Neustadt Besucher machen „Beute“

91-82298460.jpg

Hermann Lagas und Enkel Paul aus Speyerdorf sind zufrieden. Der Vierjährige schleppt stolz zwei schwappende Tüten, zum Schutz umwickelt mit Zeitungspapier. Die beiden haben sich wie viele andere Besucher bei der 44. Kurpfälzer Zierfisch- und Wasserpflanzenbörse in Lachen-Speyerdorf eingedeckt und sind auf dem Heimweg, um ihre „Beute“ ins heimische Aquarium zu bringen.

„Paul hat sich die Fische aussuchen dürfen“, erzählt der stolze Opa Hermann Lagas. Er habe sich für Guppys und Schwertträger entschieden. „Zunächst kommen sie zu Hause aus ihren Transporttüten in Eimer mit meinem Aquarienwasser. Dort bleiben sie etwa drei Stunden zum Eingewöhnen und kommen dann erst ins Aquarium“, erklärt Lagas noch schnell, denn Paul kann es kaum erwarten und hat sich schon auf den Weg gemacht. „Gut ist die Nachfrage“, freut sich Reinhard Fischer, Vorsitzender des 1. Aquarien- und Terrarienvereins (ATV) Lachen-Speyerdorf, der die zweitägige Wochenendveranstaltung ausrichtet. Zwar drängen sich die Besucher nicht, aber es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Und es wird eingekauft in der Alten Turnhalle. Begeistert sind Terrarienfreunde von den bizarr an Brombeerblättern hängenden und mit stacheligen Gliedmaßen hakelnden Gespensterschrecken aus Australien. An den Nanobecken von Matthias Jung aus Bexbach beratschlagen Interessenten über einen netten Platz im heimischen Bad: Ehepaare diskutieren, was ins Becken einziehen soll, und begeisterte Kinder rechnen angestrengt, ob ihr Taschengeld für den Wunschkauf reicht. Mit Netzen werden die Fische, die den Besitzer wechseln sollen, vorsichtig aus ihren beleuchteten Becken gefischt. Ein Paar hat sich für einen Liniendornwels entschieden, der inmitten seiner Streifen aufgeregt die Rückenflosse steil aufrichtet und deutlich macht, warum er so heißt: Ein spitzer Dorn ragt in die Höhe, den auch die Brustflossen tragen. Noch seien die meisten Ausstellungsbecken nicht mit LED-Beleuchtung ausgestattet, bedauert Fischer. Doch das planten immer mehr Vereinskollegen und Aussteller, die nicht nur aus dem ATV, sondern auch aus der Nord- und Südpfalz, dem Saarland und dem Badischen kommen. Mit LED-Beleuchtung, die zwar zunächst nicht ganz billig sei, lasse sich eine Menge Strom sparen. Höher schlage das Herz der Fischfreunde bei findigen, wartungsfreien Kombinationen aus LED-Leiste mit Wasserkühlung und Wärmerückgewinnung für optimale Beckentemperaturen und Entlastung der Aquarienheizung durch Abwärme. Denn warm brauchen es die meisten der ausgestellten Schwimmkünstler, die zum Beispiel aus Kolumbien, Mexiko und Afrika kommen. Erstaunlich sei ein stahlblauer Prachtkärpfling aus Afrika, auch Killifisch genannt, weil dessen Eier sogar Trockenphasen unbeschadet überstehen könnten, erklärt Fischer und bespricht mit dem Züchter die Härte und den PH-Wert des Wassers. Wenn Fische basisches Wasser liebten, erhielten sie Kalksteine ins Becken. Ein Kaltwasserbecken zeigt Fischbestand, der Temperaturen um die fünf Grad im Schlamm überlebt. Und wer von den Besuchern Fische in ihrem natürlichen Umfeld sehen will, kann sich auch noch vor die Bühne setzen und entspannt in die Tiefen des Malawisees abtauchen ... (aew)

x