Neustadt Aufhören wäre die schlechteste Lösung

Deidesheim. Die in Deidesheim ansässige „Conny und Levi von Winden Stiftung“ will Projekte im Bereich Jugend, Kunst und Kultur fördern. In Deidesheim fand jetzt auch ihre erste öffentliche Aktion statt, ein Workshop mit dem Titel „Hilfe zur Selbsthilfe“ für Musiker in Blasorchestern. Rund 50 Mitglieder der Kolpingkapelle Deidesheim und der Ruppertsberger „Bloskapell“ nutzten das Angebot.

Für die Gründer der Stiftung, das Ehepaar Petra Siebert und Prof. Jürgen Demmler, war der Kurs eine erste Möglichkeit „unserer Einrichtung ein Gesicht zu geben“. Für die Musiker die bislang einmalige Gelegenheit, mit professionellen Orchestermusikern Strategien fürs Üben zu erarbeiten, mit denen sie sich künftig bei musikalischen Problemen selbst helfen können. Voller Vorfreude, mit ihrem Instrument, Noten und vor allem vielen Fragen trudelten sie deshalb in den Räumen des katholischen Pfarrzentrums St. Bernhardushof ein. Die Stiftungsgründer kennen die Tücken des Übens aus eigener Erfahrung. Er ist Klarinettist beim SWR-Sinfonieorchester in Baden-Baden und Freiburg, sie spielt Klarinette im Musikverein Sinzheim. Auch Rainer Hartwig, Blechbläser und Leiter der Kolpingkapelle, kennt solche Situationen und ist dankbar für die Hilfe zur Selbsthilfe für die einzelnen Instrumentengruppen. Und die beginnt außergewöhnlich. Beim tiefen Blech setzt Werner Schrietter, Posaunen-Professor an der Musikhochschule Karlsruhe, auf Lockerungsübungen: dehnen, strecken, den Rücken gerade durchdrücken. Dann gibt es Tipps zur Atemtechnik und zur Körperentspannung, denn auch sie trägt viel dazu bei, mit den schweren Instrumenten den richtigen Ton zu treffen und auch gegen Ende des Konzerts nicht aus der Puste zu geraten. „Je fitter die Lungen, desto fitter der Körper und desto besser auch die Musik“, erklärt der Trompeter Holger Schäfer, ebenfalls Mitglied des SWR-Sinfonieorchesters, seinem Kurs. Auch hier gelten viele Fragen dem richtigen Ansatz und wie sich die Spannung in den Lippen bis zum Ende des Konzerts aufrecht halten lässt. Es wird probiert, auch diskutiert und zwischendurch immer wieder nur mit dem Mundstück geübt. Und immer wieder heißt es „bewusst die Atemtechnik üben. Täglich eine Viertelstunde. So entsteht ein Automatismus, der auch bei Konzerten wirkt“. Doch was, wenn vor einem Konzert die Zeit zum Einspielen knapp ist, und die Nerven flattern? Schäfer verrät sein Geheimnis: „Ich bin nie ohne Mundstück unterwegs. Das lässt sich immer zwischendurch mal schnell zur Hand nehmen. Auch bei der Anfahrt. Wenn die nicht gerade mit dem Fahrrad erfolgt.“ Und er empfiehlt zusätzlich ein besonderes Lehrwerk. Während Andrea Beck aus Baden-Baden Tipps fürs Üben mit der Flöte verrät, Markus Rombach aus Freiburg die Saxophonisten trainiert und Horst Schuster aus Oberkirch sich um die Fragen der Klarinettisten kümmert, haut der Mannheimer Schlagzeuger Jens Knoop mit zwei Drummern auf die Pauke, genauer: die große Trommel. „Mehr Kraft, stärker zuschlagen“, ermuntert er sie, „dann den Ton dämpfen mit der linken Hand.“ Unter anderem gilt es, „die Oberschwingung abzufangen, die man nicht haben will“. Die Schlagzeuger sind froh über Tipps, denn mit der großen Trommel haben sie noch nicht viel Erfahrung. Auch der Umgang mit der Trommel mit aufgeschnalltem Becken hat seine Tücken. Hier können sie sich in Ruhe damit vertraut machen und das „Muskelgedächtnis“ für bestimmte Bewegungen trainieren. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Teilnehmer sind zufrieden. Mit am wichtigsten ist für sie der Gedanke, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Sich nicht zu ärgern, sondern einen Ausweg zu kennen. Denn wer sich über sich selbst ärgert, ist nur allzu geneigt dazu, mit dem Musizieren ganz aufzuhören. Und das ist die allerschlechteste Lösung. Termin Am übernächsten Sonntag, 6. Dezember, um 16 Uhr spielt die Kolpingkapelle Deidesheim in der katholischen Stadtkirche St. Ulrich bei ihrem Adventskonzert unter anderem die Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels Oratorium „Messias“. Mit von der Partie ist auch der Deidesheimer Countertenor Wolfgang Kistner.

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