Neustadt Haßloch: Einigeln bis zum Frühjahr

Wenigstens ein halbes Kilogramm sollten Igel wiegen, wenn sie sich draußen zum Winterschlaf zusammenrollen. Wegen der heißen Som
Wenigstens ein halbes Kilogramm sollten Igel wiegen, wenn sie sich draußen zum Winterschlaf zusammenrollen. Wegen der heißen Sommer der vergangenen Jahre bekommen einige Tiere gegen Ende der Saison ein zweites Mal Nachwuchs. Die Kleinen haben es dann schwer, sich schnell genug Winterspeck anzufuttern.

Die Igelstation des Tierschutzvereins in Haßloch ist einzigartig in der Region. In einem warmen Raum versorgen Helfer untergewichtige, verletzte und kranke Tiere. Bis zur Auswilderung halten „aufgepäppelte“ Igel Winterschlaf im geschützten Außenbereich.

Das richtige Gewicht für den Winterschlaf

Ein leichtgewichtiger Patient bewohnt derzeit die Igelstation des Haßlocher Tierheims im Füllerweg. Vier weitere stachelige Gesellen haben noch rechtzeitig ein Gewicht von mindestens einem Pfund wiederlangt, ab dem sie draußen Winterschlaf halten können. Dabei bleiben sie im rundum geschützten Außenbereich des Tierheims. Um die 40 Igel haben die Haßlocher Tierschützer im vergangenen Jahr versorgt, rechnet Klaus Hoffmann im RHEINPFALZ-Gespräch nach. Der Vorsitzende und Initiator des 1991 gegründeten „1. Tierschutzvereins Haßloch und Umgebung“ kann mit seinem Team auf viele Jahre Erfahrung in der Igelhilfe zurückblicken. Um den Schutz der Igel zu gewährleisten, haben Besuchern keinen Zutritt zu dem 40 Quadratmeter großen Raum im Tierheim im Füllerweg, das 2006 eröffnet wurde. „Der Igel ist ein echtes Wildtier, aber viele Leute sehen das nicht ein, weil er für sie eben niedlich aussieht“, erklärt Hoffmann. Wenn ein Igel in Not ins Tierheim gebracht wird, überprüfen die Helfer zunächst seinen Gesundheitszustand. Danach wird das Tier auf die Station gebracht, wo er zwischen saubere, frische Papierschnipsel in eine Box gesetzt wird und fleischhaltiges Katzenfutter aus einem Napf fressen kann. Ab und zu wird ein gekochtes Ei serviert. Der derzeitige Patient hatte nur 258 Gramm gewogen, als er gefunden worden war, erzählt Hoffmann. „Das ist natürlich noch viel zu leicht für den Winterschlaf, und in so kurzer Zeit schafft er es auch nicht auf das notwendige Gewicht“, meint der Vorsitzende. Immerhin habe das Tier jetzt die 300-Gramm-Marke erreicht.

Igel-Check im Außenbereich

Vier Artgenossen mit jeweils einem halben Kilogramm Körpergewicht haben sich im Außenbereich in kleinen Nestern zum Winterschlaf eingerollt. Hier müssen die Helfer – ein hauptamtlicher Mitarbeiter, zwei auf 450-Euro-Basis und viele Ehrenamtliche – gelegentlich prüfen, ob kein Igel ungeschützt zu finden ist, der es nach einem Spaziergang nicht zurück ins Nest geschafft hat. Der Klimawandel sei dafür verantwortlich, dass Igel immer öfter ein zweites Mal im Jahr und damit erst spät im Sommer Junge bekämen, sagt Hoffmann: „Wie sollen die es dann bis zum Winterschlaf auf ein gutes Gewicht schaffen?“

50 Gramm pro Woche

In freier Wildbahn beginnen Igel nach Auskunft des Vorsitzenden ihren Winterschlaf erst mit einem Gewicht von mindestens 500 Gramm. Ihre Körpertemperatur von 36 Grad Celsius sinke auf dann nur noch vier bis sechs Grad ab. Ist der Igel zu leicht, überlebe er die Prozedur nicht. In der Igelstation verhindert eine konstante Raumtemperatur von 20 Grad Celsius den natürlichen Vorgang, damit die Tiere weiter fressen können. Etwa 50 zusätzliche Gramm „Winterspeck“ können sich Igel pro Woche anfressen. Wenn Igel gefunden werden, liegen sie oft verletzt in Licht- oder Lüftungsschächten. Dellen oder ein dicker Bauch weisen auf Parasiten hin. Hoffmann betont: „Ein putzmunterer Igel von 600 Gramm oder mehr darf als Wildtier gar nicht mitgenommen werden, aber wenn wir das zu den Leuten sagen, sind sie oft noch sauer.“ Milch könne tödlich für die Tiere sein und auch Grünzeug fressen Igel nicht, muss Klaus Hoffmann immer wieder predigen, „weil sie keine Vegetarier sind“.

Die einzige Station weit und breit

Das Veterinäramt kontrolliere die Station in regelmäßigen Abständen. Einnahmen für das Tierheim bringe die Arbeit nicht, nur zusätzliche Kosten. Doch im Umkreis von 40 bis 50 Kilometern ist die Haßlocher Igelstation laut Hoffmann einzigartig: „Wir werden inzwischen von noch viel weiter weg angerufen und müssen dann erklären, dass das hier nur ein freiwilliges, zusätzliches Angebot unseres Vereins ist.“ Außerhalb der Öffnungszeiten können Anrufer auf die Mailbox sprechen. In Notfällen, die keinen Aufschub dulden, darf die Polizei angerufen werden, die dann die Tierschützer über deren Notfalltelefon informiert, sofern echte Dringlichkeit vorliegt. INFO —1. Tierschutzverein Haßloch und Umgebung; Telefon 06324/4944, E-Mail: tierschutzverein.hassloch@t-online.de. —Das Tierheim im Füllerweg 157 ist für Besucher donnerstags von 15 bis 17 Uhr, samstags 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung offen. —Spendenkonto: Sparkasse Rhein-Haardt, IBAN: DE25 5465 1240 0001 0108 00.

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