Neustadt Baumann: Die Verunglimpfungen müssen aufhören

Neustadt. Glaubt man verschiedenen Internetforen, sorgte Leander Baumann (64) gleich am ersten Tag nach der Übernahme des kommissarischen Amtes im Vorstand des Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt gleich für einen Paukenschlag und meldete nach Informationen mehrerer Spieler die Zweite Mannschaft vom Spielbetrieb der A-Klasse Rhein-Mittelhaardt ab. Dies dementierte Baumann gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage energisch: „Dies stimmt nicht.“

Er erzählte, dass es am Montagabend ein Gespräch mit der Zweiten Mannschaft gegeben habe. Der kommissarische Vorsitzende Jürgen Johannes und er „haben mitgeteilt, dass ab sofort Trainer Markus Hißting und Co-Trainer Daniel Neu nicht mehr im Amt sind“. Man habe zuvor von Hißting verlangt, dass er sich klar positioniere und „das Gesicht der Zweiten Mannschaft zur Ersten richtet“. Den VfL vor dem Abstieg aus der Verbandsliga zu bewahren, sei vorerst das wichtigste Ziel. Die Erste Mannschaft habe Vorrang. Man habe am Montag noch weiter mitteilen wollen, dass die Zweite Mannschaft weiterspielen könne, allerdings unter anderen Voraussetzungen. „Aber es gab Tumulte“, beschrieb Baumann, der schon einmal von 1989 bis 1993 Vereinsvorsitzender war, sachlich die Situation. „Wir wollten nur die Köpfe austauschen, um endlich Ruhe in die Mannschaft zu kriegen.“ Daniel Neu, spielender Co-Trainer des VfL II, bestätigte gestern, dass er und Hißting am Montag entlassen worden seien. „Daraufhin hat die Mannschaft beschlossen, mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurückzutreten.“ Dies sei nach dem Gespräch mit dem Vorstand einstimmig festgelegt worden, „als wir uns noch einmal zusammengesetzt haben“. Mit Trainern und Betreuern gehörten dem VfL II gut 25 Leute an. „Wir werden sicherlich in den nächsten Tagen aus dem Verein austreten“, erzählte Neu gestern Nachmittag. Beim Südwestdeutschen Fußball-Verband sei die Mannschaft zwar noch nicht abgemeldet, doch werde dies „wahrscheinlich so passieren“. Neu: „Der Vorstand hat sich trauriger Weise für Demir Hotic entschieden. Wir im VfL II hätten ansonsten ganz normal weitergespielt.“ Mit Neu als Co-Trainer und mit Hißting als Cheftrainer der Zweiten Mannschaft. Im Vorfeld hatten sich Spieler in Internetforen und Kurznachrichtendiensten abfällig und auch beleidigend über Demir Hotic, Trainer des VfL-Verbandsliga-Teams, geäußert (wir berichteten zuletzt am 25. September). Die A-Klasse-Spieler hätten am Montagabend gesagt, dass sie nicht mehr spielen wollten. Baumann zu dem Gespräch: „Das Verhältnis ist vergiftet.“ Gestern Mittag habe er, berichtete Baumann weiter, das Spiel des VfL II heute Abend in Hainfeld „aus Mangel an Spielern“ abgesagt, nachdem er gestern um 11 Uhr noch einmal Hißting am Telefon gefragt habe, ob die Mannschaft spiele. „Wir schmeißen keine Spieler raus“, betonte Baumann, der seit dieser Woche kommissarisch dem VfL-Vorstand angehört. Leander Baumann, er ist für den sportlichen Bereich zuständig, steht zu Hotic. „Die Verunglimpfungen von Trainer und Erster Mannschaft müssen aufhören – wir schützen unseren Trainer.“ Auch die Verbandsligaspieler stünden zu Hotic. Baumann ist ohnehin der Meinung, dass die Verdienste des Coaches bisher nicht genug anerkannt worden seien und verweist auf den gelungenen Klassenverbleib in der vergangenen Saison, das Suchen von Sponsoren oder das Spiel des FCK an der Haidmühle. Dass Demir Hotic nur so lange beim VfL als Trainer bleibe, bis er ein lukrativeres Angebot eines höherklassigen Vereins bekomme, „kann ich so nicht bestätigen“, sagte Baumann zu einem weiteren Vorwurf aus der Zweiten Mannschaft. „Ich habe eine Zusage von Demir Hotic, und die soll er halten.