cedric Arnold auf 1:2 (44.), und plötzlich veränderte sich die Gemengelage. Das 1:3 durch Philipp Frank (70.) beantwortete Miguel Carvalho (74.) fast postwendend mit dem Treffer zum 2:3. Davor hatte Carvalho den Ball an den Querbalken gebolzt, dem nimmermüden Saban Sabani war der Ball frei stehend versprungen; später legte Arnold per Hacke auf Ardijan Dullaj ab, der knapp verzog. Für den VfL Neustadt war gar ein Teilerfolg möglich. Gleichwohl darf nicht verschwiegen werden: Der Gast machte es Trapps Schützlingen durch eine sehr laxe Deckung leicht und verschlampte selbst eine Vielzahl formidabler Gelegenheiten auf fahrlässige Art und Weise. Reiner Schwartz bewährte sich in einem halben Dutzend Eins-gegen-eins-Situationen. Wolfgang Trapp stufte die Leistung seiner Elf als „sehr stark“ ein, mit Ausnahme der ersten 20 Minuten, als der Respekt zu groß gewesen sei. „Wir haben ja nicht gegen eine Mannschaft gespielt, die im Mittelfeld herumdümpelt, sondern gegen den Tabellenzweiten“, sagte Trapp, „es ist nur ärgerlich, dass sich die Mannschaft nicht belohnt hat.“ Wie schon beim 0:1 in Dudenhofen eine Woche zuvor. Drei Begegnungen stehen bis zum Ende der Runde aus, der drittletzte Rang ist bei sechs Zählern Rückstand auf den TuS Rüssingen nur mehr theoretisch erreichbar. Für Trapp scheint’s fast einerlei zu sein: „Dieser kleine Kader ist so intakt – da macht es Spaß, selbst wenn man verliert.“ So spielten sie VfL Neustadt: Schwartz - Dullaj, Padberg (72. Enger), Marx, Santorro - Lukas Neu, Gottwald - Arnold, Carvalho, Daniel Neu - Sabani. (aboe)

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