Ludwigshafen Wie einst in den Ballsälen von Harlem

Laney And The Snappy Rhythm Gang bei ihrem Auftritt.
Laney And The Snappy Rhythm Gang bei ihrem Auftritt.

Astreinen klassischen Swing wie aus den Ballsälen von Harlem in den 30er und 40er Jahren hat die Band Laney and the Snappy Rhythm Gang vor vollem Haus beziehungsweise auf vollem Deck auf dem Museumsschiff in Mannheim gespielt.

Fast war es eine Zeitreise, denn das Alter des Schiffes passt zu dem der Swing-Titel, und Laney, die Sängerin, die eigentlich Lena Holldorf heißt und wie ihre Gang in Stuttgart zuhause ist, erinnerte mit elegantem roten Kleid und Blumen im Haar an die legendären Sängerinnen der Swing-Ära. Nur fast eine Zeitreise, denn die Musik war ja nicht museumsreife Nostalgie, sondern lebendige Gegenwart, wie es gute Musik immer ist, egal, wann sie geschrieben wurde. Zweite Leadstimme in der Band ist Lajos Barthas Tenor- oder Sopransaxophon, das er abwechselnd zur Klarinette spielt. Frank Eberle spielt E-Piano, Steffen Hollenweger Kontrabass, und Daniel Schwenger sorgt am Schlagzeug für den richtigen Takt. Wenn diese fünf erfahrenen Jazzmusiker spielen, braucht es keine Bigband für authentischen Swing. Lena Holldorfs Gesang fügte sich in die Band ein wie ein Musikinstrument, und jeder hatte seine Solo-Improvisationen. Das kundige Publikum genoss und sang so manchen Refrain mit. Und es wurde getanzt, auch von den Zaungästen am Ufer. Swing war ja früher keine Sache für Konzertsäle, sondern Tanzmusik in den Clubs von Harlem und in den Ballsälen der eleganten Hotels, etwa dem Savoy, nicht zu vergessen auf den großen Transatlantik-Passagierschiffen. Stompin` at the Savoy“, 1934 geschrieben und im Repertoire der meisten Bigbands, war eine Reminiszenz an diese Zeit der Ballrooms, und Duke Ellingtons „Drop Me Off In Harlem“ von 1933 eine Verbeugung vor dem Ort, an dem Schwarze unter ihresgleichen sich sicher und zu Hause fühlen konnten. Der Text, so erzählte Laney, geht darauf zurück, dass Texter Nick Kenny sich ein Taxi mit Duke Ellington teilte und ihn fragte, wo er ihn absetzen solle. Ellingtons Antwort „Drop me off in Harlem“ - „Setz mich ab in Harlem“ wurde zum Song. Offenbar gab es diese Art Inspiration öfter. „Take The A-Train“ von 1939 verwies auf die A-Linie der New Yorker U-Bahn, die nach Harlem führt. „Fly Me To The Moon“, das es in verschiedenen Arrangements seit 1954 gibt, war wohl laut Laney der erste Song, der es in den Weltraum schaffte. 1964 hatte ihn die Besatzung von Apollo 10, die den Mond umrundete, auf einer Kassette dabei, und 1969 spielte es die Bodenstation in Houston per Funk hoch, als Apollo 11 zur Mondlandung ansetzte. Eine Reihe Songs des Programms waren ursprünglich Musical- oder Filmsongs, etwa „Lady Be Good“ ebenso wie „They All Laughed“ von den Brüdern Gershwin. Beide waren auch Filmsongs von Fred Astaire und Ginger Rogers. Und der Swing ist nicht nur von gestern. Der letzte Titel des offiziellen Programms entstand 2013, die niederländische Jazz-Sängerin Caro Emerald nahm ihn auf. Langer Beifall entlockte der „Gang“ noch zwei Zugaben. Die letzte bildete einen perfekten Abschluss auf dem Schiff: „Beyond The Sea“, die amerikanische Version von Charles Trenets „La mer“.

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