“ Wenn der Trainer allerdings ein Angebot habe, „muss man sich austauschen“. „Es ist für alle Beteiligten unheimlich traurig. Alles, was in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, hat Baumann mit einem Male zunichte gemacht. Das tut sehr weh und ist nur schwer zu akzeptieren“, klagte Daniel Neu. „Das ist für uns mehr als ein herber Schlag ins Gesicht. Mir tut es vor allem für die Spieler leid, die schon immer für den VfL die Schuhe geschnürt und ihre erste Saison in der A-Klasse erlebt haben“, erklärte gestern Viktor Müller, Spieler des A-Klasse-Teams. „Vor einiger Zeit gab es eine Sitzung, an der Vertreter der Ersten und Zweiten Mannschaft teilnahmen und bei der alle Anwesenden einstimmig beschlossen hatten, dass wir alle weitermachen wollen, nur eben ohne jegliche Beleidigungen. Nun taucht ein neuer Mann im Vorstand auf und stellt Bedingungen, die für uns nicht tragbar sind“, meinte er. Leider habe man sich gegen 20 Neustadter für einen Auswärtigen entschieden. Aber auch diesen Vorwurf weist Leander Baumann zurück. „Ich bin im Mai von Jürgen Johannes gefragt worden, ob ich im Vorstand tätig werden könnte“, erzählte er. Er habe geantwortet, dass er sich den Verein erst angucke. Baumann: „Ich war bei allen Spielen der Ersten Mannschaft und auch bei einigen Spielen der Zweiten.“ Er habe Gespräche geführt, dann habe er Johannes, der bisher einziges kommissarisches Vorstandsmitglied war, gesagt, dass man auf ihn bauen könne. „Ich beobachte den VfL seit einem Vierteljahr.“ Der VfL II, der in der vergangenen Saison ungeschlagen als Meister der B-Klasse Rhein-Mittelhaardt West in die A-Klasse aufstiegen war und auch das Kreispokalendspiel erreicht hatte, wolle laut Müller zusammenbleiben. „Wir standen nicht nur als Freunde auf dem Platz, sondern haben auch außerhalb des Vereinsgeländes viel Zeit miteinander verbracht. Was wir jetzt machen, weiß ich nicht. Aber ich hoffe auf ein weiteres Zusammenhalten.“ Bisher spielte das Team eine für einen Aufsteiger zufriedenstellende Rolle und belegt nach dem neunten Spieltag mit elf Punkten den elften Tabellenplatz. Auch Daniel Neu hofft, dass die Mannschaft zusammenbleiben und geschlossen zu einem anderen Verein gehen kann. „Wir sind gut miteinander befreundet“, sagt er. Voraussetzung sei jedoch, dass jeder einzelne bei dem neuen Verein willkommen sei. „Ich denke, jeder achtet darauf bei der Wahl seines neuen Vereins am meisten. Denn das, was wir hier in den vergangenen Wochen erleben mussten, ging schon an die Substanz und hatte mit Amateurfußball nichts mehr zu tun“, meinte er . Jürgen Johannes wollte sich zu der Sache nicht mehr äußern. „Ich selbst werde zu sportlichen Dingen nichts mehr sagen. Dafür ist jetzt Leander Baumann zuständig“, teilte der Ehrenvorsitzende mit. Auch zu der Frage, wie es mit der von Hißtings Ehefrau betriebenen VfL-Gaststätte an der Haidmühle weitergehe, wolle er nichts sagen. Leander Baumann betonte, dass Hißtings Ehefrau diese Aufgabe schon seit acht Jahren ausübe. „Wir schmeißen keine Spieler und auch keine Mitglieder, die dem Verein helfen, raus“, betonte er. Der VfL hat derzeit rund 300 Mitglieder. Für gestern Abend war ein Gespräch mit den A-Junioren des VfL angesetzt. Deren Trainer ist Eduard Neu, ein Spieler der Zweiten VfL-Mannschaft. „Wir sind weder verwandt noch verschwägert“, informierte Daniel Neu. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“

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