Neustadt Arthouse: Ich und Kaminski

Neustadt. Kaminski, ein Schüler von Matisse und Picasso, wurde als „Blinder Maler“ berühmt. Nun ist der greise Künstler vergessen. Doch der ehrgeizige Journalist Sebastian Zöllner will eine Enthüllungsbiographie über Kaminski schreiben und nach dessen Tod groß rauskommen. Der dreiste Reporter sucht den tattrigen Alten in seinem Chalet in den Schweizer Alpen heim. Dort terrorisiert der scheinbar senile Künstler im Morgenrock seine Entourage und lässt sich auch von dem aufdringlichen Möchtegern-Biografen nicht beeindrucken. Doch unversehens finden sich die beiden in einem Auto in Richtung Nordsee wieder, wo Kaminski seine tot geglaubte Muse finden will. Zwölf Jahre nach seinem Welterfolg „Goodbye Lenin“ meldet sich Wolfgang Becker mit der Verfilmung eines Romans von Daniel Kehlmann zurück. Zwar driftet die Geschichte von einer hübschen Satire auf den Kunstbetrieb bald zu einem etwas zähen Roadmovie. Doch die Hauptdarsteller Daniel Brühl und Jesper Christensen, die jeweils alle Ekelpaket-Register ziehen, sind großartig. Auch ästhetisch ist der Film ein Hingucker: so wird das Vorleben des (fiktiven) Kaminski à la „Zelig“ in einer flotten Collage aus historisch anmutenden Fake-Szenen geschildert. Im Lauf der Handlung verwandeln sich Filmbilder in Gemälde und umgekehrt. Diese verspielte Annäherung an Kunst und Leben, Schein und Sein verleiht dem Schelmenstück einen (gerade in deutschen Filmen durchaus ungewohnten) leichtfüßigen Charme. Termine Zu sehen heute um 17.30 Uhr und 20 Uhr in der Kunstfilmreihe „Arthouse“ im Neustadter Roxy-Kino. (chy/Foto: x-verleih)

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