Neustadt Noch mehr Pferdeköpfe

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Wintershall plant zehn weitere Bohrungen zur Erdölförderung in der Südpfalz. Dafür soll das Gebiet in und um Landau mit 3-D-Seismik vermessen werden. Aus dem Debakel von 2012/13 hat die BASF-Tochter gelernt und geht schon im Vorfeld in die Informationsoffensive.

Seit 60 Jahren nicken die Pferdekopfpumpen in die Südpfalz und sollen es nach dem Willen von Wintershall auch in den nächsten Jahrzehnten tun. Etwa ein Drittel des hiesigen Erdölvorkommens ist bereits ausgebeutet, bis zu 50 Prozent seien maximal möglich, berichtet Michael Kobel, Leiter des Standorts Landau. Dafür sollen weitere Bohrstandorte errichtet werden, um dadurch die Minderproduktion der alten Bohrlöcher aufzufangen. 50 Millionen Euro will Wintershall in den nächsten Jahren in die Infrastruktur, Forschung und Produktion am Standort Landau investieren. Derzeit fördert die BASF-Tochter im Feld Landau an 65 Stellen (von einst 200) Erdöl, bei einer aktuellen Jahresproduktion von 20.000 Tonnen. Wie viel des Rohstoffs über die neuen Bohrungen zu Tage gefördert werden kann, sei derzeit noch nicht absehbar, so Sandra Arndt, Pressesprecherin für die Betriebe Süddeutschland. Das soll über seismische Messungen ermittelt werden. Bereits 2012/13 hatte Wintershall über GDF Suez, die damals in der Region schon mit den sogenannten Rüttelfahrzeugen unterwegs war, Seismik-Untersuchungen gestartet, die dann aber abgebrochen wurden, da sie auf Widerstand in den Kommunen und bei der Bevölkerung stießen. Im Nachhinein bereut Wintershall das damalige Vorgehen, mit einer in der Region nicht so vertrauten Firma operiert und die Öffentlichkeit zu spät informiert zu haben, erklärt Arndt. Das soll jetzt anders laufen. „Wir haben bereits Gespräche mit den Ortsvorstehern und Bürgermeistern geführt und möchten das Projekt in den Stadt-, Gemeinde- und Ortsbeiräten vorstellen.“ Die kommunalen Gremien hätten auch über die Wegerechte zu entscheiden. Denn die seismischen Messungen werden überwiegend auf Straßen und Feldwegen sein, teilweise auf Privatgrundstücken – jedoch nur nach Erlaubnis der Grundstückseigentümer und Pächter, versichert Arndt. Zudem soll die Bevölkerung frühzeitig involviert werden, um „Ängste zu nehmen“, wie Kobel sagt. Dazu wird eine Info-Hotline geschaltet, ab Juni/Juli soll es vier Bürgerinformationsveranstaltungen in der Stadt Landau und den drei betroffenen Verbandsgemeinden Landau-Land, Offenbach und Edenkoben geben. Das Messgebiet erstreckt sich neben der Stadt Landau über die Gemeinden Böchingen, Flemlingen, Hainfeld, Edesheim, Roschbach, Essingen, Walsheim, Knöringen, Bornheim und Offenbach. Erst wenn die Abstimmungsphase abgeschlossen ist, will Wintershall den Betriebsplan beim Landesamt für Geologie und Bergbau einreichen. Zeitplan: Sommer 2016. Die Messungen sollen ab November in den Orten vorbereitet werden, dann seien beispielsweise Markierungen zu sehen. Wenn die Kommunen es wünschen, führt Wintershall die Messfahrzeuge auch vor Ort vor, bevor diese dann im Januar 2017 loslegen sollen. „Wir brauchen insgesamt rund zehn Wochen, in jeder Ortschaft aber jeweils etwa nur einen Tag für die Messung“, sagt Arndt. Im Einsatz werden nicht nur wuchtige Fahrzeuge sein, sondern auch kleinere Maschine mit einem Gewicht von etwa fünf Tonnen in bebauten Gebieten, kündigt Arndt an. Die Schwingungen würden ständig überwacht. Falls doch Schäden auftreten sollten, werde Wintershall diese „selbstverständlich schnell und unkompliziert“ beheben oder Entschädigungen zahlen, versichert Arndt. Die Auswertung werde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Nach einem weiteren Genehmigungsverfahren sind 2018/19 zehn Bohrungen geplant, die – wenn alles nach Plan läuft – gleich zum Erfolg führen und an das Leitungsnetz der Wintershall angeschlossen werden sollen. (höj)

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