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Bei vielen Fußballvereinen gibt es eine strenge Regel. Wer auf einem Foto in der RHEINPFALZ erscheint, muss für die Kameraden einen ausgeben. In der Regel spendiert derjenige einen Kasten Bier, der nach einem Training oder Spiel gemeinsam geleert wird. So auch bei der SpVgg Rödersheim. Die nahm kürzlich an einem Turnier der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim teil. Unser Fotograf schickte ein Bild in die Redaktion, das just in einer Pause gemacht wurde, als das Team der Rödersheimer auf dem Feld zusammenstand und sich erfrischte. Zehn Spieler waren mehr oder weniger gut zu erkennen. Es waren sogar elf wie Trainer Michael Kaspar erklärte. Vom elften war zwar nur ein Fußballschuh zu sehen, aber der war so auffällig, dass er seinem Träger zweifelsfrei zugeordnet werden konnte. Der Coach ließ da keine Gnade walten, zumal er selbst auch zu den Betroffenen zählte, weil er im Tor stand. Dass es jetzt wochenlang Freibier nach dem Training gibt, ist aber nicht zu erwarten. Doch das Einstandsfest der Neuen ist gesichert. Es gibt Zufälle im Fußball, da mag man schon fast nicht mehr an Zufall glauben. Ein Beispiel. Fußball-Verbandsligist ASV Fußgönheim traf am vergangenen Freitag auf den FSV Offenbach. Auch in der vergangenen Saison startete der ASV mit einer Partie gegen die Südpfälzer in die Runde. Damals gewann das Team von Trainer Jan Kamuf das Spiel, ebenso wie dieses Mal. Und wieder blieb Fußgönheim ohne Gegentor. Doch es kommt noch besser. Schiedsrichterin war in beiden Fällen Hanna Schlemmer aus Nußbach. Die 29 Jahre alte Unparteiische pfiff vor zwölf Monaten einen Foulelfmeter für Fußgönheim und jetzt wieder. Immer noch nichts Besonderes? Abwarten. Der Elfmeterpfiff erfolgte vor einem Jahr nach einem Foul an Talha Demirhan. Der Gefoulte war diese Mal – Sie ahnen es vermutlich schon – Talha Demirhan. Auch beim Verursacher gab es Parallelen. Es war nämlich jeweils der Offenbacher Torhüter. Damals trat der Gefoulte selbst, Demirhan, an und verwandelte. Und wer schoss jetzt? Logisch, Demirhan natürlich. Vermutlich hat er sich zurückerinnert. Doch hier enden die Gemeinsamkeiten. Dieses Mal verschoss der Fußgönheimer. Eine weitere Parallele wäre des Guten zu viel gewesen. Fußball-Mannschaften bilden nach Spielen oftmals öffentlichkeitswirksam einen Kreis. Der Trainer oder ein Spieler sagt dann irgendetwas Belangloses. Ein Geste, die Teamgeist demonstrieren soll. Manchmal ist das, was gesagt wird, aber bemerkenswert. So wie etwa am vergangenen Freitag nach der Verbandsligapartie des ASV Fußgönheim gegen Offenbach. Die Fußgönheimer bildeten einen Kreis und nachdem der dem Spiel zuschauende Vitalij Roth in die Mitte gebeten wurde, ergriff Kapitän Kevin Knödler das Wort. Mit ergreifenden Sätzen erklärt der Torwart, dass der am Kopf operierte Roth erstmals wieder bei der Mannschaft sei. Er sei ein Spieler, der mit dem Herzen für den ASV spiele und den das Team sehr vermisse. „Werde schnell wieder gesund und komme auf den Platz zurück“, sagte Knödler und überreichte dem Mittelfeldspieler ein von allen Mitspielern unterschriebenes Trikot mit Roths Rückennummer 13 und seinem Namenszug. Eine tolle Geste mit Gänsehautfaktor. Stürmer, die in fortgeschrittenem Alter noch auf hohem Niveau spielen und Tore schießen, sind selten. Miro Klose oder Claudio Pizarro bilden da eher die Ausnahme. Im Amateurbereich ist das ähnlich. Oft taucht der einstige Torjäger mit zunehmendem Alter in der Abwehr unter oder er geht ein, zwei Klassen tiefer. Doch es gibt auch den umgekehrten Weg. Frank Wieschalla, immerhin schon stolze 40 Jahre alt, ist gerade mit dem TuS Altrip in die B-Klasse abgestiegen. Doch der ehrgeizige Mittelstürmer zieht sich keinesfalls aufs Altenteil zurück. Wieschalla wechselte zu Bezirksliga-Aufsteiger FC Lustadt. Dort ist man von seinen Qualitäten als Knipser offenbar überzeugt. Zu Recht, denn schon im ersten Spiel gegen Billigheim-Ingenheim bewies der Rotschopf, dass er längst nicht zum alten Eisen zählt. Wieschalla wurde eingewechselt und machte in der Nachspielzeit mit einem Doppelpack aus einem 1:3-Rückstand ein 3:3. Von seiner Abschlussstärke hat er nichts eingebüßt. Und im Alter ist der Torjäger sogar großzügig geworden. Am ersten Lustadter Tor sei er mit der Fußspitze noch dran gewesen. Der Treffer könne aber durchaus Johannes Hellmann, der geschossen habe, gutgeschrieben werden. Typen wie Frank Wieschalla sind selten geworden – in jeglicher Hinsicht. | thl

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