Neustadt Gespräch motivierend für Verband und Verein

«Neustadt.» 1125 Unterschriften, gesammelt per Online-Petition, hat Carsten Kimmle am Donnerstagabend im Sportheim des SV Schöntal dem Südwestdeutschen Fußball-Verband (SWFV) übergeben. Die Forderung Kimmles und seiner Unterstützer: Der Verband soll das Ehrenamt mehr würdigen, weniger Strafen verhängen, eine Kommunikation finden, die partnerschaftlich und nicht behördlich ist.

Kimmle, Jugendtrainer beim SV Schöntal, sieht sich als Sprecher vieler Vereine. Er beklagte – wie am 25. März berichtet – dass der SWFV sich von der Basis wegorientiert habe, meist nur als strafende behördliche Instanz wahrgenommen werde und die ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen nicht genug würdige. „Helfen Sie uns, neue Trainer zu finden. Kümmern Sie sich stärker um Trainer, die neu anfangen. Organisieren Sie den Spielbetrieb nicht über unsere Köpfe hinweg und überlegen Sie mit uns, welche Strafen in der Masse eine zu große Belastung sind“, appellierte Kimmle an die Verbandsvertreter Jürgen Veth, Vizepräsident des SWFV, und Klaus Karl, Vorsitzender des Fußball-Kreises Rhein-Mittelhaardt. Veth, der die Abwesenheit von Präsident Hans-Dieter Drewitz mit dessen Auslandseinsatz für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) entschuldigte, danke Kimmle für sein Engagement. „Ein Spielbetrieb ohne Strafen wird nicht möglich sein. Dann hätten wir in kürzester Zeit das totale Chaos“, stellte der „Vize“ klar und erklärte, warum einige Strafen, beispielsweise für verspätete Ergebnismeldungen, sinnvoll seien. Schließlich bekäme der Verband Gelder vom DFB für korrekt gemeldete Ergebnisse. „Wenn es einer nicht macht, soll er für den Schaden haften.“ Immerhin 25 Prozent des Verbandshaushaltes machten die Strafen aus, erklärte Veth, „aber über 70 Prozent geben wir auch direkt wieder für die Organisation des Spielbetriebs zurück.“ Weiter führte Veth viele Angebote des SWFV auf, die bezwecken sollen, was Kimmle forderte: Seminare für Vereinsverantwortliche, bei denen sie Hilfestellungen bekommen, um Leute für die ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen oder Kurzlehrgänge für Jugendtrainer beispielsweise. Veth ging auf die Jugendarbeit im Verband ein: „Die Förderung einer Jugendmannschaft wird im Sommer von 35 auf 50 Euro angehoben“, sagte er. Außerdem gebe es Jugendausschüsse, in denen stets intensiv gearbeitet werde. Kimmle erkannte, dass ihm vieles so nicht bewusst gewesen sei, auch weil er als Jugendtrainer noch nicht lange aktiv sei. Nun will er sich stärker an der Verbandsarbeit beteiligen und die nächste Sitzung im Jugendausschuss besuchen. Karl kennt das Problem, Ehrenamtliche zu finden: „Im Verband brauchen wir 300 davon, um den Spielbetrieb zu organisieren. Ohne Ehrenamt geht es nicht. Und ohne ein Danke auch nicht.“ Er kritisierte die vielen Spielverlegungen: „Früher gab es feste Spielzeiten. Heute wird rund um die Uhr immer irgendwo Fußball gespielt. Da werden in der Jugend auch Spiele verlegt, weil einer Mannschaft ein guter Spieler fehlt. Dies macht uns sehr viel Arbeit.“ Er gab Kimmle, der beim SV Schöntal viele Migranten integriert, gleich noch einen Tipp: „Über die Egidius-Braun-Stiftung bekommt man recht unbürokratisch 500 Euro, wenn man als Verein nachweisen kann, dass man mindestens fünf Flüchtlingskinder betreut.“ Die beiden Verbandsvertreter hoffen nun, dass der Abend in Schöntal der Auftakt zu weiteren gewinnbringenden Gesprächen sein wird, um Verbesserungen in der Zusammenarbeit zwischen SWFV und den 850 Vereinen zu erreichen. Kimmle hatte da eine Idee: „Zuletzt bekam ich eine Vorladung, weil es Unklarheiten mit einem Spielerpass gab, die sich anhörte, als müsste ich zum Strafgericht. Dazu noch in den Ferien. Hier kann man sicher einen anderen Umgangston und Termine außerhalb der Ferien finden.“ Veth verwies noch auf erste Fortschritte in Bezug auf den Ärger mit dem Online-Pass: „Die Art der Kritik hat uns berührt. Wir haben mit betroffenen Vereinen teils sehr gute Gespräche geführt und schon Verbesserungen erarbeitet. Ergebnisse werden den Vereinen in Kürze mitgeteilt.“

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