Neustadt Eine Leiche im Anspielkreis

Seine sprachliche Kreativität hat der protestantische Pfarrer Friedrich Schmidt-Roscher unter anderem schon mehrfach mit gereimten Mundart-Predigten unter Beweis gestellt. Jetzt hat er seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht.

„Gol“ spielt nicht wie Gilbert Keith Chestertons Geschichten um Pater Brown im kirchlichen Milieu, obwohl auch davon etwas in die Geschichte einfließt. Als Fußballfan hat sich Schmidt-Roscher vielmehr das Vorfeld der im Juni und Juli anstehenden Weltmeisterschaft in Brasilien gewählt. „Gol – ein brasilianischer Fußballkrimi“ lautet der volle Titel. „Gol“ ist eine Einheit brasilianischer Ermittler. Sie ermittelt in allen Fällen, die mit der WM zu tun haben. „Gol“ ist aber auch das brasilianische Wort für „Tor“, und „Gol“ soll auch auf Fußballplätzen in einigen Teilen der Pfalz gejubelt werden, hat Schmidt-Roscher in Erfahrung gebracht. Nicht nur „Gol“ allerdings ermittelt. Als wenige Tage vor der Eröffnung der WM im Anspielkreis auf dem Rasen des Estádio Conde Rodolfo Crespi in Sao Paolo die Leiche einer jungen Frau gefunden wird und wenig später der Pokal des Weltfußballverbandes aus der Luxus-Suite eines Hotels verschwindet, geraten Christian Forte, Pfälzer Pfarrer und Seelsorger der deutschen Nationalmannschaft, sowie eine Mitarbeiterin der Mannschaft in den Strudel der Ereignisse. In einer Kirche wird Forte wird von einem Unbekannten ein rätselhafter Brief zugesteckt, der beide in ein Dorf führt, in dem die Nachfahren von Auswanderern aus der Pfalz und dem Hunsrück leben. Vier Jahre lang hat Schmidt-Roscher an seinem Erstlings-Krimi geschrieben. „Ganz eigenartig“, sagt er, sei es, wie er überhaupt dazu kam. „Ich lese Krimis schon seit meinem neunten Schuljahr.“ Den Ausschlag aber habe eine Szene gegeben, die er 2005 während eines Kontaktstudiums in Rom gesehen habe: Zwei Männer reparierten ein Auto, daneben standen zwei Frauen und rauchten. „Dieses Bild löste in mir den Wunsch aus, Krimis zu schreiben.“ Freilich habe er bald gemerkt, dass es „ein weiter Weg ist vom Lesen zum Schreiben“. Ursprünglich habe er geplant, das Buch schon zur Europameisterschaft 2012 fertig zu haben. „So schnell ging das aber nicht.“ Geschrieben hat er oft in den frühen Morgenstunden. „Ich musste Zeitlöcher finden, um weder die Gemeinde noch die Familie zu vernachlässigen.“ Zweimal hat er sich zum Schreiben auch eine Woche Urlaub genommen. In Brasilien war er noch nie. Er hat die Möglichkeiten des Internets genutzt, und er hatte einen Gesprächspartner aus Sao Paolo, der ihm viel über die dortigen Lebensgewohnheiten erzählte, unter anderem über die alltägliche Angst vor Gewalt. Als Pfarrer fasziniert ihn an Brasilien, dass in diesem sehr katholischen Land 15 Prozent der Christen den Pfingstgemeinden angehören. Auch diese spielen in seinem Krimi eine Rolle. Die Spielernamen sind authentisch. „Im Unterschied zu Jogi Löw habe ich schon eine Nominierung vorgenommen“, sagt Schmidt-Roscher und lacht. „Außerdem konnte ich diejenigen spielen lassen, die ich gut finde.“ Zwei Spielszenen werden geschildert, „und natürlich kommt auch der FCK vor“, sein Lieblingsverein. Neue Ideen hat für weitere Werke hat Schmidt-Roscher auch schon. Im Moment befasst er sich mit dem Schreiben von Krimi-Kurzgeschichten. Ein größeres Projekt könnte eine Geschichte sein, die in der Pfalz spielt.

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