Neustadt „Dachte, das gibt es nur bei uns“

In der Stiftskirche: der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad (rechts) und sein anhaltischer Amtskollege Joachim Liebig.
In der Stiftskirche: der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad (rechts) und sein anhaltischer Amtskollege Joachim Liebig.

Wenn Besuche auch dazu dienen, den Blick zu schärfen, hat sich das beim gestrigen Abstecher einer Kirchendelegation nach Neustadt vermutlich gelohnt: Vertreter der Evangelischen Kirche der Pfalz und ihrer Partnerlandeskirche Anhalt waren zu Gast. Als erstes bei Oberbürgermeister Marc Weigel, der Neustadt beim Empfang im Ratssaal als „Stadt des Protestantismus“ beschrieb.

Um die Kirchengeschichte Neustadts ging es indes erst später, als Dekan Armin Jung durch Stiftskirche und Casimirianum und Pfarrer Michael Landgraf durchs Bibelmuseum führten. Zuerst trafen im „politischen Zentrum“ unterschiedliche Eindrücke aufeinander. Denn: Einem idyllischen Imagefilm über Neustadt stellte der Oberbürgermeister die aktuellen Probleme zur Seite, wie fehlende Kindergartenplätze und die Finanznot der Städte in Rheinland-Pfalz. Für den anhaltischen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig eine neue Information: „Ich dachte bislang, das gibt es nur bei uns“, so der ostdeutsche Kirchenmann, der Neustadt „als prosperierende Region wahrnimmt“. Woraufhin es wieder an Weigel war, den Unterschied zwischen privatem Wohlstand und kommunaler Situation darzulegen. Sofortige Übereinstimmung gab es beim Thema Fusion. Ob der Zusammenschluss einer kreisfreien Stadt mit einem Landkreis oder zweier kleiner Landeskirchen, wie es jene der Pfalz und Anhalt sind, mit einer größeren: Sowohl Weigel als auch Liebig und sein pfälzischer Amtskollege Christian Schad lehnen das für ihre Bereiche ab. Bislang fehle der Beweis dafür, dass größere Einheiten besser seien, so der Tenor. Nachgefragt wurde zudem, wie Neustadt die Innenstadtentwicklung betreibt, wie dem allgemeinen Trend der Verödung entgegengewirkt wird. Oberkirchenrätin Marianne Wagner aus Gimmeldingen hatte zuvor auf die Hertie-Brache und manche Leerstände verwiesen. Dass Neustadt noch lange nicht am Punkt Verödung sei – darin unterstützte Kirchenpräsident Schad den Oberbürgermeister. Schad stammt aus einer Ludwigshafener Einzelhandelsfamilie und weiß, dass es „ebenso wichtig ist, dass noch Menschen in der Innenstadt leben“. Kirchenpräsident Liebig revanchierte sich am Ende mit einer Gegeneinladung: 2019 werde in Dessau 100 Jahre Bauhaus gefeiert. Die Neustadter seien herzlich willkommen.

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