Neustadt Auftakt mit „1000 Ideen“

Sechs Jahre alt war Tatjana Geiger, als sie erstmals Kontakt zu der Musikschule hatte, die sie nun leitet. „Ich habe hier meine musikalische Grundausbildung gemacht“, erzählt Geiger im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das Blockflöten- und das Orgelspiel hat sie an der Haßlocher Musikschule gelernt. Doch nicht hier, sondern am Neustadter Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium wurde bei Geiger der Wunsch geweckt, die Musik zu ihrem Beruf zu machen. „Ich hatte charismatische Persönlichkeiten als Musiklehrer“, sagt sie und nennt die Namen Heinz Bruch, Jörg-Sebastian Schmidt, Ulrich Loschky und Werner Dech. In der Oberstufe belegte sie den Leistungskurs Musik, und durch ihre Lehrer kam sie zum kirchenmusikalischen Seminar in Neustadt, der Stiftskantorei und der Liedertafel. Nach dem Abitur studierte Geiger Blockflöte und historische Tasteninstrumente in Nürnberg, begann dort zu unterrichten und Konzerte zu geben. Nach dem Abschluss ihres Studiums baute sie die Konzerttätigkeit aus und war deshalb viel unterwegs. Dass sie nach einiger Zeit nach Mannheim umzog, hatte praktische Gründe. „Ich habe auf der Landkarte nach einem Ort geschaut, der ein Verkehrsknotenpunkt ist, den man gut mit dem Zug erreichen kann“, erzählt Geiger. Dass Mannheim „ganz in der Nähe von zuhause ist“, sei ein angenehmer Nebeneffekt gewesen. Als sie in Mannheim wohnte, begann sie in der Grünstadter Musikschule zu unterrichten. Trotz der guten Verkehrsanbindung in Mannheim sei ihr das ständige Reisen zu viel geworden, deshalb habe sie weniger Konzerte gegeben, erzählt Tatjana Geiger. Unterwegs war sie in den folgenden Jahren dennoch recht viel. Sie studierte in Mainz Kirchenmusik. Die nächste Station war Hongkong, da ihr damaliger Ehemann von seinem Arbeitgeber nach Hongkong geschickt worden war. Musikalisch habe sie da „unheimlich viel machen können“, erzählt Geiger. Sie unterrichtete an einer internationalen Privatschule, leitete Chöre, gab Konzerte. Sie sei „ungern wieder nach Deutschland zurückgegangen“, doch nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte, sei es ihr schwer gefallen, die hohen Lebenshaltungskosten in Hongkong zu tragen. „Mir wurde dann eine kirchenmusikalische Assistenz an der Jesuitenkirche in Heidelberg angeboten, ich habe das als Wink des Schicksals gesehen“, sagt Geiger. Sie unterrichtete an verschiedenen Musikschulen, so auch an der Haßlocher Einrichtung, wo sie seit 2009 regelmäßig Vertretungen übernahm. Auch an die Grünstadter Musikschule kehrte Geiger wieder zurück, wurde dort Fachbereichsleiterin und später stellvertretende Schulleiterin. „In Grünstadt hätte ich bleiben können“, sagt Geiger. Sie habe sich dort wohlgefühlt, ein gutes Verhältnis zu den Kollegen gehabt. Geiger nennt wieder erst einmal einen pragmatischen Grund, warum sie sich für die Stelle der Leiterin der Haßlocher Musikschule beworben hat: Sie müsse nicht mehr jeden Tag von Haßloch nach Grünstadt fahren, könne mit dem Rad zur Arbeit fahren. Fügt dann aber hinzu: „Ich wohne in Haßloch, ich habe eine sehr gute Beziehung zu dem Ort und zu der Musikschule.“ Es sei ihr nicht leicht gefallen, aus Grünstadt wegzugehen. „Ich habe sehr lange überlegt, ist es richtig, was ich mache und bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass es der richtige Weg für mich ist“, verrät Geiger. In Grünstadt habe sie gemerkt „wie spannend Schulleitung sein kann“ und einiges über Verwaltung und Finanzen gelernt. Das will sie nun in Haßloch nutzen. Als Ziel nennt sie, die Musikschule zu erhalten. „Haßloch ist so gut aufgestellt und ein so attraktiver Ort, da gehört eine Musikschule dazu“, ist Geiger überzeugt. Die Musikschule müsse wirtschaftlicher werden, sagt sie. Und diese Einrichtung müsse noch attraktiver werden, „so dass sie unentbehrlich wird“. Wichtig sei es ihr, dass die Musikschule mit ihren Aktivitäten den Ort bereichert. Dazu habe sie „1000 Ideen, an Ideen hat es mir noch nie gemangelt“. Bei der Umsetzung will sie das Kollegium einbeziehen und mit dem zuständigen Beigeordneten der Gemeinde zusammenarbeiten. „Ich freue mich unheimlich auf meine neue Aufgabe und bin voller Tatendrang“, sagt Geiger. Trotz ihrer neuen Aufgabe will sie weiter den protestantischen Kirchenchor in Maikammer und den Mußbacher Chor „Choral Vocal“ leiten sowie als Organistin in Maikammer und Haßloch Gottesdienste begleiten. Auch außerhalb der Musik gibt es viele Dinge, für die sich Tatjana Geiger begeistert. „Ich bin eine echte Leseratte, ich brauche Bücher“, sagt sie. Außerdem ist sie ein großer Fan von Modelleisenbahnen, arbeitet gern in ihrem Garten und wie jede echte Haßlocherin „fahre ich wie eine Wilde mit dem Fahrrad durch den Ort“. (ann)

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