Ludwigshafen Nah bei den Menschen

„Dort, wo ich lebe, will ich mich auch einsetzen“, sagt Carlo Saxl. In Friesenheim hat der gebürtige Südtiroler das in den vergangenen 15 Jahren als Ortsvorsteher getan. Und er wird vermutlich nicht damit aufhören, wenn seine Amtszeit am 25. Mai endet. Das liegt in seiner Natur. Vielleicht tritt er ein bisschen kürzer. Heute jedenfalls wird er erst mal feiern – seinen 75. Geburtstag.

Sich mit Carlo Saxl zu unterhalten, ist sehr angenehm. Man hört ihm gerne zu. Er spricht ruhig, aber bestimmt, hat viel zu erzählen und kann – eine bei Politikern seltene Gabe – selbst gut zuhören. Er ist viel in der Welt herumgekommen, hat in London studiert und in Berlin gelebt, doch heimisch geworden ist er in Ludwigshafen, genauer gesagt in Friesenheim – nach einem kleinen Abstecher in der Gartenstadt. Das war Anfang der 1970er Jahre. Friesenheim ist ihm schnell ans Herz gewachsen. Zur CDU ist er bereits in den 1960er Jahren gestoßen. 1979 ist er für die Partei in den Ortsbeirat gewählt worden, 20 Jahre später wurde er Ortsvorsteher. Wie so oft im Leben sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. So hat Saxl seinen Posten auch interpretiert. Einer Frau, die schwanger ist, eine Wohnung zu besorgen, oder einen Streit zwischen Nachbarn zu schlichten – das war ihm genauso wichtig, wie sich vehement für die Pflege des Ebertparks und den Ausbau der Straßenbahnlinie 10 einzusetzen. Die Rolle des Kümmerers ist dem vierfachen Vater auf den Leib geschneidert. „Man muss nah bei den Menschen sein, ihnen zuhören“, sagt Saxl, der bis zu seiner Pensionierung 2005 als Professor an der Fachhochschule der Bundesanstalt für Arbeit in Mannheim tätig war. Dass ihm das gelungen ist und seine unaufgeregte Art von den Menschen (sowie den politischen Gegnern) geschätzt wurde, drückte sich auch in Zahlen aus. Vor fünf Jahren haben ihn die Ludwigshafener von Platz 58 der Stadtratsliste auf Platz 15 und damit direkt ins Parlament gewählt, aus dem er im März 2012 freiwillig ausgeschieden ist. Die letzte Ortsvorsteherwahl gewann Saxl glatt im ersten Durchgang mit 59,3 Prozent der Stimmen – das stadtweit beste Resultat. „Carlo Saxl ist für die Ortspolitik in Friesenheim eine überragende Persönlichkeit“, sagt Oberbürgermeisterin Eva Lohse . „Mit seiner Art des Zuhörens, des Sich-Kümmerns, des Moderierens und Ausgleichens hat er das Amt des Ortsvorstehers ganz grundsätzlich geprägt. Er hat da wirklich Maßstäbe gesetzt. Und bei alldem hat er sich immer sehr zielstrebig und hartnäckig für die Interessen seines Stadtteils eingesetzt.“ Lohse kennt Saxl noch als Kollegen an der Mannheimer Fachhochschule. „Er war dort jemand, der mit seinen kommunikativen Fähigkeiten beeindruckt hat. Aber vor allem hat man immer gespürt, dass er ein echtes, warmherziges Interesse an seinem Gegenüber hat. Diese positive Grundeinstellung im Umgang mit Menschen ist sicher mit einer der Gründe dafür, dass er zweimal so eindrucksvoll wiedergewählt wurde.“ Nun will er mehr Zeit für die Familie und die Berge Südtirols haben. Dies und die zunehmende Belastung des Amts haben Saxl dazu bewogen, sich zurückzuziehen. „Über den Zeitpunkt wollte ich selbst entscheiden“, sagt er. Typisch Saxl. Heute Nachmittag wird er bei einem Empfang im TSG-Sportzentrum gewürdigt.

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