Neustadt Im wahrsten Sinne einmalig

Neustadt. Ein eigens für diesen Abend komponiertes Jazz-Menü genossen die Gäste am Freitagabend im bis auf den letzten Platz gefüllten Restaurant „Urgestein“ in der Neustadter Altstadt. Drei versierte Musiker aus der Region griffen – zum ersten und einzigen Mal in dieser Formation – als Trio „URvertrauen“ zu den Instrumenten.

Der „Steinhäuser Hof“, Hauptquartier des Neustadter Jazzclubs, ist längst zu einem beliebten Geheimtipp für Musiker unterschiedlichster Couleur geworden. Im zugehörigen Restaurant „Urgestein“ war die Idee zu einem ganz exklusiven Projekt entstanden, das nur ein einziges Mal zu erleben sein sollte und sich als Hommage an den Ort seiner Entstehung „Trio URvertrauen“ nannte. Entstanden war „URvertrauen“ durch Initiative des in Mannheim lebenden, aus der Jazz-Stadt Burghausen stammenden Pianisten Daniel Prandl. Mit dabei waren der in Mannheim lehrende und in Heidelberg lebende „Bass-Professor“ Thomas Stabenow und der Gitarrist Bernhard Sperrfechter aus Speyer, eine Art Geheimtipp der aktiven Rhein-Neckar-Dreieck-Jazzszene. Sperrfechter spielt eine Gibson L5 und ist beispielsweise schon mit der Sängerin Jutta Brandl in unserer Region bekannt geworden. Er arbeitet mit der Mannheimer Vokalistin Barbara Lahr („Sanfte Liebe“) oder der Percussions-Legende Erwin Ditzner zusammen. Sperrfechter bevorzugt einen lyrisch, melancholischen Sound. Thomas Stabenow spielt seinen Kontrabass mit erfrischender Ruhe und bildet das Grundgerüst von „URvertrauen“: drei Musiker, die sich kennen und schätzen und die blind auf einander vertrauen können, ein wichtiges Element im Jazz. Mit der Eigenkomposition „A Walk on the Countryside“ zaubert Spiritus Rector Daniel Prandl diese unnachahmliche Stimmung in das gemütliche Gewölbe. Ein „Das-kenne-ich- doch-irgendwoher“-Gefühl stellt sich ein. Zwei Konzerte am Nationaltheater Mannheim brachten Daniel Prandl die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart nähe. „Rhythm 449“ nach Köchel-Verzeichnis 449 kreuzt Prandl mit „I’ve got Rythm Changes“, und spätestens jetzt wird klar, dass George Gershwin beim Salzburger Popstar in die Schule gegangen sein muss. Wussten Sie, wie Mozarts „Rondo à la Turk“ swingen kann? „Wir sind heute etwas old school, mainstreamiger unterwegs“, sagt Prandl grinsend auf die Frage des Chronisten. Prandl’s „Elixier“ könnte die Titelmusik zu einem spannenden Abenteuerfilm sein, seine aktuelle CD „A Hero’s Journey“, die wir an gleicher Stelle vor einiger Zeit vorgestellt bekamen, ist aktuell vergriffen, soll aber bald wieder erhältlich sein. „Grillen mit Toddis“ ist ein sehr relaxter Swing, der zwischendurch auf Seitenpfade abbiegt, aus „Have you met Mrs. Jones“ wird die „Heavy Metal Jones“ mit einer tüchtigen Prise Erroll Garner und schräg gebürsteten Piano-Cluster-Rhythmen, die Prandl meisterlich beherrscht. Relaxter Jazz für Einsteiger, kräftig gewürzt mit schrägen Klängen, die den Jazz ausmachen, aber nie erschreckend wirken, viele „bekannte“ Eigenkompositionen wie „Mina`s Theme“, die Entdeckung eines Gitarristen und ein traumhaft gestrichenes Bass-Feature „In a sentimental mood“ mit dem Geigenbogen durch Thomas Stabenow, das ist das Fazit eines gelungenen Abends. Die Zugabe programmatisch: Der „Sehnsucht nach dem Frühling“ von Mozart, verbunden mit „Bleiben Sie fröhlich“ – bei dieser Musik ganz bestimmt.

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