Neustadt Die „Heinzelmännchen“-Experten

Helfen macht glücklich. Hilfe erhalten auch. Zufriedene Gesichter gab es deshalb am Mittwoch in der „Bürgerecke“ in Branchweiler beim ersten „Repair-Café“. Denn vieles kann – der Wegwerf-Gesellschaft zum Trotz – repariert werden, sofern das nicht an den Kosten scheitert.

Das Konzept der „Stiftung Repair-Café“ ist in Amsterdam entstanden. Die Sozialarbeiter der Bürgerecke haben die Idee aufgegriffen. „Dinge nicht gleich wegwerfen. Schauen, was ist kaputt, wie kann man es reparieren. Miteinander ins Gespräch kommen und das Wissen weitervermitteln“, sind laut Diplom-Pädagogin Judith Hogen die Ziele der ehrenamtlichen Tüftler und Bastler. Alle sind gestandene Fachleute, wie die Elektro-Spezialisten Valentin Willmann und Bernd Rudolph. Willmann hat gerade mit Hingabe und Fingerspitzengefühl einen Fön repariert und an einem defekten Kabel einen neuen Stecker eingesetzt. Rudolph erklärt derweil einer 71-jährigen Frau, wie sie an ihrem Handy die SMS-Nachrichten abrufen kann. Sie hat das Mobiltelefon zwar schon geraume Zeit, steht aber mit der komplizierten Technik auf Kriegsfuß. Auch ihre 76-jährige Nachbarin möchte beim nächsten Mal um Rat und Tat bitten. Sie habe zuhause einen Stuhl, der geleimt werden müsse, und einen Tablett-Computer, mit dem sie nicht richtig umgehen könne. Mit Ralph Neubert aus Niederkirchen zählt sogar ein dritter Elektro-Fachmann zum Team. „Helfen macht Spaß, und ich war im Berufsleben im Reparaturdienst unterwegs“, erzählt er. Gerade hat er einem älteren Herrn geholfen, dessen Elektro-Vertikutierer einen kleinen Wackelkontakt hatte. Der 72-Jährige schiebt sein Gartengerät glücklich ein paar Ecken weiter zu seinem Haus. Doch die Hilfesuchenden kommen nicht nur aus der unmittelbaren Nachbarschaft, sondern auch aus den Ortsteilen. Und es sind nicht die großen Defekte, die an diesem Abend in der Bürgerecke behoben werden. Sondern kleine, unscheinbare Details, an denen es oft liegt, wenn Geräte nicht funktionieren. Etwa, als ein Fahrrad aufgepumpt wird und der Besitzer damit endlich wieder flott in die Pedalen treten kann. Wenn wirklich einmal ein Ersatzteil fehlt, empfiehlt Judith Hogen, das Teil im Baumarkt zu besorgen. Eingebaut werden kann es dann in der Bürgerecke. Die Stimmung in den Räumen erinnert an die „Heinzelmännchen“, so emsig wird an diesem Mittwochabend gearbeitet. In einem Nebenzimmer ist Schneiderin Piroska Utasi zugange. Die 74-Jährige musste vor einiger Zeit ihre Änderungsschneiderei aufgeben und hat ihre große Nähmaschine und viele Kurzwaren mitgebracht. Schnell fischt sie ein breites, weißes Gummiband aus der Schublade und hilft damit Elisabeth Mandery. Die Seniorin drückt der Schuh. Im wörtlichen Sinne. Denn bei Hitze schneiden die Lederriemen der Sandalen in die Ferse. Geschickt näht Utasi das Gummiband an. Jetzt sorgt die Elastizität für Entlastung am Fuß. Adrian Saling, der ein freiwilliges soziales Jahr bei der Stadtverwaltung absolviert, hatte im Vorfeld die Werbeflugblätter und -plakate für das Repair-Café verteilt. Er hofft, dass zum nächsten Termin noch mehr Ratsuchende kommen. Rat und Tat sind kostenlos, doch die Helfer freuen sich über eine kleine Spende. Auch Klaus Rüffel will beim nächsten Mal wieder helfen. Er betreut den Anmeldetisch. Aus versicherungsrechtlichen Gründen müssen die Besucher eine Haftungsbegrenzung unterschreiben. Damit am Ende Bilanz gezogen werden kann, soll auch ein Anmeldezettel ausgefüllt sowie eine Rückmeldung abgegeben werden. Nächster Termin Mittwoch, 22. Juli, 17 Uhr bis 19.30 Uhr, Bürgerecke, Schlachthofstraße 52 a. (kle)

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