Neustadt „Bei der WM dabei zu sein, ist doch alles“

Im Mai errang Birgit Lacher mit ihrem Border Collie Gwen bei der Deutschen Meisterschaft Obedience den vierten Platz. Damit hat sich die 51-jährige aus Niederkirchen bei Deidesheim für die Weltmeisterschaft in dieser Woche in Helsinki qualifiziert. Sie startet für den Hundesportverein Leiningerland-Kindenheim (HSVL), für den es die erste Teilnahme an einer WM in der 18-jährigen Vereinsgeschichte ist.

Es war das erste Mal, dass der HSVL eine Starterin zur Deutschen Meisterschaft Obedience des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) entsandte. Auch Birgit Lacher war bei dieser deutschen VDH-Meisterschaft das erste Mal dabei. Nun steht, dank der hervorragenden Leistung, die WM-Obedience vor der Tür. Geflogen ist Birgit Lacher zusammen mit den HSVL-Trainerinnen Jessica Baughman, Katharina Wurm und der meisterhaften Gwen. Ohne die fünfjährige Hündin geht nichts. Birgit Lacher erwarb Gwen, die am 25. März 2009 geboren wurde, im Alter von zwölf Wochen bei der Hundezüchterin Carolyn Brack im Hunsrück. Sie war in dem Wurf von insgesamt sechs Welpen, „die kleinste, aber auch die aktivste“, erzählt Birgit Lacher über ihre tierische Sportpartnerin. Außergewöhnlich lernbegierig sei Gwen gewesen. „Sie hielt uns von Anfang an auf Trab“. Das gefiel Familie Lacher. Mit dem felligen Energiebündel ging es sogleich in einen Welpenkurs und bis zur Begleithundeprüfung zum Verein nach Böhl-Iggelheim. „Dann erfuhr ich, dass der HSVL Kindenheim eine Gruppe für Obedience-Bambini, also für Hunde ab sechs Monate, gegründet hat.“ 2010 wurde Birgit Lacher Mitglied beim HSVL und war, mit der damals sechs Monate alten Gwen, eine der ersten in der neu gegründeten Gruppe. „Hier hat man von der Pike auf Obedience richtig gelernt“, sagt sie. Spielerisch werde der Hund mit dieser Disziplin vertraut. Und weil Gwen „immer arbeiten will und schnell lernt“, passte alles zusammen. Gerne nimmt Birgit Lacher einmal wöchentlich die Autofahrt von Niederkirchen zum Training nach Kindenheim zum 12.000 Quadratmeter großen, gepflegten HSVL-Gelände, in Kauf. Das reiche aber längst nicht aus. Zusätzlich wird täglich etwa eine halbe Stunde zu Hause im Garten trainiert. Birgit Lacher ist halbtags als Bürokauffrau tätig, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und zwei Pferde. Bei den Ausritten geht Gwen „am Pferd“ mit. Die 51-Jährige besaß bis vor kurzem noch zwei Hunde. Die ebenfalls Obedience-begabte Australian Sheperd-Hündin Amy verstarb zehnjährig, im April an einer Krebserkrankung. Was mit der Teilnahme an der Obedience-Weltmeisterschaft alles auf die Viertplatzierte der Deutschen Meisterschaft zukommt, wusste Birgit Lacher vorher noch nicht so genau. Eine riesige Halle wird sie auf jeden Fall antreffen und vier „sehr strenge Preisrichter“. Je höher die Klasse, umso strenger ist die Jury. Das kennt sie von vielfachen Wettkämpfen und Turnieren. Die Skandinavier zählen bei der Weltmeisterschaft zu den Favoriten, zudem hänge viel von der Tagesform des Teams Mensch und Hund ab. Sie wird auf Teilnehmer aus aller Herren Länder treffen. Sechs Teams gehen aus Deutschland an den WM-Start, insgesamt sind es etwa 100 Teams. Dass Birgit Lacher und die HSVL-Trainerinnen die Kosten der Reise selbst tragen – mit einem kleinen Zuschuss von 200 Euro vom Verein – sei ihr, die noch nie in Finnland war, die Sache wert, so Lacher. Während der Vereinsvorsitzende Helmut Frey, der mächtig stolz auf die WM-Teilnahme ist, gerne mit Sponsoren liebäugeln würde. Für die Niederkirchenerin spielt die Platzierung unter den Obedience-Weltbesten noch keine große Rolle. „Bei einer WM dabei zu sein , ist doch alles“, sagte sie vor dem Flug. Sprach’s und versprach Gwen sogleich einen kleinen sportlichen Spaziergang übers Gelände. (gsp)

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