Neustadt Spannung per Liveticker

Neustadt. Die „Kinderkrankheiten“ sind beseitigt. Seit drei Jahren gibt es bei den Wasserball-Heimspielen des Bundesligisten SC Neustadt eine stabile Internet-Verbindung im Stadionbad. Über einen Liveticker auf der Homepage des Deutschen Schwimmverbandes unter dem Link dsvdaten.de/Modules/WB/Live.aspx kann in Echtzeit der aktuelle Spielstand bei den SCN-Begegnungen verfolgt werden.

Der Nutzer zu Hause vor dem Computer-Bildschirm kann zwischen zwei Einstellungen wechseln. Neben dem Protokoll, das in Sekunden-Abständen mit den Tatsachenentscheidungen der Schiedsrichter gefüttert wird, gibt es auch eine Spiel-Statistik. Diese Übersicht zeigt neben den Namen auch die Tore und die Bestrafungen, die für einen Spieler ausgesprochen werden. Das ist wichtig, denn nach zwei Verwarnungen durch Zeitstrafe oder Fünfmeter-Strafwurf wird es für den betreffenden Spieler brenzlig. Gibt es eine weitere Strafe, darf er nicht mehr eingesetzt werden. Verfolgt man ein Spiel also nicht live vor Ort im Schwimmbad, wird es auch zu Hause spannend, wenn solche Ereignisse in rascher Folge über den Bildschirm flimmern. Schließlich bedeuten Überzahlsituationen Torchancen für die Teams. Allerdings wird am Liveticker nicht ersichtlich, wann das eigene Team wieder im Ballbesitz ist. „Ein Liveticker ersetzt für unsere Fans keinen echten Besuch am Beckenrand“, betont Martin Weber. Der 32-Jährige hat Informationstechnik studiert und sein Wissen eingebracht, damit das elektronische Protokoll via Laptop technisch einwandfrei an den DSV übermittelt werden kann. „Wir mussten anfangs erst einmal suchen, mit welchem Netz-Anbieter wir im „Moby-Dick“ ein Signal nach draußen geben können. Denn die Kunststoff-Hülle wirkt abschirmend“, erklärt Weber. Per „UMTS-Stick“ (diese Buchstaben stehen für: „Universales mobiles Telekommunikation System“) kann er drahtlos sofort die Ergebnisse ins weltweite Netz stellen. Am Kampfrichter-Tisch sitzen zwei Protokollanten, die sich gegenseitig ergänzen und Informationen austauschen. Weber bedient den Laptop, während Grit Berger die Daten per Hand in das offizielle DSV-Formular einträgt. Die beiden beobachten das Spiel mit höchster Konzentration. Die Zeichensprache der Schiedsrichter ist dabei entscheidend. Sie zeigen mit den Händen die Nummer des Spielers an, der das Tor erzielt oder wegen eines Fouls eine 20-Sekunden-Strafe kassiert hat. „Wir gucken ständig auf das Wasser, es wird manchmal hektisch, dann gleichen wir unsere Eintragungen ab“, so Weber. Die Schiedsrichter kommen bei komplizierten Vorgängen wie „Vier-Minuten-Strafen“ oder Hinausstellungen mit Sperre nach groben Foulspielen an den Tisch und klären die Protokollanten über den Sachverhalt auf. Die brodelnde Atmosphäre bei strittigen Entscheidungen kann der Nutzer zu Hause am Bildschirm allerdings nicht nachempfinden. Das Live-Protokoll ist auch keine Pflichtaufgabe. Nicht alle Vereine hatten zunächst die technischen Voraussetzungen. Inzwischen können die meisten Auswärtsspiele der Neustadter digital verfolgt werden. Pflicht ist dagegen, das gesamte Spielprotokoll nach Spielende „online“ beim DSV einzureichen. Große technische Pannen im Stadionbad gab es bislang nicht. Nur der Drucker hat manchmal seine Macken. Ihm behagt die hohe Luftfeuchtigkeit im Schwimmbad nicht, er „benötigt“ fast ein ganzes Spielviertel, um richtig zu funktionieren. Aber bis zum Spielende gelingt es immer, das Protokoll auszudrucken, das den Schiedsrichtern zur Unterschrift vorgelegt wird. Im Mai gegen Wedding Berlin war die Aufgabe am Bildschirm echtes „Freiluft-Theater“. Das Team am PC hatte mit der tiefstehenden Sonne zu kämpfen. Die Helligkeit machte einen Blick auf den Laptop zu einem Ratespiel. Provisorisch dunkelte Martin Weber den Bildschirm mit einer schwarzen Jacke ab. Die Auszeiten und Viertelpausen nutzten Weber und Berger, um die Eintragungen abzugleichen. Weil das Spiel aber deutlich von den Pfälzern dominiert wurde, gab es auch weniger Hektik am Protokolltisch. Und bei einem Sieg geht die Arbeit noch besser von der Hand. Die Fans zu Hause am Bildschirm aber verpassten ein emotionales Erfolgserlebnis. Die hörten weder die erbosten Zwischenrufe der Zuschauer, wenn ihnen die Entscheidungen der Schiedsrichter nicht behagten, noch sahen sie die Freude des SCN-Spielers Barnabas Albert, wenn er eines seiner Tore bejubelte.

x