Neustadt Kreativ und qualitätvoll

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Neustadt. Richtig eng war es am Wochenende im Otto-Dill-Museum. So stauten sich etwa am Samstagnachmittag die Besucher förmlich an den Wänden, um sich die Modenschau der Deidesheimer Designerin Stefanie Wiebelhaus anzusehen. Auch sonst stießen die Angebote aus verschiedenen Bereichen vom Schmuck bis zu Antiquitäten, die die Ausstellung „Kunstvolles Handwerk“ zwei Tage lang offerierte, auf großes Publikumsinteresse.

Eine Modenschau, erklärt Organisatorin Christiane Wettmann im Gespräch, gehöre erstmals zum Rahmenprogramm. Aber offensichtlich gefalle es den Besuchern. Tatsächlich probiert in einer Ecke eine Kundin gleich das Wendecape an, das ein Model noch kurz zuvor beim Catwalk gezeigt hat. Auf der einen Seite weist das schwarze Teil einen Ärmel zum Reinschlüpfen auf, auf der anderen einen Überwurf. Mit einem Schal, den silberne Trotteln beschweren und schmücken, ist es über eine Art Schulterleiste zu schließen. Einfach nur schick, findet die Frau. Natürlich, betont Wiebelhaus, sei es auch in einer anderen Farbe oder Farbkombination zu bekommen. Die Unikate der Designerin wirken schlicht bis reduziert. Ungewöhnliche Schnitte oder Verarbeitung verleihen ihnen den besonderen Pfiff. Eine kleine, aber feine Auswahl seiner Glaskunst hat Wolfgang Helfferich mitgebracht. Der Neustadter, der solides Handwerk mit echter Kunst verbindet, schätzt gerade Linien. In einen Betonquader ist Floatglas eingebettet, also Glas, das in einem speziellen Fließverfahren hergestellt wurde. Umrahmt und gehalten wird es von Edelstahl. „Denkbar ist, dieses Objekt als Leuchtkörper zu nutzen“, erklärte Helfferich. Dazu müssten in den Glashohlkörper lediglich LED-Leuchten installiert werden. In Foyers von Firmen oder Hotels und in moderne Vinotheken könne er sich gut eine Reihe dieser Lampen vorstellen. Wie entsteht eine Radierung? Gerhard Hofmann beantwortete diese Frage bei einer Demonstration des Tiefdruckverfahrens. Dabei werden auf mechanische oder chemische Weise Vertiefungen auf eine Druckplatte aufgebracht, die später das Motiv ergeben. Drei kleine quadratische Druckplatten hat Hoffmann bereits vorbereitet. Auf diesen sind die Umrisse eines Schmetterlings zu erkennen, die er von einer Vorlage abgepaust hat. Mit einem Gazetuch bringt er auf der ersten Platte gelbe Ölfarbe auf, die sich in den Vertiefungen festsetzt. Mit einem weiteren, gröberen Gazetuch wischt er die überflüssige Farbe weg. Dann holt der Künstler aus einer gut verschlossen Tüte gewässertes Büttenpapier und legt es vorsichtig in die Druckpresse. Das gleiche Prozedere folgt danach noch mit roter und blauer Farbe. Am Ende zeigt das Papier einen bunten Schmetterling, der nur noch drei bis vier Tage trocknen muss, wie Hoffmann erklärt, „dann können Sie es in einen Rahmen packen“. Auch das Bild und die Zahl auf den Euroscheinen seien im Tiefdruckverfahren hergestellt, berichtet der Grafiker weiter – und reibt demonstrativ einen 50- und einen 100-Euro-Schein auf Papier. Und siehe da, etwas Braun und Grün bleibt haften, obwohl die Banknoten sicher schon durch viele Hände gegangen sind. Mitgebracht hat der Künstler diverse Tiermotive: Katzen, Hunde, Taube und Fisch. „Die Auflage ist auf 75 limitiert“, betont Hofmann. Mit gut galvanisierten Druckplatten könnten aber durchaus 1000 bis 2000 Abzüge produziert werden. (giw)

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