Neustadt Der Küchenchef serviert auch selbst

Mit einem neuen Namen und einem veränderten Stil wollen die beiden Restaurants im Hotel Ketschauer Hof jüngeres und jung gebliebenes Publikum gewinnen. Dafür wurden nicht nur Investitionen im Restaurant und Bistro getätigt. Auch in Service und Küche setzt man immer mehr auf einen lockeren Umgang mit den Gästen. Damit betritt das Haus mit dem Restaurant, das bisher mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, Neuland.

Statt „Freundstück“, trägt das Restaurant jetzt den Namen „L. A. Jordan“ von Ludwig Andreas Jordan, dem ehemaligen Besitzer des Weingutes Bassermann-Jordan. Das Bistro heißt seit wenigen Tagen einfach nur „1718“, nach dem Jahr der Gründung des Weingutes. Daran erinnert eine große Wandtapete, die ein Buchregal darstellt, wo das Werk „Die Geschichte des Weinbaus“ von Friedrich von Bassermann-Jordan zu sehen ist. Verewigt wurde dort auch das Lebenswerk des verstorbenen Eigentümers Achim Niederberger (1957-2013). Vergangenheit und Zukunft treffen hier aufeinander. „Steif und teuer, das war einmal“, sagt Ingo Swoboda, einer der beiden Geschäftsführer neben Jana Niederberger zu der Neuausrichtung. Man wollte etwas Einzigartiges, aber auch was Zeitloses. Weg von dem Klischee eines Sternerestaurants, dessen Hemmschwelle manche Gäste nur schwer zu überwinden wagten. Locker und offen heißt jetzt die Devise. Den ersten Schritt machte das Restaurant mit der Umgestaltung. Keine Tischdecken und Kerzen mehr. Auch die bisherige Raucherlounge verschwindet. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wenn wir jüngeres Publikum erreichen wollen, müssen wir auch optisch etwas verändern“, meint Swoboda. Auch die Karte wurde umgekrempelt. Beim mehrgängigen Menü ist die Wein- durch eine Getränkebegleitung ersetzt worden. „Es muss nicht immer Wein beziehungsweise Alkohol sein“, sagt Restaurantleiter und Sommelier Sascha Schömel. Es hat sich einiges getan, nur ein kleiner, klassischer Bereich erinnert noch an das bisherige Gourmetrestaurant. „Wir wollen einfach testen wie die Resonanz künftig sein wird, aber auch dem Gast die Entscheidung vor Ort überlassen“, sagt Swoboda. Der Geschäftsführer sieht ohnehin die Szene vor tiefgreifenden Veränderungen. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen, sondern auch aufgrund des Wandels in der Gesellschaft. „Unsere Gastronomie hat erkannt, was nicht natürlich ist“, erklärt Swoboda. Und da geht man mit gutem Beispiel voran. Die Servicekräfte sind nicht mehr im Hosenanzug oder im Smoking mit Fliege bei der Arbeit, sondern in Jeans. Dazu serviert häufig auch Küchenchef Daniel Schimkowitsch die von ihm und seiner Brigade zubereiteten Gerichte selbst. Auch das Wort Stern hat man verbannt. „Das interessiert den Gast doch heute nur wenig. Und wegen eines Sterns kommt keiner extra hierher“, sagt Swoboda. (wij)

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