Ludwigshafen Zwischen Wirklichkeit und Abstraktion

Künstlerin Sylvie Mayer und ihr Mentor Rainer Negrelli inmitten einiger Ausstellungsstücke.
Künstlerin Sylvie Mayer und ihr Mentor Rainer Negrelli inmitten einiger Ausstellungsstücke.

«Oppau.» Viel Publikum hat die Eröffnung einer Schau mit Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen der Landauer Malerin und Bildhauerin Sylvie Mayer am Sonntagmorgen ins Karl-Otto-Braun-Museum gelockt. Die umfangreiche Ausstellung mit dem Titel „Neue Arbeiten“ ist noch bis zum 4. November zu sehen.

Akkordeonklänge in getragen-melancholischer Grundstimmung tönten am Sonntag durch das Karl-Otto-Braun-Museum im Oppauer Rathaus. Marcus Maria Schilling lieferte mit seiner Musik eine akustische Entsprechung zur Strahlkraft der ebenso dezenten wie ausdruckstarken Farbkompositionen der Landauer Malerin. Zu ihrer Vernissage hatte sich eine Menge interessierter wie befreundeter Besucher eingestellt – eine Tatsache, die auch die Ausstellungsmacher im Oppauer Heimatmuseum erfreuen dürfte. Sie haben es geschafft, das Museum in den Jahren ihrer Tätigkeit zu einer kulturfördernden Institution im Norden Ludwigshafens zu entwickeln. Sonderausstellungen mit Künstlern aus der Region haben der Einrichtung immer wieder neue Besucherkreise erschlossen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Ortsvorsteher Udo Scheuermann (SPD), unterstrich das in seiner Begrüßungsrede noch einmal. Von Rainer Negrelli, der einführende Worte zur Werkschau Mayers sprach, erhoffte er sich Einblicke in die bunten Botschaften der Künstlerin. Diesen Wunsch wollte ihm Negrelli, Dozent an der Freien Kunstakademie Mannheim, aber nicht erfüllen. Auch ohne den Anspruch, eine dezidierte Botschaft zu transportieren, stehe das Werk für sich, befand er. Es sei am Betrachter, sich einen Reim darauf zu machen. Das macht die Künstlerin dem Interessierten allerdings nicht schwer: Die Wahl der Motive, die Harmonie der Farben und die Ästhetik der Gesamtkomposition entführen in grandiose Naturlandschaften, zu pittoresken Stadtansichten und imposanten Brückenbauten. Andere Motive demonstrieren den Werdegang der Künstlerin, die 1962 in Tübingen geboren wurde und seit 1989 in der Pfalz lebt. 2002 entdeckte sie ihre Liebe zur Malerei und absolvierte einige Mal- und Studienaufenthalte in Paris, der Provence und am Atlantik. Im Aktzeichnen hat sie eine besonders gute Schule für Auge und Geist entdeckt und pflegt dies daher bis heute in Negrellis Atelier Libre in der Mannheimer Waldhofstraße. Die Ölgemälde Mayers, mit Spachtel und Pinsel auf Leinwand oder auf Holz gebracht, bieten vor allem eine einfühlsame Farbenpracht. Dabei gelingt ihr eine treffende Charakterisierung der Motive im Spannungsfeld von Wirklichkeit und Abstraktion. Überwältigend wirken die maritimen Ausblicke, die Mayer am Atlantik eingefangen hat, und die Ansichten der französischen Hauptstadt Paris, dem Dorado von Kunst und Kultur, voll Malerei und inspirierender Atmosphäre. Die weiß sich Mayer nutzbar zu machen. Immer wieder zieht sie es dorthin, verbringt produktive Tage in einem Atelier, streift durch die Metropole und bannt zauberhafte Eindrücke auf die Leinwand. Ein neues Feld für ihre Kreativität hat sich die Künstlerin in der Arbeit mit dem heimischen Sandstein erschlossen. Per Hand und ohne pressluftunterstützte Werkzeuge arbeitet Mayer mit Hammer und Meißel. Der Rhythmus der Arbeit, der Klang des Hammers auf dem Meißel und des Meißels auf dem Gestein schafft ihren Angaben zufolge ein Ambiente, das die Sinne befreit und die künstlerische Intuition fördert. So werde die Verbindung zwischen Künstler und Werkstück zu einem wesentlichen Element: Der Stein enthülle nach und nach sein Wesen und die Bildhauerin interpretiere dadurch gestalterisch den Sinn ihres Tuns. Unter den Besuchern der Vernissage war Sigbert Merx. In Edigheim aufgewachsen ist der spätere Oppauer heute selbst ein anerkannter Künstler und aus seiner jetzigen Heimat Römerberg zur Ausstellungseröffnung gekommen. „Ich finde das überraschend gut. Die Arbeiten sind sehr fundiert“, ist sein fachmännisches Urteil. Die Exponate zeigten für ihn nichts Amateurhaftes. Termin Das Heimatmuseum und damit auch die Ausstellung im Rathaus Oppau ist sonntags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

x