Ludwigshafen Zum Reinbeißen schön

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In allen Regenbogenfarben leuchten Ina von Jans Plexiglasarbeiten in der Galerie Arthea am Rosengarten. Im Foyer der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten warten die Frucht- und Blumenstücke der Heidelberger Malerin Beate Sellin auf ihre Liebhaber. Hochkunst in handverlesener Sortierung gibt es bei Peter Zimmermann: Drei Mannheimer Ausstellungen, die jede für sich einen Besuch wert ist.

Zwei Acrylglasscheiben hängen gegeneinander versetzt von der Decke, jede zwei Meter auf 75 Zentimeter messend und einen halben Zentimeter stark. Quadratische Ausstanzungen, an deren Rändern man zarte Linien zu entdecken glaubt, strukturieren die Flächen. Hier kommt alles auf das Licht an, das mit den Tageszeiten wechselnde Licht und das, das aus gezielt eingesetzten Strahlern kommt. Nur so erwacht die eigens für die Ausstellung „Farbe – Form – Licht“ in der Galerie Arthea erschaffene Rauminstallation von Ina von Jan zum leuchtenden Leben. Die Farbigkeit wechselt je nach Beleuchtung und Standort zwischen Rot, Grün, Gelb, etwas zartem Violett: Konkrete Kunst vom Feinsten, die Bild ist, Zeichnung im Raum, Lichtobjekt, Malerei. Dazu gibt es quadratische Plexiglas-„Bilder“ mit vertikal angeordneten Farbstreifen und Linien von glühender, von allem Gegenständlichen gelösten Präsenz. Mit der in Starnberg lebenden Künstlerin hat die Galeristin Dorothea Gänzler einen echten Treffer gelandet. Hannes Helmkes wie menschliche Schattenwürfe auf großen Füßen dastehende Bronzen und Gabriele Zappes Art brut-gezeugte Bilder können da nur noch erstaunt zusehen. In der vom Mannheimer Kunstverein betreuten Ausstellungsreihe im Foyer der Berufsgenossenschaft stoßen wir auf Obst, Blumen und exotische Bäume. Alles prall, glänzend, porentief exakt, echtbunt gemalt und zum Reinbeißen schön, wären da nicht die üppigen Formate und die unterschwellige Ahnung, diese ganze Pracht könnte vom Pesthauch der Vergänglichkeit infiziert ein. „Vom Garten“ heißt die Ausstellung, und die in Heidelberg lebende Beate Sellin ist die Malerin, die diese dekorativen Bilder geschaffen hat. Strandmohn, Apfel und Bougainvillea scheinen um den Preis der künstlichsten Künstlichkeit zu wetteifern. Das macht Spaß, vor allem wenn es draußen dunkel und kalt sein sollte. Dann wärmen Sellins Gartenkinder am besten. In der Galerie Zimmermann nimmt man sich derzeit eine kleine Auszeit vor der nächsten Ausstellung Ende November. Gezeigt wird, was man hat und für zeigenswert hält. Accrochage nennt man das und darüber wird in der Regel nicht berichtet, es sei denn, die Qualitäten verdienen den Hinweis. Und es stimmt ja auch, mit qualitätvollen Arbeiten von Günther Uecker („Strömung“, „Große Spirale“, 2000 bzw. 2014), Kuno Gonschior, Klaus Staudt oder Josef Neuhaus ist man immer mitten in der Hochkunst; vor allem die Wiederbegegnung mit den lapidaren kleinen Wandarbeiten des 1999 verstorbenen Neuhaus verdient Beachtung. 1982 hatte der wohl konkreteste aller Konkreten eine große Ausstellung im Wilhelm Hack-Museum, das einige Werke von ihm besitzt. Dann wurde es etwas stiller um den Perfektionisten aus Neuss, der sich mit Sätzen wie „Ein Werk erklärt sich selbst“ lästige Frager ganz, ganz weit vom Leibe hielt. Öffnungszeiten —Galerie Arthea am Rosengarten in Mannheim, Stresemannstraße 4, bis 11. November, Di-Fr 11-18.30 Uhr; Sa 12-16 Uhr. —Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) in Mannheim, Dynamostraße 7-11, bis 28. Januar, Mo-Do 8-16.30 Uhr, Fr 8-12 Uhr. —Galerie Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20, bis 14. November, Di-Fr 12.30-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr.

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