Ludwigshafen Wut auf Pink

Unter dem Titel „Frauen“ hat der Theaterverein G7 acht Kurzstücke zusammengefasst. Es ist seine erste Produktion im Mannheimer TiG7 und Auftakt der Reihe „Kurz & Dramatisch“, die aktuelle gesellschaftliche Themen verarbeitet.

Die Gruppe ambitionierter Amateure, die vor Jahrzehnten als Theater Trennt ins Mannheimer Theaterhaus eingezogen ist, genießt im umbenannten Theaterhaus G7 jetzt nur noch Gastrecht. Das von Inka Neubert und Bernd Mand geleitete Haus hat Profi-Status und erhält dafür Landesmittel. Für Amateure gibt es die nicht; sie müssen sich anderweitig finanzieren. Die Amateurtruppe heißt jetzt Theaterverein G7 und macht eigenständig ein, zwei Stücke pro Jahr. Es sind Amateure auf hohem Niveau. Ihren ästhetischen Anspruch führen sie in dieser ersten Produktion eindrücklich vor. Das interessante Thema in Verbindung mit der prägnanten Kurzform lässt weitere spannende Begegnungen erwarten. Die kurze Form bietet Amateuren optimale Entfaltungsmöglichkeiten. Die selbst entwickelten Texte überzeugen durch kritischen Inhalt und szenische Wirksamkeit. Sie sind teils collagiert aus unterschiedlichen Quellen, teils szenische Einrichtung literarischer Vorlagen oder Bearbeitung dramatischer Kurztexte. Die Regisseure Peter Klein, Rike Schweizer, Tanja Wolf und Stefan Grießhaber haben die Stücke mit 14 Akteuren in einem spartanischen Bühnenbild realisiert. „Frauen“ lautet das übergreifende Motto. Die Frau, die in einem heruntergekommenen Viertel lebt (Sarah Schöneberg in „Angst“) und aus Perspektivlosigkeit in Fremdenhass ausbricht, könnte aber ebenso gut ein Mann sein. Mit Giusi Nicolini (gespielt von Gabi Susemichel), Bürgermeisterin von Lampedusa, kommt eine Person der Zeitgeschichte zu Wort. Einen Schwenk ins absurde Geschlechterspiel macht die Wutcollage „Kreuzweise Pink“. Einer, der sich als Latrinenputzer bezeichnet, mutiert zu einem Traumwesen und einer Fantasiegestalt mit blonder Perücke, die gegen den pinken Kuschelwahn vom Leder zieht, der die Mädchenzimmer beherrscht. Der Inhalt glänzt nicht so sehr durch Logik wie Einhard Klucke durch darstellerisches Temperament. Peter Klein, von dem auch die Projektidee stammt, ist der Regisseur mehrerer Stücke, deren jedes eine andere Machart hat. Die Einrichtung eines Texts von Pussy-Riot (Isa Maubach spielt dessen Autorin Nadja) ist so schrill und überdreht wie die russische Mädchenband. Die beiden Regisseurinnen mögen es authentischer weiblich. Rike Schweizer in „Russische Frauen“, die zwiespältig an ihren defizitären Männern kleben. Tanja Wolf lässt zwei „Mauerblumen“, Frauen, die in der DDR Kinder waren, über Ossi-Anderssein reden. Termine Weitere Vorstellungen am 10., 11., 15., 16., 17., 18. Juni, Karten: 0621/154976.

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