Neustadt Kleiner Knappe und knuffiger Drache

Hassloch. Mit Mut, Selbstvertrauen, Cleverness und der Unterstützung treuer Freunde können auch kleine Leute ganz groß rauskommen– das ist die Botschaft von „Vincelot und der Feuerdrache“. Die Freie Bühne Neuwied zeigte das Theaterstück für Kinder ab fünf Jahren nach den Kinderbüchern von Ellen Alpsten und Andrea Hebrock am Dienstag beim Festival „Theater international“ im ausverkauften Jugend- und Kulturhaus „Blaubär“.

Es war die zweite von insgesamt neun Haßlocher Theateraufführungen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals, bei dem die Kommunen Haßloch, Bad Dürkheim, Speyer und Ludwigshafen mit finanzieller Unterstützung des Mainzer Kulturministeriums seit vielen Jahren miteinander kooperieren. Erklärtes Ziel der Reihe, die in Haßloch bis Mittwoch kommender Woche läuft, ist es, Kinder und Jugendliche ans Theater heranzuführen. Und das gelang den Theaterleuten aus Neuwied sogar fast ganz ohne das sonst übliche Zwiegespräch mit den kleinen Zuschauern und komplett ohne erhobenen Zeigefinger. Die beiden Darsteller Tammy Sperlich und Boris Weber zogen die Kindergarten- und Grundschulkinder mit einem mal leicht gruseligen, mal witzigen Mix aus Schauspiel und Figurentheater sowie Lied- und Tanzelementen mühelos in das unterhaltsame Geschehen hinein. Die erwachsenen Zuschauer konnten sich an netten Details wie zum Beispiel einem im norddeutschen Dialekt sprechenden Räuber und einem mit krächzender Fistelstimme ausgestattetem Schwert erfreuen. Die Handlung: Das ganze Königreich leidet unter dem Bösewicht Fürst Finster, der unterstützt von seiner Räuberbande und einem roten Feuerdrachen alle Bewohner terrorisiert. Nun droht Fürst Finster auch noch, Prinzessin Paula zu entführen, die für ihn den Haushalt machen soll. Der König bittet die Ritterschaft um Hilfe, jedoch traut sich niemand, den üblen Gesellen entgegenzutreten. Niemand, außer Ritter Roland und seinem Knappen Vincelot. Diese machen sich sogleich auf den Weg zum Berg der Bosheit, wo Fürst Finster sein Lager hat und wo auch der rote Feuerdrache haust. Da Ritter Roland aber in Wirklichkeit mehr prahlt und schläft, als zu kämpfen bereit ist, muss der kleine Vincelot mit seinem sprechenden Zauber-Holzschwert Jaber am Ende allein den Kampf gegen das Böse aufnehmen. Die Kinder werden eine ganze Weile auf die Folter gespannt, bis endlich der von allen heiß ersehnte rote Drache auf der Bühne erscheint. Sein Auftritt in einer dunklen Höhle wird ordentlich gruselig mit Trockeneisnebel inszeniert, und etliche Kinder springen vor lauter Aufregung kreischend auf die Füße. Doch zum Glück stellt sich ganz schnell heraus: Der knuffige „Purpur“, wie alle Puppen von Monika Seibold sehr liebevoll gestaltet, ist gar kein böser, sondern ein ganz lieber Drache. Um dem König seinen geklauten Goldschatz zurückzubringen und Fürst Finster zu besiegen, muss Purpur sogar echtes Feuer speien lernen. Bisher hatten ihn eine schwere Erkältung und vor allem sein mangelndes Selbstbewusstsein immer davon abgehalten, seine angeborene Fähigkeit mal richtig auszuprobieren. Wie einsam sich der Drache außerdem so ganz ohne Spielkameraden alleine in der finsteren Höhle gefühlt haben muss, wird den Kindern klar, als er für sie das Lied „I feel lonely“ singt. Doch dank des Helden Vincelot fängt für Purpur endlich ein ganz neues Leben an: Er darf mit seinen neuen Freunden ins Schloss umziehen. Und am Ende geht für den Knappen sein größter Traum in Erfüllung: Er wird vom König zum Ritter geschlagen.

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