Neustadt Kirche hofft nochmals auf Gemeinde

In den 1950er Jahren erbaut und jetzt „nahezu klimaneutral“: die Kindertagesstätte Paulusheim.
In den 1950er Jahren erbaut und jetzt »nahezu klimaneutral«: die Kindertagesstätte Paulusheim.

Die energetische Sanierung der Kita Paulusheim ist teurer geworden als geplant. Ursprünglich waren 758.000 Euro veranschlagt, die Gemeinde hatte sich bereit erklärt, die Hälfte zu übernehmen. Im Februar teilte die protestantische Kirchengemeinde mit, dass die Kosten auf 863.000 Euro steigen und eine Förderung auch der Mehrkosten beantragt. Höhere Kosten entstanden für einen behindertengerechten Zugang (17.000 Euro), Rauchschutztür (5500 Euro), Asbestsanierung (25.900 Euro), PCB-Sanierung (Polychlorierte Biphenyle, 15.000 Euro), Mineralfaserdämmung (6400 Euro), Garderoben (6000 Euro, Anpassung an „kommunalen Standard“), Architektenhonorar (11.900 Euro), Fachingenieure Elektro und Heizung (9500 Euro und 13.600 Euro). Eingespart wurden 5800 Euro. „Nahezu klimaneutral“ sein soll die Kita nach der Wärmedämmung von Fassade und Dach sowie dem Einbau neuer Fenster, durch effiziente Warmwasserbereitung und Wärmeverteilung, durch die Umstellung auf LED-Beleuchtung, den Einbau einer Photovoltaik-Anlage und einer Pellets-Kaskadenheizung für die Kita sowie das benachbarte Gemeindezentrum und die Pauluskirche . Protestantische Kirche: Mehrkosten allein nicht zu tragen Der geschäftsführende Pfarrer Friedrich Schmidt-Roscher teilte auf RHEINPFALZ-Anfrage mit, dass erstmals bei einem Projekt der Kostenrahmen nicht eingehalten werden konnte. Die Kirchengemeinde könne die Mehrkosten alleine nicht tragen, weshalb man sich an die Gemeinde gewandt habe. Den Einbau eines behindertengerechten Zugangs hätten „zugegebenermaßen alle Beteiligte übersehen“, bedauerte er. Die Mehrkosten für die Fachingenieure Elektro und Heizung resultierten daraus, dass die Zuschüsse vom Bundesumweltamt in Höhe von 140.000 Euro nur dann gezahlt werden, wenn alles korrekt ausgeführt und abgerechnet sei. Um dies sicherzustellen, sei der Kirchengemeinde geraten worden, Fachingenieure zu beauftragen. Ursache für die gestiegenen Architektenkosten sei die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOIA). An die Gemeinde würden keine Forderungen in einer bestimmten Höhe gestellt, so Schmidt-Roscher. „Wir werden nochmals unsere schwierige Situation transparent schildern und hoffen auf einen hohen Zuschuss.“ Bisher sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde gut gewesen, aktuell bei der Vermietung der Nebenräume der Pauluskirche, die die Gemeinde ab den Sommerferien für weitere Kita-Gruppen nutzen will, „sind wir der Gemeinde sehr weit entgegengekommen und haben uns auf einen fairen Preis geeinigt“. Sozialdezernent Trösch: Gemeinde sollte Signal senden In der Sitzung des Sozialausschusses sagte Sozialdezernent Ralf Trösch (SPD), derzeit stelle die protestantische Kirche die meisten Kita-Plätze bereit. Auf diese sei die Gemeinde angewiesen, um den Rechtsanspruch auf einen Platz, der bereits für Zweijährige besteht, erfüllen zu können. „Hier sollten wir ein Signal senden, dass die Gemeinde für die Mehrkosten einen Anteil zahlt, obwohl wir das nicht müssten“, so Trösch. Die Kostenbeteiligungen vieler umliegender Kommunen lägen deutlich über 50 Prozent (Neustadt: 90 Prozent). Andreas Rohr, Sozialverwaltung, sagte, laut Gesetz habe sich die Gemeinde angemessen zu beteiligen. Durch die Änderung der Kreisrichtlinien entfalle der Kreisanteil, so dass Kirchengemeinde und Gemeinde die Kosten zu tragen hätten. „Wir sind schon entgegengekommen und zahlen 50 Prozent“, so Rohr. Die HLL, so Tanja Orth, sage „Nein“ zur Beteiligung an den Mehrkosten: „Irgendwann ist Schluss.“ Nur die Asbest- und PCB-Sanierung könne bezuschusst werden, „aber auch nur mit 32,5 Prozent“. Heidi Horn (Grüne) bewertete es als „Hohn“, dass die Kitas bei den „freiwilligen Leistungen“ eingestuft seien. Wenn die Kirche keine Betreuungsplätze bereitstelle, müsse dies zu 100 Prozent die Gemeinde leisten. Michael Puxler und Katharina Schuler (beide CDU) sahen das Problem der Mehrkosten (ausgenommen Brandschutzauflagen, Asbest- und PCB-Sanierung) in einer falschen Planung. Fehlleistungen sollte die Kirche mit dem Architekten besprechen. Dem Vertagungsantrag von Roswitha Theobald (HLL), Marliese Nitsche und Beate Gabrisch (beide CDU) bis zu einer zusätzlichen Sitzung nach den Sommerferien wurde mit zehn Ja- bei drei Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen zugestimmt.

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