Neustadt Ein magischer Koffer öffnet Horizonte

Das Randfall-Theater aus Bad Kreuznach präsentiert am Samstag in großer Besetzung (18 Personen!) Ralf Königs schwulenbewegte Ada
Das Randfall-Theater aus Bad Kreuznach präsentiert am Samstag in großer Besetzung (18 Personen!) Ralf Königs schwulenbewegte Adaption des Komödienklassikers »Lysistrata« von Aristophanes.

«Neustadt-Hambach.» Ein Familienstück aus der Feder der Neustadterin Leni Bohrmann ist die Eigenproduktion, die sich das Hambacher „Theater in der Kurve“ fürs erste Halbjahr vorgenommen hat. Bis es im Mai soweit ist, stehen allerdings noch jede Menge andere Termine an, darunter interessante Gastspiele wie schon nächsten Samstag ein Theaterstück nach einem satirischen Schwulen-Comic von Ralf König. Aber auch die Hambacher entdecken „ihr“ Theater immer mehr und steuern eigene Beiträge bei. Und im Sommer wird dann groß das zehnjährige Bestehen gefeiert.

„Annika und der Reisekoffer“

heißt das Stück von Leni Bohrmann für Kinder ab vier Jahren, dessen Uraufführung am 26. Mai geplant ist. Im Mittelpunkt steht Annika, gespielt von Bohrmann selbst, die gerade mit ihren Eltern in ein neues Haus gezogen ist und ihre Freunde und ihre gewohnte Umgebung schmerzlich vermisst. Und dann findet sich in ihrem neuen Zimmer auch noch ein gruseliger, alter Reisekoffer, der sich nicht öffnen lässt. Umso überraschter ist das Mädchen, als Kasimir aus diesem Koffer springt und sie zu einer magischen Reise einlädt. Christian Birko-Flemming übernimmt in der Inszenierung von Hedda Brockmeyer diese Rolle, so dass hier wieder das gleiche Dreier-Team zusammenwirkt wie zuletzt 2018 beim Märchenstück „Die Erbsenprobe“ (Eintritt: 6 Euro). Ein Theaterstück ganz anderer Art, bei dem Minderjährigen sogar ganz ausdrücklich vom Besuch abgeraten wird, eröffnet dagegen am Samstag, 26. Januar, die Reihe der Gastspiele in dem Hambacher Theater: Das Randfall-Theater, ein ambitioniertes Amateurtheater aus Bad Kreuznach, präsentiert dann in großer Besetzung (18 Personen!) Ralf Königs schwulenbewegte Adaption des Komödienklassikers „Lysistrata“ von Aristophanes. Der bekannte Comic-Zeichner („Der bewegte Mann“, „Kondom des Grauens“) lässt dabei Athens Homosexuelle sehr aktiv in den von Lysistrata zur Beendigung des Krieges lancierten Sex-Streik der griechischen Frauen eingreifen. „Ich bin sehr gespannt, wie das beim Publikum ankommt“, sagt Hedda Brockmeyer, die Hausherrin im „Theater in der Kurve“, über dieses nach ihren Worten für ihre Bühne „ungewohnte“ Angebot. Während das Randfall-Theater bisher nur einmal – 2017 mit dem Kriminalstück „Party für eine Leiche“ – in Hambach zu Gast war, sind die „Stupid Lovers“ aus Bremen seit 2013 jedes Jahr hier aufgetreten. Am 29. März nun kommt das aus Nicole Erichsen und Gunter Lösel bestehende Improtheater-Duo erneut – „Move over, baby“ heißt ihr Stück, in dem zwei schlichte Stühle in immer neuen Konstellationen dramatische Situationen hervorbringen. „Die gehören für mich zu den Besten des Genres“, sagt Hedda Brockmeyer über die beiden Profi-Schauspieler, die vor kurzem nach Karlsruhe gezogen sind und deshalb künftig sicher noch öfter in der „Kurve“ zu erleben sein werden. Auch für die zweite Jahreshälfte sind sie noch einmal gebucht. Der bereits erwähnte Mannheimer Schauspieler Christian Birko-Flemming, ein langjähriger Freund Brockmeyers, kommt im April und Mai gleich mit zwei Solostücken nach Hambach: Während er „Die große Erzählung“ von Bruno Stori für Kinder ab acht Jahren, eine moderne Adaption der „Odyssee“, schon seit langem im Repertoire hat (Eintritt: 8/5 Euro), feierte die „Rede an den kleinen Mann“, ein Theatermonolog nach dem gleichnamigen Essay des Psychoanalytikers Wilhelm Reich aus dem Jahr 1948, erst vor wenigen Tagen im Theater Felina-Areal in Mannheim Premiere. „Ein Stück, aktueller denn je“ schrieben die Kollegen vom „Mannheimer Morgen“. Während alle bisher genannten Beiträge dem Sprech- oder Improtheater zuzuordnen sind, wird es beim Gastspiel der „Melodisteln“ aus Nierstein am 25. Mai musikalisch. Das Duo mit der Schauspielerin und Sängerin Martina Göhring und dem Pianisten Ernst Seitz, das Hedda Brockmeyer vom „Landesverband Professioneller Freier Theater“ her kennt, präsentiert unter dem Titel „Aber bitte nicht ohne Sahne!