Neustadt Der „Schandfleck“ soll weg

Alles andere als einladend ist der Blick auf die alte Schlossschenke in Erfenstein.
Alles andere als einladend ist der Blick auf die alte Schlossschenke in Erfenstein.

Nikolas Stefanou hat das Haus an der Landesstraße 499 2009 bei einer Zwangsversteigerung gekauft. Dort war mehrere Jahrzehnte die Gaststätte Schlossschenke untergebracht. Am 16. September 2009 brannte das um 1850 erbaute Gebäude. Eine Kerze, die der langjährige Besitzer der Schlossschenke angezündet hatte, wurde als Brandursache ermittelt. Der Mann starb bei dem Brand. Das Gebäude, das sich bereits in einem sehr schlechten Zustand befand, war nach dem Brand unbewohnbar. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Klagen im Ort über das Haus, das immer mehr verfiel. Zeitweise waren auf dem Gelände alte Autos abgestellt und Autoreifen gelagert. Mehrfach seien Teile des Daches und Verputz auf den Gehweg gefallen, berichten Matthias Strobl, der im vergangenen Jahr eine Unterschriftenaktion für einen Abriss gestartet hat, und der Esthaler Ortsbürgermeister Gernot Kuhn (CDU). „Die Ruine ist ein Schandfleck“, sagt Strobl, der in Erfenstein wohnt und Vorsitzender des Vereins Burg Spangenberg ist. „Wir bemühen uns, etwas für den Tourismus zu tun und jeder, der hier vorbei kommt, sieht zuerst diesen Schandfleck“, so Strobl. Auch auf die Fahrgäste des Kuckucksbähnels, dessen Strecke neben der Landesstraße verläuft, mache die Ruine keinen guten Eindruck. „Jeder regt sich auf, aber keiner hat die Sache in die Hand genommen“, sagt Strobl. Deshalb hat er im vergangenen Jahr eine Unterschriftenaktion gestartet. In Erfenstein leben 62 Menschen, darunter auch Kinder. Damit ein paar mehr Unterschriften zusammenkommen, hat Strobl auch einige Besucher der Burg Spangenberg unterschreiben lassen. Insgesamt habe er etwa 100 Unterschriften gesammelt. Die Mitglieder des Esthaler Gemeinderats hätten in einer Sitzung im Oktober die Unterschriftenaktion unterstützt, berichtet Kuhn. Diese Woche nun hat der Ortsbürgermeister die Unterschriften an die Kreisverwaltung weitergeleitet. Der Besitzer sei in den vergangenen Jahren von der unteren Bauaufsichtsbehörde der Kreisverwaltung Bad Dürkheim mehrfach aufgefordert worden, „Sicherungs- beziehungsweise Beseitigungsmaßnahmen durchzuführen oder einen Standsicherheitsnachweis vorzulegen, um eine Gefährdung zu verhindern“, berichtet Sina Müller, Presssprecherin der Kreisverwaltung in Bad Dürkheim, auf Anfrage. Nach einer Aufforderung der Kreisverwaltung, dafür zu sorgen, dass keine Ziegel oder andere Dachteile herunterstürzen und Fußgänger oder Autofahrer gefährden können, seien 2017 das Dach und die Giebel beseitigt worden, berichtet die Pressesprecherin. Er habe immer alle Forderungen der Kreisverwaltung erfüllt, betont Besitzer Stefanou. Nach seinen Angaben hatte er einen Interessenten, der das Haus kaufen und mit Renovierungsarbeiten beginnen wollte. Der Mann habe jedoch nicht renoviert, sondern stattdessen „einen großen Wasserschaden“ verursacht. Der Verkauf kam nicht zustande. In dem Gebäude seien Risse, und eine Mauer drohe sogar einzustürzen, berichtet Matthias Strobl. Die Kreisverwaltung solle von dem Besitzer ein Nachweis über die Standsicherheit des Gebäudes fordern. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Kinder oder Jugendliche in das Gebäude gehen, denn der Zugang sei nur unzureichend versperrt. Ein Mitarbeiter der Bauaufsicht des Kreises werde kontrollieren, ob der Zugang ausreichend abgesperrt ist, kündigt Müller an. Ein Standsicherheitsnachweis sei nicht mehr erforderlich. Denn der Besitzer sei am 18. Januar aufgefordert worden, „die ehemalige Schlossschenke abzureißen und das Abbruchmaterial komplett zu beseitigen“. Das Gebäude werde schon seit einiger Zeit im Internet zum Verkauf angeboten, sagt Stefanou. Derzeit zum Preis von 35.000 Euro. Es gebe einige Interessenten. Er selbst habe kein Interesse, das Gebäude herzurichten. „Ich will das Ding weghaben“, so Stefanou. Sollte ein Verkauf nicht zustande kommen, werde er das Gebäude wahrscheinlich bis zum Sommer abreißen und dann das Grundstück zum Verkauf anbieten.

Der Putz bröckelt von der Fassade auf den Gehweg.
Der Putz bröckelt von der Fassade auf den Gehweg.
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