Neustadt Ehemalige Papierfabrik im Schöntal wird Wohnraum

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Nicht nur ein neues Firmenschild verrät, dass sich auf dem Gelände der Papierfabrik Hoffmann & Engelmann im Schöntal viel tut. Die Stadt hat Bauanträge für den Umbau zu Wohnungen und einem Loft genehmigt. Erster Ankermieter wird die Neustadter Modefirma Riffelmacher.

Die zwei Blautöne der Firmenfarben erinnern an das Logo von Hoffmann & Engelmann (H&E) – das Unternehmen, das im Schöntal über 100 Jahre Papier produzierte. Elf Jahre nach dem Aus für den Traditionsbetrieb steht über dem Pförtnerhaus nun „materials, machinery and men – private science“. „Materialien, Maschinen und Menschen werden hier eine Rolle spielen, meistens privat organisiert“, erklärt der Investor seine Namensidee für die Vermarktung des Industriegeländes mit 28 Gebäuden auf rund 55.000 Quadratmetern. Den Arbeitstitel habe er einem Vortrag des amerikanischen Star-Architekten Frank Lloyd Wright (1867 - 1959) entnommen. Neuer Eigentümer des Geländes ist die Woko Vermögensverwaltungsgesellschaft, hinter der ein Neustadter Forscher für Materialwissenschaft steht. Der 60-jährige Chemiker möchte in einer Papiermaschinenhalle eine Serienproduktion aufbauen, aber aus Wettbewerbsgründen noch nicht genannt werden. Bei der Produktion geht es um den Ersatz von Rohstoffen, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Ein Beispiel dafür ist das Edelmetall Dysprosium, das es nur in China gibt. Es wird wegen seiner starken Magnetisierung im Motorenbau verwendet. Ziel ist es, Eisen-Neodym-Bor-Magnete zu verbessern, dass auf den Zusatz von Dysprosium verzichtet werden kann. In dieser Woche gab es dazu in der Villa auf dem H&E-Gelände eine Fachtagung, die die Kochanek-Entwicklungsgesellschaft in der Lachener Straße organisierte. Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut und der Universität Athen soll im Schöntal geforscht werden. Hinter dem Vorhaben steht ein Forschungsauftrag der Europäischen Union. Der Investor will weiter keine Kreditmittel einsetzen und das H&E-Projekt Schritt für Schritt mit liquiden Mitteln aus seinem Unternehmen entwickeln. Die Fortschritte können sich sehen lassen. Schrott und Müll sind abtransportiert. Derzeit wird ein Backsteingebäude im Herzen des Industrieparks saniert. Der Mieter ist bereits gefunden. Die Riffelmacher-Gruppe, die aus Anfängen im Bereich Reitsport die Modemarke Emmett entwickelte, zieht von der Quellenstraße ins Schöntal. Für die ehemalige Betriebskrankenkasse von H&E, unmittelbar am Werkstor gelegen, hat die Woko einen Bauantrag zur Umwandlung in zwölf Wohnungen gestellt und genehmigt bekommen. Das gleiche gilt für eine Werkshalle im Westen des Geländes. Dort entsteht unmittelbar am Waldrand auf zwei Ebenen ein 328 Quadratmeter großes Loft, das vermietet wird. Zur Straßenfront an der B 39 hin sind erste Gebäudeteile bereits neu verputzt worden. Der Investor hat in einem verlassenen Büro einen Stahlstich der H&E-Fabrik aus dem Jahre 1926 gefunden, der ihn anspornt. Sein Ziel: das Fabrikgelände wieder zu einem Aushängeschild von Neustadt zu machen. Vor allem der Stadteingang im Westen würde damit deutlich aufgewertet. Die Woko steht in engem Kontakt zum städtischen Denkmalpfleger Stefan Ulrich, der die Umbaupläne abgesegnet hat. Die von H&E in den 1970er Jahren eingebauten Kunststofffenster kommen zum Beispiel wieder raus und werden durch Gussfenster, die nach Originalplänen in Polen gegossen werden, ersetzt. Nicht mehr zu sanieren ist das Dach des Maschinenhauses, das nach dem möglichen Einsturz nachgebaut werden soll. |wkr

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