Neustadt In Kontakt mit der Kunst

Ludwigshafen. „Are you talking to me?“ heißt ein Projekt, das noch bis 2. August neue Formen der Beschäftigung mit Kunst im Wilhelm-Hack-Museum erprobt. Die Performerinnen Hannah Dawn Handerson und Vasiliski Sifostratoudaki sind Teil dieses Projekts. Ihre Aktion „By burning we obtain one gram of powder“ haben sie für Amsterdam entwickelt und nun auch in Ludwigshafen gezeigt.

„Dürfen die auf dem Klavier spielen?“, fragte irritiert die Museumsaufsicht die Projektkoordinatorin Angelika Pröll. Die Töne der angeschlagenen Melodie durchdrangen den Museumsraum mit all seinen Einsichten, Ausblicken und Durchbrüchen. Lebendig wirkte das. Einladend und frisch. Angelika Pröll zuckte die Schultern. „Das sind die Performerinnen, die wir eingeladen haben. Die machen das immer mal“, gibt sie zur Antwort. Die Arbeit der beiden Künstlerinnen will zum Dialog mit der Kunst und zum Austausch der Besucher untereinander einladen. Dabei dringen sie auch in Grenzbereiche vor. „Wir versuchen einen sinnlichen und respektvollen Umgang mit Kunstbetrachtung anzuregen“, erklärt die Griechin Vasiliski Sifostratoudaki. Natürlich ist das Betreten oder Begreifen von Kunstwerken auch im Hack-Museum nicht gestattet. Diese Grenze versuchen die Performerinnen zu akzeptieren. Trotzdem nähern sie sich einem körperlichen oder sinnlichen Austausch mit den Exponaten so weit wie möglich an. Sie riechen an Kunstwerken und sprechen auf Englisch darüber, wie sie den Geruch beschreiben würden. Sie führen ihre Hand so nah wie möglich an eine Skulptur heran und beobachten, wie der Schatten der Skulptur die Farbe der Hand verändert. Mit solchen Aktionen erweitern sie einen Dialog mit dem Besucher, den manche Kunstwerke bereits implizieren. Etwa die Rauminstallation „Floor“ von Maider López , die bereits 2005 bei der Biennale in Venedig zu sehen war, entzieht dem Besucher raffiniert den gewohnten Bodenkontakt. Gleitende grau-orangene Latten, die sich beim Betreten verschieben und jeden Schritt etwas unsicher werden lassen, verdecken im Eingangsbereich den gewohnten grauen Steinboden. Und so verlangt plötzlich etwas Aufmerksamkeit, was sonst eine unhinterfragte Voraussetzung von Gehen und Stehen in Innenräumen ist: Der Boden im Museum wird zum „Gelände“ und bekommt alle Aufmerksamkeit. Die Installation „Laughing Gas“ der niederländischen Künstler Lisbeth Bik und Jos Van der Pol geht noch einen Schritt weiter, und zwar ins Freie. Vor den Scheiben des Museums parkt eine grell-orangene Ape. Der dreirädrige Minilaster mit dem Motor einer Vespa ist mit der chemischen Formel für Lachgas bemalt und hat auf der Ladefläche eine Nebelmaschine installiert. An bestimmten Tagen fährt die Lachgas-Ape Ludwigshafens Fußgängerzone auf und ab und benebelt Passanten frech. Der harmlose Nebel, der natürlich kein echtes Lachgas ist, provoziert Reaktionen. Er spielt mit dem Verständnis von Humor der Passanten. Ein Film von den Lachgas-Ausflügen des Minilasters mit den Reaktionen der Passanten wird im Museum gezeigt. Am heutigen Montag kann man den spritzigen Mini-Laster noch einmal zwischen Rathauscenter und Berliner Platz erleben. Gefahren wird er vom Hausmeister des Museums, der auch den Nebelschalter nach Lust und Laune bedient. „Humor ist ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung“, sagt Kuratorin Öykü Özsoy schmunzelnd, die sich das Projekt „Are you talking to me“ ausgedacht hat.

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