Neustadt Eine erfolgreiche Fernbeziehung

Neustadt. Steven Korn und Katrin Domme sind der neuste aufgehende Stern am Nachwuchshimmel des TSC Saltatio im TV Mußbach. Das Paar tanzt erst seit Anfang des Jahres zusammen, hat sich mit Rang zwei bei der deutschen Meisterschaft in den lateinamerikanischen Tänzen der Altersklasse Junioren II, die Ende Februar in Neustadt stattgefunden hat, aber bereits für die WM qualifiziert.

Wenn Katrin Domme und Steven Korn zusammen trainieren wollen, wird es kompliziert. Ziemlich kompliziert sogar. Sie können nämlich nicht einfach beide in die Sporthalle kommen, sich umziehen und anfangen zu tanzen. Dafür liegen ihre Wohnorte viel zu weit voneinander entfernt. Über 250 Kilometer genaugenommen. Domme wohnt in einem kleinen Dorf bei Nürnberg, Korn in Neustadt. Wenn die beiden zusammen trainieren wollen, muss sich Domme in Nürnberg in den Bus setzen und rund drei Stunden in die Pfalz fahren. Das macht die 13-Jährige jeden Freitag (sonntags fährt sie dann wieder zurück), fast jeden Mittwoch (wobei ihre Mutter sie da meistens mit dem Auto fährt) und immer in den Ferien (in „kürzeren“ Ferien ist sie oftmals durchgängig in Neustadt). Dann trainieren die beiden täglich sechs, sieben Stunden, unterbrochen nur von der Mittagspause. Katrin Domme wohnt dann für diese Zeit bei Familie Korn, hat dort ein eigenes Zimmer und gehört irgendwie schon zur Familie dazu. Zumindest so eine Art Zweitfamilie sind die Korns für sie mittlerweile geworden, sagt sie. „Sie ist sogar schon bei Familienfeiern dabei“, erzählt Steven Korn. Man könnte jetzt sagen, diese „Fernbeziehung“ ist ein „Partnermodell“ unter erschwerten Bedingungen. Denn beide Sportler, vor allem aber Domme („Das ist kein Hobby mehr, das ist Leistungssport“), müssen viel Zeit investieren. Die beiden sehen das allerdings anders. „Ich finde das besser so“, sagt Korn: „Man trainiert erst sehr intensiv und dann sind ein paar Tage Zeit, sodass sich das Erlernte setzen kann.“ Aber es gehört natürlich schon viel Herzblut für den Sport dazu, um einen Großteil seines Wochenendes und seiner Ferien in der Trainingshalle zu verbringen. „Tanzen bedeutet mir sehr viel, es bringt mir Spaß, Freude und Erfolg“, sagt Korn, der die Realschule im Böbig besucht. Vermutlich macht dieser Erfolgsrausch, in dem sich beide dieses Jahr schon befunden haben, vieles einfacher. Sie tanzen erst seit Anfang des Jahres zusammen. Katrin Domme tanzte zuvor mit Stevens älterem Bruder Sascha, Korn mit Isabell Justus. Doch bei dem einen Paar war der Altersunterschied zu groß, bei dem anderen passte es, trotz Platz vier bei den deutschen Meisterschaften 2012, nicht so. Bei Domme/Korn hingegen scheint es eine Art tänzerische Liebe auf den ersten Blick zu sein. „Das Verständnis füreinander war gleich da“, sagt Domme. „Von beiden Seiten.“ Was sie auf jeden Fall eint, ist der Ehrgeiz, der Hunger nach Erfolgen, der Wille, dem Sport einiges unterzuordnen – und die Ausstrahlung, die Trainer Anton Ganopolsky zu den großen Stärken des Paares zählt: „Sie leben von ihren Emotionen.“ Bei einem internationalen Turnier in Antwerpen (Niederlade) belegten sie Ende Januar den zweiten Platz. Da tanzten sie gerade einmal drei Wochen zusammen. Knapp einen Monat später schaffte es das Paar dann bei der deutschen Meisterschaft in den lateinamerikanischen Tänzen auf Platz zwei hinter ihren Vereinskollegen Nikita und Elisabeth Yatsun – und qualifizierten sich damit für die Weltmeisterschaft am 19. Dezember in Riga. „Das ist genial, wir waren ja schließlich noch nie auf einer WM“, erzählt Korn. Für den 14-Jährigen bestand die Weltmeisterschaft bislang immer nur aus Erzählungen von Nikita Yatsun, dem mehrfachen WM-Teilnehmer: „Er hat immer geschwärmt, wie toll es dort ist.“ Doch nicht nur ein gutes Abschneiden bei der Weltmeisterschaft gehört zu ihren Zielen: „Bei einer deutschen Meisterschaft in der Kombination zu zeigen, was man drauf hat, das wäre mal was“, verrät Korn seinen Wunsch. Dafür müssten sie aber erst einmal zusammen die Standardtänze lernen. Katrin Domme hat diese seit rund zweieinhalb Jahren nicht mehr getanzt. Aber wer es unter diesen erschwerten Trainingsbedingungen so weit nach oben schafft, für den sollte auch das kein wirkliches Problem darstellen … (tnf)

x