Ludwigshafen Musiker, Blechbläser, Freunde

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Fünf Blechblasinstrumente, fünf gut gelaunte Musiker, viele Auftritte – das 1987 gegründete Rennquintett ist Kult in der Region. Beim Gespräch mit Ralf Rudolph und Uwe Tessmann in der Philharmonie in Ludwigshafen ging es um die Faszination des Ensemblespiels und die besonderen Momente in einem Konzert.

„Solche Sternstunden, wenn man nicht mehr denkt, sondern nur noch Spaß hat“, sagt Ralf Rudolph. Und Uwe Tessmann ergänzt: „Dieses Wir-Gefühl! Man fühlt sich getragen von den anderen, ist nur noch Ensemble, nicht mehr Einzelmusiker“. Es sind diese Momente, auf die wohl jeder Musiker hinarbeitet, ob im Ensemble oder im großen Sinfonieorchester. Das Rennquintett erlebt sie. Ralf Rudolph, 53 Jahre alt, spielt Tuba. Das größte aller gängigen Blechblasinstrumente. Hauptberuflich arbeitet Rudolph bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – als Solotubist – und unterrichtet außerdem an den Musikhochschulen in Frankfurt und Saarbrücken. Uwe Tessmann spielt Horn. Das macht der 45-Jährige seit einigen Jahren freiberuflich, während er vorher unter anderem im Orchester der Staatsoper Hannover und am Staatstheater Nürnberg als Solohornist tätig war. Um die Fünfe des Rennquintetts vollzumachen gehören noch Uwe Zaiser (Trompete), Peter Leiner (Trompete) und Jochen Scheerer (Posaune) dazu. „Man lernt sich besser kennen, als in einer Ehe“, sagt Tessmann. Das ist lustig, er meint es aber durchaus ernst. Sich akzeptieren mit seinen Eigenarten, für die anderen da sein – nicht nur musikalisch. Das klingt alles wunderbar und harmonisch, ist aber irgendwie auch Grundvoraussetzung für ein Spiel, nur zu fünft. Der Tubist ergänzt dazu: „Aufregung im Quintettspiel kenne ich nicht.“ Ihr Programm beschreiben die Männer mit „von Bach bis Blues“, was im ersten Moment nach einem bunten Mix und etwas beliebig klingt. Worum es ihnen aber eigentlich geht: „Für uns gibt es nur gute Musik.“ Grenzen zwischen E- und U-Musik werden aufgehoben. Da kann mal Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik erklingen, dann Geistliches, auch Jazziges. Sie wollen unterhalten, auf gutem Niveau. Wollen die spielerischen Möglichkeiten der Instrumente zeigen, die im Gesamtorchester so oft schweigen müssen. Trompeten in einer Beethoven-Sinfonie? Pausenzähler! Das Philip Jones Brass Ensemble, 1951 gegründet, war der Ursprung der Blechbläser-Ensembles, von denen es heute viele bekannte gibt. Da ist etwa Canadian Brass, German Brass, Hannover Brass oder die kabarettistischen Mnozil Brass aus Österreich. Allen gemeinsam ist die Suche nach neuen, originellen Arrangements. Denn historische Literatur für ausschließlich Blech, wie sie etwa für Streichquartett existiert, gibt es nicht. Eine Ausnahme bilden Posaunenchöre, die hier Vorreiter waren. Oft sind es die Musiker selbst, die sich ans Arrangieren und Komponieren machen. Das Rennquintett arbeitet daneben mit vier bis fünf Arrangeuren zusammen. Darunter Leonhard Paul, Posaunist bei Mnozil Brass. Auch Torsten Maaß hat schon für sie gearbeitet. Er ist bekannt für seine Arrangements für das Orchester Pepe Lienhard, das mit Udo Jürgens auf Tour ging. Und Jürgen Pfiester, ein Komponist aus Landau. Rudolphs eigener Arrangeur-Traum: „Highway to Hell“ von AC/DC fürs Quintett setzen. Ob man von diesen Plänen in der Zeitung schreiben dürfe? Naja, dann sei er gezwungen, es tatsächlich zu machen. Er lacht. Völlig ungezwungen ist unterdessen die Atmosphäre beim Gespräch. Hier sitzen Menschen, die ihre Musik lieben, aber auch um die Herausforderungen der engen Zusammenarbeit im kleinen Ensemble wissen. Am Anfang seien schon auch mal die Fetzen geflogen, berichtet Rudolph, der seit 1988 dabei ist. Tessmann, erst vor drei Jahren dazugekommen, erinnert sich wiederum an das erste Weihnachtskonzert mit dem Rennquintett. „Dieses Spielgefühl habe ich noch nie vorher gehabt.“ Auch jetzt wieder, im Juli, stehe Weihnachten vor der Tür. Rudolph grinst. Bei 30 Grad Außentemperatur die Variationen über „Stille Nacht“ zu üben, das hat was. Neben dem traditionellen Silvester-Konzert in der Speyerer Gedächtniskirche – 1500 Menschen, Orgel, viel Raum, den es zu füllen gilt – gehören die Weihnachtskonzerte zu den Highlights und immer gut besuchten Ereignissen des Rennquintett-Musikjahres. 13 Konzerte in der Vorweihnachtszeit. Ein Marathon. Bei so viel Engagement neben dem Hauptjob, spiele „zum Glück!“ auch der Arbeitgeber, die Staatsphilharmonie mit, sagt Rudolph. Tessmann dazu: „Ja, man ist auf das Entgegenkommen angewiesen. Aber das Orchester bekommt auch etwas zurück.“ Der Musiker komme mit frischen Ideen aus der Ensemblearbeit in den Orchesteralltag zurück. Und warum heißt das Rennquintett eigentlich Rennquintett? Es habe früher mal ein Rennquintett als Pferdewette von Toto Lotto gegeben. Aber eigentlich ging es den Musikern darum, einen kurzen Namen zu finden. Und was Deutsches sollte es sein, erzählt Rudolph. Und man komme einfach mit den Menschen ins Gespräch, weil sie nach der Bedeutung des Namens fragen. Stimmt. Funktioniert. Termine Die nächsten Konzerte in der Vorweihnachtszeit. Im Netz: www.rennquintett.com

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