Neustadt Schlicht geistreich

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Hassloch. Die Bandbreite ist groß: Er ist Kabarettist, Kirchenmusiker, Diplom-Physiker und Thekenphilosoph. Als französischer Bistrowirt Jacques ist Detlev Schönauer auch zu seinem 30. Bühnenjubiläum ein unglaublich liebenswürdiger und vielseitiger Spaßmacher geblieben. Im vollbesetzten Saal des Kulturvierecks brachte der Kabarettist mit seinem Programm „Geist ist Geil“ die Gäste wieder zum Lachen.

Die Baskenmütze auf dem Kopf, die Augenbrauen hochgezogen, dazu noch ein stechender Blick ins Publikum – so steht der „gelernte“ Saarländer auf der Bühne. Einer, der den anderen aufs Maul schaut, wie es so schön heißt. Das tat Schönauer diesmal noch einmal so gerne, denn er weiß um die „Frotzeleien“ zwischen Saarländern und Pfälzern. Und das wiederum verleitet ihn immer wieder zu einem breiten Grinsen: „Die Pälzer und Saarlänner sind schon etwas unterschiedlich“. Schönauer kann aber auch rotzfrech austeilen. Dafür lieben ihn seine Fans. Er ist kein Witzbold, er ist eher einer aus dem Volk, der zudem auch nicht das Bedürfnis hat, seine hohe Intelligenz zu verkünden. „Seit 30 Jahr’ mach ich de’ Dummschwätzer“, sagt der Rheinhesse, den seine Liebe zu Gudrun in das kleinste Bundesland der Republik geführt hat. Er mokiert sich über die wachsende Verdummung der heutigen Gesellschaft. „Wir waren früher auch nicht besonders gescheit, aber wir haben uns dafür geschämt. Heute sind die Jugendlichen noch stolz auf ihre Dummheit“, stellt er fest und nennt ein Beispiel aus der Jauch’schen Quizsendung „Wer wird Millionär“. Dort verspielten sie in der ersten Runde oftmals gar sämtliche Joker. Und da hatte er ein Beispiel: Wie heißt der ehemalige Fraktionsvorsitzende der FDP? Schwesterle, Brüderle oder Säuferle? Das Zuspitzen von Pointen ist nicht die Sache des fernseherfahrenen Kabarettisten. Dafür liebt er eher die Überraschungen, wenn sich ein Themenblock heranschleicht. So wie der Opa beim Supergau von Tschernobyl, der im Regen vergessen wurde und dessen Familie sich anschließend fragt, ob sie ihn entsorgen, endlagern oder wiederaufbereiten soll. Das sitzt sowohl sprachlich, als auch inhaltlich, trifft das Dilemma der Kernkraft und geht zugleich dem Zuhörer unter die Haut. Manche Pointen hatte Schönauer in Rechen- oder Textaufgaben verpackt, die die Zwerchfelle der Zuhörer nochmals strapazierten. Der Kabarettist gibt auch gerne den einen oder anderen Rat: Dass man beispielsweise gegen die Falten einfach nur essen sollte, weil es keine prallen Luftballons mit Falten gebe. Er macht es vor und hebt zugleich den Finger mit seiner Rede gegen die vielen Diäten, die eh nur einen Hype auslösten. Schönauers Humor ist zwar manchmal derb, aber keinesfalls plump, sondern ganz im Sinne seines Titels schlicht geistreich. Das kommt alles so routiniert über den Tisch, dass der Zuhörer kaum Zeit findet, sich an die letzte Pointe zu erinnern. Der „Wahl“-Saarländer liebt auch den ständigen Tempowechsel, die Unterbrechungen, wenn er das Publikum direkt anspricht und es somit auch herausfordert. Schönauer ist nicht nur ein begnadeter Kabarettist mit einem Hauch von Comedy, sondern auch ein großer Meister der Dialekte. Über 15 solcher „Sprachschätze“ beherrscht er. Und zeigt beim Gastspiel im Großdorf, das auch so manches „Schmankerl“ aus Österreich zu seinem Repertoire gehört.

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