Ludwigshafen Vom Fitness-Studio in den Tod

Im letzten „Tatort“ mit dem Titel „Lu“ waren zwei Tote in der längst abgerissenen „Tortenschachtel“ zu beklagen. Nur 500 Meter entfernt steckte gestern in der neuen Folge „Du gehörst mir“ die erste Leiche zwischen zwei Autos fest. Die Stadtmitte war abermals Schauplatz eines tödlichen Verbrechens. Ganz anders als in früheren Zeiten, als Ludwigshafen bisweilen nur eine Behauptung war, und so mancher Lena-Odenthal-„Tatort“ gänzlich oder beinahe ohne Außenaufnahmen aus der Region oder Stadt auskam, spielen die „Tatorte“, die wir derzeit zu sehen bekommen, im Zentrum und mithin in einem Teil Ludwigshafens, den jeder Einwohner kennt. Wenn schon vor Ort gedreht wird, scheint die Vorgabe des zuständigen SWR-Redakteurs Ulrich Herrmann zu sein, dann bitte so, dass die Stadt zu erkennen ist. So verlässt gleich am Anfang der Bodybuilder Tarim Kosic (gespielt vom Altriper Studenten Luca Riemenschneider) das Fitness-Studio „Power Gym L. A.“, in dem er trainiert, und erreicht über eine Passage die Zollhofstraße. Dort, im Parkhaus auf der anderen Straßenseite, verstaut er gerade seine Sporttasche im Kofferraum, als plötzlich ein Golf auf ihn zurast und übel zusammenfährt. Als die Ermittler eintreffen, liegt Kosics verbrannter Oberkörper auf der Motorhaube des Fahrzeugs. Die Anabolika, die man in seinem Auto findet, führen wieder zum nahen Fitness-Studio an der Ludwigstraße, in der ehemaligen Filiale der Deutschen Bank. Und das Parkhaus war, wie sich bald herausstellt, auch der Schauplatz einer Vergewaltigung, an der Kosic beteiligt war. Es war übrigens schon zweimal zuvor Drehort für die älteren Ludwigshafener „Tatort“-Filme „Abgezockt“ und „Vermisst“. Die Verdächtige Birte Rainders (Sandra Nedeleff) wohnt gleich im Hochhaus nebenan. Ihre Tochter, das Opfer der Vergewaltigung, liegt im Marienkrankenhaus in der Gartenstadt. Die unscheinbaren Drehorte wurden von Kameramann Jürgen Carle, der auch „Lu“ filmte, erstaunlich sehenswert ins Bild gesetzt. Der „Tatort“ war erfreulich klassisch, die Suche nach dem Mörder Kosics und später seines Sportkameraden Daniel Peters (Vladimir Burlakov), der beim Verhör zusammenbricht, hätte sich jedoch etwas spannender gestalten können. Zuschauer, die mitrieten, konnten bald darauf kommen, dass da noch eine Person zu den Verdächtigen zu zählen ist, die die Kommissare Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Mario Kopper (Andreas Hoppe) und Johanna Stern (Lisa Bitter) lange weitgehend unbeachtet ließen. Überhaupt, die Ermittler … Wie schon in „Lu“ vor zwei Monaten schenkten sie sich nichts. Leider aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen. Kaum, dass sie noch während des Vorspanns am Tatort erschien, begann Lena mit den herausfordernden Sticheleien gegen ihre jüngere Kollegin. Die kriegt alles ab, selbst von Kopper und Sekretärin Edith Keller (Annalena Schmidt). Tatsächlich ergaben sich durch diese Auseinandersetzungen ein paar hörenswerte Dialoge, etwa um Koppers Wildpinkeln im Parkhaus, doch sonst konnte Johanna Stern einem leidtun. Wenigstens kam es nach einer Stunde zur Aussprache, die ein wenig zur Klärung beitrug und eine Entwicklung zumindest anbahnte. Bis es dazu kommen wird, sprechen Peter Becker (Peter Espeloer) und Frau Keller dem Zuschauer aus der Seele. „Wann werren die wieder normal?“, fragte der Kriminaltechniker mit Blick auf Odenthal, Kopper und Stern. „Wann ich des wüsst`, würd’ ich so lang in Urlaub gehe“, antwortete die Sekretärin.

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