Neustadt „Eine historische Zäsur“

Uwe Kreitmann (52) übernimmt als Nachfolger von Gustav-Adolf Bähr den Vorsitz bei der Fördergemeinschaft und will vor allem auf
Uwe Kreitmann (52) übernimmt als Nachfolger von Gustav-Adolf Bähr den Vorsitz bei der Fördergemeinschaft und will vor allem auf Teamarbeit setzen.

«Neustadt-Mussbach.» Uwe Kreitmann ist bei der Mitgliederversammlung der Fördergemeinschaft Herrenhof am Montag von 104 der 117 anwesenden Mitglieder zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Gustav-Adolf Bähr, der seit Gründung der Fördergemeinschaft vor 35 Jahren an deren Spitze stand, trat nicht mehr an und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er habe sich erst einen Tag vor der Versammlung endgültig entschieden, „dass ich als Kandidat für den ersten Vorsitzenden nicht zur Verfügung stehe“, sagte der 80-Jährige.

Eine Karte, die er am Sonntag von zwei seiner Enkel bekommen habe, habe den letzten Anstoß dafür gegeben, „den Wunsch, den Herrenhof weiter zu führen, aufzugeben“. Die beiden hätten ihm mitgeteilt, dass sie den Opa nicht mehr lieb haben, wenn er am Montag kandidiere. Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer (CDU) lobte „die Einsichtsfähigkeit des Alters und die Spontanität der Enkel“. Wer gekommen sei, um einen „Boxkampf“, um das Amt des Vorsitzenden zu erleben, der sei nun wohl enttäuscht, so Bähr. Stattdessen werde er ein „Märchen“ erzählen. Das „Märchen“ von der Erhaltung und Sanierung des Herrenhofs, „dem Herz von Mußbach“, durch die Fördergemeinschaft und dem Aufbau eines Kultur- und Kunstzentrums. „Dieses Märchen ist zu Ende“, so Bähr. Er hoffe, dass die Zukunft des Herrenhofs „weiter glücklich gestaltet wird“. Einig waren sich Bähr und Röthlingshöfer, dass der Wechsel an der Spitze der Fördergemeinschaft eine „Zäsur“ ist, Röthlingshöfer sprach sogar von einer „historischen Zäsur“. Es war aber nicht nur ein Abend des Wechsels, sondern auch ein Abend des Lobs. Wenn der Herrenhof das Herz von Mußbach ist, dann sei Bähr der „Herzschrittmacher“, sagte Röthlingshöfer. Bähr sei „Motor und Kopf der Fördergemeinschaft“, so auch der stellvertretende Vorsitzende Eberhard Schwenck. „Der Herrenhof ist Dein Lebenswerk“, sagte er zu Bähr. Der Vorschlag, Bähr zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen, wurde einstimmig und mit Beifall angenommen. „Für 35 Jahre Vorsitz und unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Fördergemeinschaft“, steht auf der Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden. Der Herrenhof sei „ein großartiges Werk, das wir Gustav-Adolf Bähr verdanken“, sagte Kassenwart Hermann Bleiholder. Er erinnerte auch daran, dass er selbst es war, der den Herrenhof während Bährs schwerer Erkrankung 2017 „über 52 Wochen auf Kurs gehalten“ habe. Lob teilte auch Bähr aus, als Kassenwart habe Bleiholder seine Arbeit gut gemacht. Bähr lobte alle, die sich für den Herrenhof engagierten und engagieren. Drei hob er besonders hervor: den ehemaligen Oberbürgermeister Dieter Ohnesorge, mit dem er unter anderem die „Meisterkurse ausgeheckt“ habe. Die frühere, langjährige, inzwischen schwer erkrankte ehemalige Vorsitzende der Mußbacher Landfrauen, Karin Dennhardt. „Sie war die erste Frau in meinem Leben, die mir 1000 Mark gegeben hat“, so Bähr. Diese 1000 Mark der Landfrauen waren das Startkapital der Fördergemeinschaft Herrenhof. Lob gab es von Bähr außerdem für den „unentbehrlichen“ Hausmeister Kurt Helmstetter, der nun auch aufhört. Helmstetter war es, der den lautesten Beifall bekam, und Bähr ernannte ihn zum „Ehren-Hausverwalter“. Der neue Vorstand kommt weitgehend aus den Reihen der „Kabarettissimo“-Sparte der Fördergemeinschaft. Der 52-jährige Kreitmann, der gelernter Drucker ist und als Kalkulator für Drucksachen bei der Deutschen Bahn arbeitet, hat diese Kleinkunstreihe 1997 gestartet. Für ihn stehe die Arbeit des Teams im Mittelpunkt, er wolle den Herrenhof in eine „fortschrittliche teamorientierte Zukunft“ führen, so Kreitmann. Auf Anfrage der RHEINPFALZ teilte er mit, dass er auch weiter die „Kabarettissimo“-Reihe verantwortlich betreuen werde. Auch der neue stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Hey und die neue Schriftführerin Petra Breidenbach sind bei „Kabarettissimo“ aktiv. Zum Kassenwart wurde wieder Bleiholder gewählt. Der berichtete, dass die Fördergemeinschaft Herrenhof im vergangenen Jahr einen Überschuss von 38.000 Euro erwirtschaftet hat. Die Zahl der Mitglieder gehe zurück, derzeit sind es 878. Von denen ist nach Angaben von Bleiholder die Hälfte über 66 Jahre alt. Kreitmann teilte mit, dass sich Schwenck weiter um den Bereich Bauen kümmern werde. Im kommenden Jahr stünden unter anderem die Erneuerung von Dach, Fassade und Rollläden der Villa sowie Brandschutz- und Renovierungsarbeiten an Kelterhaus und Ausstellungshalle an, erklärte dieser.

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