Neustadt Den FFC mit der Videokamera beobachtet

Niederkirchen. Und wieder steht den Fußballerinnen des Zweitligisten 1. FFC Niederkirchen eine weite Fahrt bevor: Nach der 0:1-Niederlage beim Meisterschaftsfavoriten 1. FC Köln vor zwei Wochen fahren die Schützlinge von Trainer Goran Barisic nun zum Aufsteiger Alemannia Aachen (Sonntag, 14 Uhr).

Der Liganeuling ziert mit null Punkten, elf Gegentreffern und nur einem selbst geschossenen Tor das Tabellenende. Am vergangenen Spieltag mussten die Aachener eine 0:7-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken einstecken. Dabei hatte für die Fußballerinnen aus Nordrhein-Westfalen die Saison verheißungsvoll begonnen: Im ersten Saisonspiel daheim gegen Bayern München hatte Sarah Dorsel den Aufsteiger mit 1:0 in Führung geschossen – letzten Endes hatte es aber eine 1:4-Niederlage gegeben. Das Dorsel-Tor ist bisher der einzige Aachener Treffer in der Zweiten Liga. Und genau dort liegt das Problem des Neulings. „Der Abgang von Sabrina Bemmelen hat ein großes Loch in unserer Offensive hinterlassen“, berichtet Steve Briese, der seit Ende Juli die Aachenerinnen trainiert. Er hat Manuel Ortiz-Gonzalez abgelöst, der mit der Mannschaft den Aufstieg in die Zweite Liga geschafft hat. Briese hatte in der vergangenen Saison die U17-Juniorinnen der Aachener betreut, sie waren Vierte in der Regionalliga geworden. Und Bemmelen war mit 22 Toren in der vergangenen Saison die erfolgreichste Schützin der Alemannia-Frauen gewesen. Was die Stürmerin jetzt mache, wisse er nicht. Doch weiß Briese, dass „wir derzeit viel investieren müssen, um ein Tor zu schießen“. Sein Vorgänger Ortiz-Gonzalez war wegen „Kommunikationsproblemen“ entlassen worden. Aber auch als Liganeuling hat der Alemannia-Coach bereits einiges über die Konkurrenz in Erfahrung gebracht. „Ich habe das Glück, dass mein Vater in Karlsruhe lebt“, verrät Breise schmunzelnd. So sei sein Vater mit Videokamera für ihn im Südwesten auf den Fußball-Plätzen der Zweitliga-Gegner unterwegs. In der Saisonvorbereitung habe er beispielsweise die Niederkirchenerinnen beobachtet. „Es wird gegen den FFC ein Spiel auf Augenhöhe“, mutmaßt Briese. In den Videos hat er erkannt, dass die Pfälzerinnen „in der Offensive mit Jennifer Schlee und Silvana Arcangioli gut besetzt sind“. Aber auch FFC-Trainer Goran Barisic ist über den neuen Gegner bestens informiert. Er weiß, dass bei der Alemannia mit der türkischen Nationalspielerin Bilgin Defterli auch nach Bemmelens Abgang eine gute Stürmerin auf Torjagd ist. Sie ist vom 1. FC Köln nach Aachen gewechselt. „Man darf auch die Aachener Ergebnisse nicht falsch verstehen – sie haben gleich zu Saisonbeginn gegen zwei der stärksten Mannschaften der Liga gespielt“, warnt er. „Ich lasse mich von diesen Ergebnisse nicht blenden.“ Zudem passt es Barisic nicht, dass in der Zweiten Liga am vergangenen Wochenende keine Spiele angesetzt waren. „So hatte Aachen zwei Wochen Zeit, unser Spiel zu analysieren und sich entsprechend darauf einzustellen.“ Ihm fehlen am Sonntag voraussichtlich Janine Hans und Melanie Weber. Hans hat Probleme mit einem Knie und hat in dieser Woche nur einmal trainieren können. Weber hat nach wie vor ihre Rückenprobleme. „Wir haben ausgemacht, dass sie vorerst zum Kader der Zweiten Mannschaft stößt“, erzählt Goran Barisic. Außerdem fehlt ihm ab Oktober ein Torwarttrainer. Nachdem Steffen Tretter sich bereits während der vergangenen Saison aus privaten sowie beruflichen Gründen nicht mehr um die FFC-Torsteherinnen hatte kümmern können, hatte Ramona Emig seinen Posten übernommen. Doch die ehemalige Torfrau, die aus gesundheitlichen Gründen den Platz zwischen den Pfosten verlassen hatte, fängt im Oktober in Freiburg ein Studium an. „Das ist alles sehr schwierig“, sagt Barisic. „Wir hätten ein paar gute Trainer, die das übernehmen könnten, aber die haben alle ihre Termine.“ Fest stehe aber, dass die junge Josephine Rothmann einen Trainer brauche. Barisic: „Sie war U17-Nationalspielerin unter Silke Rottenberg, sie hat alle Möglichkeiten. Aber sie muss noch weiter an sich arbeiten.“ Er mag beispielsweise Torhüter, die offensiv spielen. „Beim Rauslaufen muss Josephine noch souveräner und aktiver sein.“ (sab)

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