Ludwigshafen „Wir sind so, wie wir sind“

Bis Anfang 2013 waren Rainer Schacht und Mathias Zeh („C“) zusammen mit Christoph Jess als Trio unter dem Namen Ganz Schön Feist unterwegs. Ihren Stil bezeichneten sie selbst als „PopACappellaComedy“, ihr größter Hit war „Du willst immer nur ficken“. Nach dem Ende der Band machen die beiden Comedy-Barden als Duo weiter. Auch der Name wurde verknappt: Die Feisten. Der Göttinger Rainer Schacht lebt inzwischen in Mannheim. Vor seinem ersten Auftritt im Capitol hatte er Zeit für ein Gespräch.

Herr Schacht, willkommen in Mannheim. Seit wann leben Sie hier?

Seit Oktober vergangenen Jahres. Im Herbst und Winter war ich allerdings kaum zu Hause, weil wir da sehr viel unterwegs waren. Ich bin gerade dabei, mir die Stadt zu erschließen. Jetzt im Frühling zeigen sich die Stadt und ihre Umgebung ja noch einmal ganz anders. Was hat Sie vom deutschen Norden hierher verschlagen? Die Liebe! Meine Freundin ist waschechte Mannheimerin. Sie hat mich auch schon mit ins Capitol genommen – zu Chako Habekost. Das sollte wohl so eine Art sprachlicher Eingliederungsversuch sein. Das musste ich erst mal verkraften (lacht). Aber ich fand es großartig und mir wurde klar, wo ich gelandet bin. Hier existiert schon ein ausgeprägter Lokalpatriotismus. Allerdings! Das war mir vorher so nicht bewusst. Überhaupt wusste ich kaum etwas über Mannheim. Kulturell, gerade musikalisch, ist hier sehr viel los: das Umfeld der Söhne Mannheims oder Xavier Naidoo. Ich habe Laith Al-Deen im Capitol gesehen. Das war eine ganz große Show. Da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich strecke meine Fühler aus und freue mich, hier ganz langsam wahrgenommen zu werden. Vielleicht entwickeln sich früher oder später Kooperationen. Aber so etwas bricht man nicht übers Knie, das ergibt sich. Sie waren mit dem Comedy-Trio Ganz Schön Feist ja bereits auf Abschiedstour. Wann haben Sie den Entschluss gefasst, doch weiterzumachen? Das ist am Ende der Abschiedstour gereift. Es gab aber tatsächlich eine kurze Phase, in der wir keine Orientierung hatten. Wir wussten nicht, ob wir jemals wieder auf die Bühne gehen würden. Aber wenn du zu Spielorten fährst, wo du schon seit 15 Jahren auftrittst – im Bewusstsein, dass das wohl das letzte Mal ist …(Pause) Erst dann kannst du es richtig wertschätzen. „C“ und ich waren uns einig, dass wir zurückkehren. Was dann passiert ist, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir sind momentan erfolgreicher als je zuvor. Hatten Sie einen Plan B, falls es mit der Bühnenkarriere doch nicht klappt? Ich habe kurzzeitig in der Werbebranche und der Unternehmensberatung gearbeitet. Das war spannend und interessant, aber das Entwickeln von eigenen Songs und Geschichten ist einfach einzigartig. Ich möchte das gerne bis zum Rest meines Arbeitslebens machen – die Rente kommt dann mit 97. Wie schaffen Sie es eigentlich, bei Ihren Texten auf der Bühne so ernst zu bleiben? Neben dem Singen müssen Sie sich ja auch noch auf ein Instrument konzentrieren. Das ist tatsächlich nicht immer so einfach. Wenn man auf der Bühne steht, hat man sich aber in der Regel schon an die Gags gewöhnt. Aber Wortverdreher oder Einwürfe aus dem Publikum können schon mal dazu führen, dass man ein Lied nicht zu Ende bringt. Das ist unter Umständen sogar einer der Höhepunkte des Konzerts. Die Leute lieben es, wenn Dinge nicht schablonenhaft immer gleich passieren. Das ist eine interessante Erkenntnis: Es muss nicht immer alles perfekt und glattgebügelt sein. Ist das, was Sie machen eigentlich noch A-cappella, sie bewegen sich ja stilistisch zwischen den Genres? Wir wurden schon immer in diese Ecke gepackt, bis heute spielen wir kurioserweise auf A-cappella-Festivals. Wir haben es uns immer herausgenommen zu sagen: Wir sind ein Bastard! Wir haben unseren eigenen Stil entwickelt. Das ist uns ganz wichtig. Wir setzen ja auch andere Instrumente ein. Plattenfirmen oder Marketingunternehmen haben oft gesagt: „Präsentiert Euch doch mal in der Reinform, damit ihr ein Label habt, das wir verwenden und vermarkten können.“ Aber wir sind so, wie wir sind. Und so bleiben wir auch. Fehlt es Ihnen als Musiker nicht, gelegentlich in einer richtigen Band zu spielen? Ich finde Rockmusik oder Funk- und Soulmusik im Bandformat sehr gut. Die Dynamik und Kraft einer funktionierenden Konstellation zwischen Bass und Schlagzeug – das ist etwas unfassbar Geiles! Das auf der Bühne zu erleben, fehlt mir manchmal schon etwas, ja, das stimmt. Aber dafür müsste der Tag 28 Stunden haben. Die Feisten sind ein Vollzeitjob. Stattdessen schaue ich mir halt Bands an. Zum Beispiel Laith Al-Deen im Mannheimer Capitol.

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