“ ein Programm mit Schlagern von Udo Jürgens, Hildegard Knef, Daliah Lavi, Alexandra und anderen. Auch sonst gibt es noch mehrere musikalische Angebote, so am 16. Februar einen Acoustic-Blues-Pop-Abend mit dem Duo „Jeremar“ und am 9. März ein neues Programm mit rockigen Pfalzsongs der in St. Martin lebenden Sängerin Petra Mundt-Sauer, die auch schon bei der „Offenen Bühne“ in der „Kurve“ zu erleben war. Musik und Literatur gemischt gibt es dagegen bei Michael Bauers „Shakespeare uff Pälzisch“, der am 17. März von der Haardter Lautenistin Andrea C. Baur umrahmt wird, und dem Programm „Fabelhafte Welt“ im Juni, bei dem Baur zusammen mit dem Flötisten Norbert Gamm französische Barockmusik vorträgt, während Matthias Folz, Leiter des Kinder- und Jugendtheaters in Speyer, Fabeln von Jean de La Fontaine rezitiert. „Jeremar“, wohinter sich das Ehepaar Jeremiah Wood und Maren Pardall verbirgt, ist für Hedda Brockmeyer auch ein gutes Beispiel dafür, dass das „Theater in der Kurve“ inzwischen auch von anderen Hambacher Künstlern als Heimstätte empfunden wird. Wood/Holtz und Pardall leben seit 2018 im Dorf und sind von selbst auf das Theater zugekommen. Gleiches gilt für Martina und Rémy Korbmacher, die seit Jahren Hilfsprojekte in der Himalaya-Region unterstützen und ihre dabei entstandenen Bilder am 9. Februar vorstellen, und auch für Doris und Friedrich Georgens, Mitglieder des Theater- und Kulturvereins, die am 24. März unter dem Titel „Heiliger Bimbam“ die spezifisch englische Kunst des „Muster-Läutens“ beleuchten und über ihre Besuche in englischen Glockentürmen berichten, wo anders als in Deutschland bis heute überwiegend von Hand geläutet wird (Eintritt frei). „Aufgrund der verstärkten Anfrage von Menschen mit besonderen Leidenschaften denken wir an eine neue Veranstaltungsreihe, die da heißen könnte: ,Persönlichkeiten, Profile, Leidenschaften’“, erklärt Hedda Brockmeyer. Das genauere Veranstaltungsprofil sei aber noch in Arbeit. Ansonsten stehen im Februar noch die beiden definitiv letzten Aufführungen von „Domblick“ von und mit Theater-Altmeister Wolfgang Bachtler an, und die „Kleinen Eheverbrechen“ von Eric-Emanuel Schmitt, die jüngste Eigenproduktion der „Kurve“, kommt im März/April in einem Block von fünf Aufführungen erneut auf die Bühne. Auch Klassiker wie die „Offene Bühne“ mit Lars Sörensen und das mehrtägige Musikprogramm zur Jakobuskerwe Ende Juli (unter anderem mit Dominique Fürst und ihren „Hot Dots“ und der Mittelalterband „Short Tailed Snails“) werden fortgeführt. Und von 30. August bis 1. September wird dann das „Zehnjährige“ gefeiert – mit einer musikalisch untermalten Rückblick-Show am Freitagabend und zwei Tagen der offenen Tür mit langjährigen Begleitern und Kollegen und Essen, Trinken und Plauschen im Theatergarten am Samstag und Sonntag. (Eintritt frei). Auch für das zweite Halbjahr gebe es schon Pläne, so Brockmeyer. So werde vermutlich Ende Oktober ein weiteres eigenes Stück Premiere feiern, eine Adaption von Ildikó von Kürthys Bestseller „Mondscheintarif“ mit Dominique Fürst in der Rolle der unfreiwilligen Single-Frau Cora Hübsch, die sehnsüchtig auf den Anruf ihres Traummannes wartet. Noch Fragen? Aller Termine finden im „Theater in der Kurve“, Weinstraße 279, in Hambach statt. Die Eintrittspreise liegen, wenn nicht anders angegeben, bei 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) im Vorverkauf (Buchhandlung Quodlibet in Neustadt) und 16,50/11 Euro an der Abendkasse. Reservierungen unter 06321/2147.

x