Ludwigshafen OB Steinruck ruft zur Verteidigung der Demokratie auf

„Nie wieder“: OB Steinruck an der Gedenkstätte im Hof der Maxschule, wo die Deportation begann.
»Nie wieder«: OB Steinruck an der Gedenkstätte im Hof der Maxschule, wo die Deportation begann.

Seit 1996 wird der 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen. An diesem Tag des Jahres 1945 erfolgte die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Gemeinsam mit Schülern und Bürgern gedachte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) mit einer Kranzniederlegung im Hof der Maxschule den Opfern der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.

Die Gedenkveranstaltung wurde von Schülern und Lehrern der Berufsbildenden Schule Technik I gestaltet. Mit anrührenden Klängen seiner Klarinette sorgte Pfarrer Gernod Hussong für einen passenden Rahmen. Wie Schulseelsorger Christoph Seitz die rund 50 Teilnehmer erinnerte, sei der Hof der Maxschule in bedrückender Weise mit dem Leid verbunden, das jüdische Bürger der Stadt erfahren mussten. Denn hier hatten sie sich am 22. Oktober 1940 versammeln müssen, um zusammengepfercht in Zügen in das Lager Gurs in den französischen Pyrenäen deportiert zu werden. Zuvor sei ihnen zwei Stunden Zeit geblieben, das Nötigste zu packen und 100 Reichsmark mitzunehmen. Alles andere mussten sie zurücklassen. 183 Menschen, Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche wie Ältere hätten so einen Weg antreten müssen, der für die meisten in den Tod führte. „Wir haben die Namen dieser Menschen auf 183 Kieselsteine geschrieben, damit kein Name vergessen wird“, sagte er.

Pfarrer Hussong spielte mit seiner Klarinette unter anderem „Hevenu Schalom (Friede für alle)“.
Pfarrer Hussong spielte mit seiner Klarinette unter anderem »Hevenu Schalom (Friede für alle)«.

Stein erinnern an Opfer

Die weißen Steine mit den Namen waren am Fuß der Gedenkstätte an der Hofwand der Maxschule ausgelegt. Auf Stellwänden daneben hatten die Organisatoren von der BBS Technik I Porträtbilder der deportierten Ludwigshafener mit biografischen Daten aufgehängt. Für die zur Gedenkfeier gekommenen Bürger und Vertreter aus Politik und Gesellschaft wurden Karten mit Fotos und Daten auch auf eine Leinwand projiziert gezeigt. Um ihre Schicksale deutlich zu machen, trugen Schüler der BBS die persönlichen Lebensgeschichten von drei deportierten Juden vor.

„Die vergangenen Monate waren für Juden in Deutschland eine schmerzvolle Zeit. Judenhass wurde auf die Straße getragen. Und wir dachten, Deutschland hätte aus der Vergangenheit gelernt“, ging Steinruck auf die aktuellen politischen Entwicklungen ein. „Zukunft braucht Erinnern“, unterstrich sie die Bedeutung des Gedenktags. Das Grauen sei 79 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz, wo 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden, noch immer präsent. „Seien wir wachsam, wehrhaft und solidarisch“, forderte sie dazu auf, die Demokratie zu verteidigen. Menschenverachtung dürfte nie wieder die Oberhand gewinnen, betonte Steinruck und spielte auf das Treffen von Rechtsextremen in Brandenburg an, wo es um die Deportation von Ausländern gegangen sei.

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