Ludwigshafen Rockerblut und Streichersahne

Der Einsatz eines Sinfonieorchesters ist seit längerem ein probates Mittel, angestaubten Klassikern des Rock ein wenig neuen Glanz zu verleihen. So ist auch das Konzept der Show „Rock meets Classic“, die nun im fünften Jahr mit ein paar Heroen des Rock auf Tour geht. Beim Gastspiel in der gut besuchten SAP Arena in Mannheim mit dabei waren Alice Cooper, Kim Wilde und Uriah Heep.

Begleitet wurden die prominenten Solisten von der Mat Sinner Band und dem Bohemian Symphony Orchester Prag. Midge Ure, der inzwischen kahle Kopf von Ultravox, machte den Anfang. Den smarten Elektropop der 1980er Jahre bringt er nun in einer rockigeren Variante, die bei dem großen Hit „Dancing with tears in my eyes“ kräftig zündete. Die Frisur, die Midge Ure in den 1980ern noch hatte, ziert jetzt das Haupt von Joe Lynn Turner. Und stimmlich ist der Sänger, der einst bei Rainbow und Deep Purple in Diensten stand, ein wahrer Jungbrunnen. Ordentlich Stimmung mit seinem markanten Rock-Organ machte er bei „Since you’ve been gone“. Dass er auch ein Balladensänger ist, bewies er in „Love conquers all“.

Das war dann auch für das Orchester eine gute Gelegenheit, klanglich in Erscheinung zu treten mit sahnigen Streicher-Harmonien für kuschelige Gänsehautmomente zu sorgen. Ansonsten hätte man sich gewünscht, dass der Orchesterklang auch außerhalb der Balladen mal zu ureigener Wirkung kommt, wurde aber von der Rockband meist übertönt.

Eine große Stimme hatte Kim Wilde noch nie und hat sie jetzt noch weniger. Aber die platinblonde Schöne wirbelte in ihrem schwarzen Lederoutfit gekonnt über die Bühne bei „You Keep Me Hangin’ On“ und bei ihrem Smash-Hit „Kids in America“. Das sorgte für Partystimmung, hob das Publikum von den Sitzen und die Orchestermusiker ebenso. Die Backgroundsänger der Band mussten sich keineswegs verstecken, konnten zu Beginn der Show stimmlich beeindrucken, darunter auch Sascha Krebs, der Rocksänger aus Sandhausen.

Auch wenn die Recken von Uriah Heep die Bühne betreten, ist dies natürlich ein Stimmungsgarant. Anders als bei ihrem letzten Auftritt im Ludwigshafener Pfalzbau war nun auch ihre Musik zu hören und ging nicht unter in barbarischem Klangbrei. Sänger Bernie Shaw und Gitarrist Mike Box waren mit von der Partie und die wussten, wie das Publikum zu packen ist. Bei Mitsinghits wie „Lady in Black“ funktioniert das von alleine. Und bei Hits wie „Easy Livin“ sorgte eine knackige Bläsersektion für zusätzlichen Zündstoff.

Pyrotechnik war gefragt, als der Meister des Horror-Rock auf die Bühne kam: Alice Cooper gab sich die Ehre und sorgte am Ende für den Höhepunkt der Show. Im Frack in höllischem Rot-Schwarz, dazu Spazierstock und Zylinderhut, betrat er die Bühne. Die Hymne „No more Mr. Nice Guy“ zelebrierte er mit seiner charakteristisch-rauen Stimme. Elegische Gruselstimmung brachte die Ballade „Only Women Bleed“, wo ihm ein weiblicher Vampir zur Seite gesellt wurde. Nach dem finalen Biss war der Schockrocker so, wie er es gerne hat: voller Blut. Da hatte er die richtige Betriebstemperatur, um bei „School’s Out“ noch mal kräftig abzurocken.

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