Neustadt Ein Volk kämpft um seine Freiheit

Lambrecht. „Mitreißend und einfach zu verstehen, ohne je banal zu wirken“ – so charakterisiert Kirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald das Oratorium „Israel in Egypt“ von Georg Friedrich Händel, auf dessen Aufführung er sich schon seit einem halben Jahr mit der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz (JuKa) intensiv vorbereitet. An diesem Wochenende hat die Anspannung nun ein Ende – eines von zwei Konzerten findet am Sonntag in der ehemaligen Klosterkirche in Lambrecht statt.

„Israel in Egypt“, um 1738 entstanden, sei eines der ersten Oratorien Händels, erklärt Steuerwald. Der Komponist, der damals schon in London lebte und arbeitete, habe als „Ich-AG, wie man heute sagen könnte“, darauf geachtet, den Publikumsgeschmack zu treffen und möglichst viele Leute zu begeistern. „Seine Musik ist sehr schnell fassbar“, so der JuKa-Leiter, was aber nicht bedeute, dass das Oratorium auch einfach zu singen sei, denn der Chor übernehme anders als in vergleichbaren Werken den Hauptpart mit fast 80 Prozent Anteil. Dabei stellten viele der bis zu achtstimmigen Sätze überaus virtuose Anforderungen an die Sänger. Die etwa 40 jungen Mitwirkenden im Alter zwischen 16 und 25 Jahren sind sich des hohen Anspruchs sehr wohl bewusst – aber ist es gerade diese Herausforderung, die sie motiviert. „Es macht Spaß in der Jugendkantorei, weil wir auf hohem Niveau singen, wir üben nicht ewig an den Noten herum, sondern konzentrieren uns auf Tongebung, Artikulation und Ausdruck“, sagt etwa die 20-jährige Lisbeth aus Becherbach im Dekanat Lauterecken. „Ich habe mich schon immer für Kirchenmusik interessiert, mein ältester Bruder war auch in der Jugendkantorei.“ Seit viereinhalb Jahren singt sie im Sopran mit, hat angefangen, als sie das kirchenmusikalische Seminar der evangelischen Landeskirche besuchte. Inzwischen studiert sie Kirchenmusik in Lübeck und ist damit eines von vielen ambitionierten Chormitgliedern, die sich sowohl haupt- als auch nebenberuflich der Musik widmen. Karla aus Landau spielt seit fünf Jahren Orgel und hat nun mit dem Chorleiterseminar begonnen. Das Oratorium ist das zweite Projekt der JuKa, an dem die 16-Jährige teilnimmt. Ihr gefällt es, nicht wie in Laienchören selbst in der Führungsrolle als Alt-Sängerin zu sein, sondern gefordert zu werden. „Jochen Steuerwald achtet sehr auf Korrektheit und darauf, dass man tatsächlich Musik macht.“ Sie schätzt die Verbundenheit im Chor und mag es, dass man sich auch in der Freizeit verabredet. „Vor kurzem war ich mit einigen Chormitglieder auf dem Betze“, erzählt die aktive Handballerin. Ganz neu dabei ist der 17-jährige Wolf aus Landau, der auch bei anderen Chören im Tenor mitsingt. „Kenntnisse werden vorausgesetzt, seine Stimme muss man in Grundzügen beherrschen. Es ist eine angenehme Probenarbeit, wenn auch oft lang und anstrengend“, erklärt er. Schön sei das gute Gefühl, gemeinsam etwas erarbeitet zu haben. „Ich fühle mich von den Leuten hier sehr gut aufgenommen.“ Ein „alter Hase“ ist dagegen Benjamin (23) aus Waldfischbach-Burgalben. 2008 trat er der JuKa bei, Höhepunkte waren für ihn bisher Bachs h-Moll-Messe und das Projekt „Musica Divina“ mit Werken von Hassler und Gabrieli in historisch informierter Aufführungspraxis. Ein besonderes Erlebnis war für den C-Kirchenmusiker, der in Landstuhl einen Kirchenchor leitet, auch die Teilnahme am Deutsche Chorwettbewerb 2014 in Weimar, bei dem die Jugendkantorei einen dritten Platz belegte. „Ich singe im Tenor, also in der Stimme, mit der man am meisten üben muss“, meint der Student des Wirtschaftsingenieurwesens selbstironisch, was von anderen Chormitgliedern mit mitleidigem Lächeln bestätigt wird. Zur gleichen Zeit wie Benjamin trat Sopranistin Johanna (22) aus Pirmasens dem Chor bei. Sie findet das Proben in periodischen Abständen vorteilhaft. „Wir haben ein Ziel vor Augen und spüren, wie der Chor von Mal zu Mal musikalisch – und menschlich immer mehr zusammenwächst“, sagt die Studentin der Politikwissenschaften. In den Etappen zwischen den Proben könne sich das Erlernte setzen und sei dann intensiver verfügbar. „Ich mag die familiäre Atmosphäre im Chor, die Vertrautheit ist auch nach längeren Pausen sofort wieder da“, betont auch Carolina aus Haßloch. „Schon meine Eltern haben in der Kantorei gesungen“, erklärt die 20-Jährige, die seit vielen Jahren Geige spielt, ihre Verbundenheit zur klassischen Musik und zum Chor. „Unser Chorleiter ist sehr genau, wir arbeiten konzentriert, trotzdem sind die Proben auch oft lustig.“ Termin Die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz singt Georg Friedrich Händels Oratorium „Israel in Egypt“ am Sonntag, 12. Juli, 18 Uhr, in der ehemaligen Klosterkirche in Lambrecht. Solisten sind Christina Wieland (Sopran), Angelika Lenter (Mezzosopran), Matthias Lucht (Altus), Georg Poplutz (Tenor), Philip Niederberger (Bariton) und Markus Flaig (Bass). Den Instrumentalpart übernimmt das „Leipziger Barockorchester“. Karten (18/14 Euro) in der Neustadter RHEINPFALZ-Geschäftsstelle und bei Tabak Weiss. Die Premiere der Aufführung findet am Samstag in Pirmasens statt. Beide Konzerte sind Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz. (anzi)

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