Neustadt Miteinander sprechen

„Das haben meine Frau und ich entschieden“, sagt Torsten Bechtel auf die Frage, ob er erst überredet werden musste, nach dem plötzlichen Tod Udo Kittelbergers, gegen den er die Bürgermeisterwahl im Januar noch verloren hatte, erneut anzutreten. „Meine Familie hat das letzte halbe Jahr gut weggesteckt, das war das Entscheidende. Ich wollte vergangenen November kandidieren, und sehe keinen Grund, warum ich das jetzt nicht mehr wollen sollte.“ Bei all den Terminen, die neben seinem Beruf als Lehrer und seinem Ehrenamt als Wachenheimer Stadtbürgermeister sowie seine umfangreichen Vereinsaktivitäten mit sich bringen, müssen seine Frau und die drei Söhne oft auf ihn verzichten. Auch die Mandate in Verbandsgemeinderat und Kreistag sind mit etlichen Terminen verbunden. Seit 1987 ist FCK-Mitglied Bechtel Dauerkartenbesitzer. Damit ihn die Familie nicht auch noch jedes Wochenende mit den Roten Teufeln teilen muss, gibt es eine Abmachung: Auswärtsspiele sind tabu. „Ich bin sehr behütet in der Pfalz aufgewachsen“, erzählt er. Reisen, auch mit den Pfadfindern, haben ihn dann auf die Welt neugierig gemacht. Mit 15 begann er mit einem Freund in kleinem Rahmen mit Aktien zu handeln. Das weckte zum einen seine Neugier für wirtschaftliche Zusammenhänge, brachte zum anderen genug Geld für Flugtickets, um erste Fernreisen zu unternehmen. Besonders hat es ihm Nepal und die Himalaya-Region angetan, mit der er sich auch im Studium und in seiner Abschlussarbeit intensiv befasste. Beruflich brächte die Wahl zum Verbandsbürgermeister einen Einschnitt mit sich: Der jetzt 45-Jährige würde seine Stelle als Lehrer aufgeben müssen, nach derzeitiger Auskunft ohne Rückkehrgarantie. „Das ist aber kein Hinderungsgrund. Ich bin gerne Lehrer, und die Chancen, in Mathematik wieder einzusteigen wären in acht Jahren sicher nicht schlechter als heute“, schätzt er. Die örtliche Politik scheint auf Stadt- und Verbandsgemeindeebene von der hitzigen Kontroverse um den Standort eines zweiten Wachenheimer Marktes geprägt und gelähmt zu sein. Ein Thema, das auch den/die künftigen VG-Chef/in beschäftigen wird. „Es dürfte eigentlich keinen Konflikt geben“, meint der CDU-Fraktionschef Bechtel. Friedelsheim und Gönnheim möchten einen Markt zwischen beiden Orten, Wachenheim einen zweiten Markt. „Das Einzelhandelsgutachten sagt eindeutig, dass die Kaufkraft drei Märkte in der Verbandgemeinde möglich macht. Deshalb würde ich mich als VG-Bürgermeister gleichermaßen für die Realisierung beider zusätzlicher Standorte einsetzen“, sagt Bechtel. „Dazu müssen wir den Flächennutzungsplan endlich ändern.“ In Ellerstadt wünsche er sich eine Erweiterung des Gewerbegebiets, um Betriebe halten zu können. „Ich bin doch froh über jeden Gewerbebetrieb, der sich bei uns ansiedelt, egal in welcher Gemeinde. Denn über die Verbandsgemeindeumlage profitieren ja wieder alle vom Gewerbesteueraufkommen.“ Auch von Neubaugebieten, fügt er an. Alle vier Gemeinden liegen an einer Entwicklungsachse und haben deshalb noch Chancen auf neue Flächen. „Das wird aber immer schwieriger, weil die Vorschriften zu Flächenversieglung und Zersiedelung strenger werden“, so Bechtel. „Das ist überhaupt der Punkt. In der Verbandsgemeinde können wir nur gemeinsam stark sein. Und es wird ja auch besser.“ Die Feuerwehren arbeiteten gut zusammen, bei der Tourismusförderung seien alle Ortschaften dabei, im Forstzweckverband zögen alle an einem Strang, die Bürgermeister besuchten die Neujahrsempfänge der anderen Orte, listet Bechtel auf. „Ich möchte mehr Austausch zwischen den Gemeinden, auch zwischen den Gemeinderäten. Wenn wir mehr miteinander sprechen, werden wir verstehen, dass wir alle dieselben Ziele haben.“ Es fällt ihm schwer die vielfältigen kommunalen Themen auszublenden. Eines ist die mögliche Fusion mit der Verbandsgemeinde Deidesheim. Kommt sie oder kommt sie nicht? „Das kann momentan niemand mit Sicherheit beantworten. In einem aktuellen Schreiben der Landesregierung, das Verbandsgemeinden auflistet, die fusionieren müssen, werden Deidesheim und Wachenheim nicht erwähnt. Damit wird es etwas unwahrscheinlicher, dass es bis 2019 eine Fusion gibt. Trotzdem müssen wir gut vorbereitet sein“, meint Bechtel. Grundsätzlich seien aber alle Arten der Kooperation gut. Die Zusammenarbeit im Forstzweckverband Mittelhaardt sei in dieser Hinsicht sehr ermutigend, findet er. Und das sei innerhalb der Verbandsgemeinde nicht anders. „Wir sollten Chancen für mehr gemeinsame Projekte nutzen. Dann können wir einiges erreichen.“

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