Neustadt Mit Mut, Herz und Verstand

Detailverliebte Kostüme, tolles Spiel: Anina Krill als Dorothy und Evan Buckentin als Blechmann in „Der Zauberer von Oz“.
Detailverliebte Kostüme, tolles Spiel: Anina Krill als Dorothy und Evan Buckentin als Blechmann in »Der Zauberer von Oz«.

HASSLOCH. Das Mädchen Dorothy wird hinter den Regenbogen gewirbelt und sucht mit ganz besonderen Zauberwesen den Heimweg zurück nach Kansas. Am Premierenwochenende von „Der Zauberer von Oz“ begeisterte die Märchenbühne des Kulturvereins „Ältestes Haus“ gleich zweimal ihr Publikum in der Turnhalle der Ernst-Reuter-Schule mit live gesungenen Liedern, Wortwitz, Überraschungen und Lichteffekten.

„Somewhere over the rainbow“ heißt das wohl bekannteste Lied, das mit der Filmvorlage und dem Theaterstück „Der Zauberer von Oz“ verbunden wird. Irgendwo hinterm Regenbogen also – das klingt nicht nur ziemlich bunt, sondern ist es auch. Das Publikum wartete also gespannt auf farbenfrohe Kostüme und Kulissen und wurde nicht enttäuscht. Schon zu Beginn des Stücks entführten die drei jungen Regisseure Max Erdmann, Jan Rittinger und Yannic Stein die über 150 Premierenbesucher auf einen großen Jahrmarkt nach Kansas. Mit bemerkenswert detailverliebten Kostümen, von den Spitzenkleidern und Hüten der aufwendig geschminkten Südstaatenschönheiten bis hin zu Schiebermützen und Strumpfmode der Herren, stellen die 30 Schauspieler das bunte Treiben im Jahr 1930 um Dosenwurfstand und „Hau-den-Lukas“ authentisch dar. Ein starker Sturm mit bedrohlichem Licht und flatternden Wimpeln löst den Rummel allerdings auf und wirbelt Dorothy (Anina Krill) hinfort, weit weg von Tante Em (Vanessa Dietz) und Onkel Henry (Tim Schwidetzky). Im magischen Oz-Land landet Dorothy zunächst in der Welt der Munchkins: Mit knallbunt abstehenden Haaren und in Latzhosen sehen Jake Buckentin, Livia Moncada und Paula Fuks aus wie kleine Kobolde und erobern schnell die Herzen der Zuschauer. Dorothy, mit blauer Haarschleife und passendem Kleid in perfekter Optik wie einst Judy Garland in der Verfilmung vor fast 80 Jahren, soll verantwortlich für den Tod der bösen Hexe Gemma sein, die in Wahrheit im Sturm von einem Haus erschlagen wurde. Die gute Nordhexe Glinda (Kara Keidel) schenkt Dorothy daraufhin deren rote Zauberschuhe, was nun Westhexe Grusella böse stimmt: Jasmin Drahonovsky stellt die böseste aller Hexen mit fiesem Lachen und kompliziertem Zauberspruch auf der Seitenbühne mit viel Einsatz dar. Auf dem Weg zum Zauberer von Oz (Bastian Stein) trifft Dorothy eine schlaksige Vogelscheuche (David Vollweiler), die sich Verstand wünscht, aber von den drei Raben – witzig dargestellt von Fabian Golz, Oliver Krein und Tim Schwidetzky – geärgert wird. Dazu gesellen sich noch der Blechmann (Evan Buckentin) in glitzernder Robe, der ein Herz möchte, und der Löwe (Sophie Scholz), der ein bisschen Mut bräuchte. Auf ihrer Reise trifft die Gruppe unter anderem die urkomischen „Grünetten“ (Marlene Mildenberger, Hana Halavac, Gina Kornberger, Gülsah Zeytin), die Schutzbrillen für die strahlende Smaragdstadt verteilen. Und auch die tanzenden Porzellanpuppen Sabiene Neuberg, Ronja Zabler und Friederike Weiss mit ihrer Hexenchefin Eitelgunde (Anna-Katharina Weiler) machen Eindruck. Das Ende jeder bösen Hexe wird mit dem Lied „Ding dong, die Hexe ist tot“ vor phantasievollen Bühnenbildern ausgelassen besungen, und Anina Krill als Dorothy meistert ihr schwieriges Lied über den Regenbogen, einstudiert bei Gesangscoach Fiona Fuhrer, mit Bravour. Kein Wunder also, dass eine so „zauberhafte“ Darbietung mit überzeugenden Spielern und mutigen Musicalpassagen das Publikum rasch in den Bann zog. Termine Weitere Aufführungen Samstag und Sonntag, 8./9. Dezember, 15 Uhr, in der Turnhalle der Ernst-Reuter-Schule Haßloch. Karten (8/6 Euro) bei Bücher Friedrich.

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