Ludwigshafen Partyswing mit nachdenklichen Zwischentönen

Sein poppiger Jazz mit deutschen Texten über das Leben oder die Höhen und Tiefen in der Liebe hat Roger Cicero eine breite Fangemeinde eingebracht. Kein Wunder also, dass sein Konzert im Mannheimer Rosengarten so gut wie ausverkauft gewesen ist. Begleitet wurde der Sänger bei seinem Auftritt von einer ausgewachsenen Big Band.

„Bei diesem Konzert sind ein paar Sachen anders als sonst“, kündigte Roger Cicero an, nachdem er mit „Glück ist leicht“ seinen Einstand gegeben hatte. Dazu gehörte eine Big Band mit 13 Musikern und eine Vorgruppe. Gregor Meyle hatte das Publikum zuvor mit seinen chilligen Balladen auf Roger Cicero eingestimmt. Die Kooperation ist ein Ergebnis der TV-Sendung „Sing meinen Song“ bei der die beiden Künstler mitgewirkt haben. Mit einem Lied vom Glück startete Roger Cicero also, stieg beschwingt seine Showtreppe herunter – begleitet vom fulminanten Big-Band-Sound. Das erinnerte nicht nur wegen des Hutes ein wenig an Frank Sinatra. Gut gelaunt swingte er über die Bühne. Schon nach dem zweiten Song hielt es kaum noch jemanden auf dem Sitz, alle klatschten und wippten im Takt. Doch ganz so leicht und beschwingt wurde der Abend dann doch nicht. Und das war gut so. Schnell zeigte Roger Cicero, dass er auch anders kann. Reifer, nachdenklicher und leiser sind die Songs aus seinem neuem Album „Was immer auch kommt“. Der Jazz tritt zugunsten des Pop in den Hintergrund, die Arrangements sind öfter reduziert: Anstatt fetziger Bläser-Soli ertönen sanfte Percussion und leise Klavierbegleitung. In seinen Texten reflektiert Roger Cicero nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin über das Ende von Beziehungen und sein neues Dasein. Dem Künstler, der in Hamburg lebt, gelingt es dabei einfühlsame Töne anzuschlagen, ohne in Gefühlsduselei abzudriften. Ein gutes Beispiel dafür ist das Lied „Frag nicht wohin“, das in Zusammenarbeit mit Ray Garvey entstanden ist. „Es gibt Stücke, die plant man nicht zu schreiben, die entstehen einfach“, sagt Roger Cicero dazu. Melancholie und Freude wechselten sich ab, trotzdem stimmte die Balance des Abends. Das war nicht zuletzt der Verdienst der wunderbaren Band, die jede Stimmung in Ciceros Liedern musikalisch auf den Punkt bringt. Egal ob Trompete, Saxophon oder Flügelhorn, jeder Musiker bekommt sein Solo und danach den verdienten Applaus. Zu „Frauen regier’n die Welt“ groovt und swingt Cicero ausgelassen über die Bühne. 2007 war er mit diesem Titel beim Eurovision Song Contest für Deutschland in Helsinki angetreten. Beim Vorentscheid hatte sich Cicero dabei gegen die Casting-Band Monrose durchgesetzt. Besonders groß war die Freude bei den Fans, als sich Roger Cicero auf einen ausgedehnten Ausflug durch die Publikumsreihen begab. Brav ließ er sich für Selfies ablichten und geizte nicht mit Komplimenten: „Sie haben aber ein gewagtes Kleid an.“ Aus der „Bluesette“, einem getragenen Walzer des Jazz-Komponisten und Mundharmonikaspielers Toots Tiehlemans, wurde kurzerhand das schnellste Stück des Abends, bei dem Roger Cicero zeigte, dass er auch den Scatgesang beherrscht. Als er schließlich seine Fans aufforderte, nach vorne an die Bühne zu kommen, ließ sich das die meisten nicht zweimal sagen. Zu „Spontis zeugen Banker“ und „Murphys Gesetz“ wurde ausgiebig gegroovt. Mit „Du bist ein Sommer“ aus dem neuen Album und „Bin heute Abend bei dir“ – ein kleiner Vorgeschmack auf Weihnachten – verabschiedete sich Cicero.

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