Ludwigshafen Musik für alle Gefühlslagen

Kletzmermusik hat ihren Ursprung im jiddischsprachigen Osteuropa. Gespielt wurde sie früher vor allem zu Festlichkeiten wie Hochzeiten. Die Lieder spiegelten alle Gefühlsfacetten wider – von überschäumender Lebensfreude bis zu tiefer Trauer. Dieser Facettenreichtum findet sich auch bei der Musik des Trios Klezmers Techter wieder, die ein Konzert in der Ludwigshafener Friedenskirche gaben.

Klezmer ist ein Brückenschlag zwischen Kulturen und Musikstilen, die alle Eingang in die Musik gefunden haben. Dieser Musik haben sich Gabriela Kaufmann (Klarinette, Bassklarinette), Almut Schwab (Akkordeon, Flöte, Zimbalon) und Nina Hacker (Kontrabass) verschrieben. Da sind einmal die fröhlichen jiddischen Lieder, welche die Klezmermusiker, auch Kelzmorim genannt, zu Hochzeiten oder den ausgelassenen Feierlichkeiten zum jüdischen Fest Purim im Schtetl spielten. Die Musiker zogen dabei von Ort zu Ort, je nachdem, wo gerade was los war. „Mazel tov“ oder „Rabbi Nachmans Augenzwinkern“ gehören in diese Kategorie. Dafür griff Almut Schwab erstmals zum Zimbalon, dessen Klänge orientalisch anmuten. Als Schlagstöcke benutze sie zur Verwunderung des Publikums Zahnbürsten. „Als umherziehender Musiker musste man sich oftmals unkonventionell behelfen“, erklärte Gabriela Kaufmann, die durch den Konzertabend führte. „Wir machen das jetzt eben mit Zahnbürsten.“ Die überschäumende Lebensfreude kam nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die Hingabe der drei Frauen wunderbar zum Ausdruck. Mit den Auswanderungswellen der osteuropäischen Juden kam die Klezmermusik nach Nord- und Südamerika. So verwunderte es nicht, dass Kletzmers Töchter auch einen Tango im Repertoire hatten oder mit virtuosen Jazzimprovisationen beeindruckten. Zu den beruhigenden Kontrabass-Figuren von Nina Hacker spielte Gabriela Kaufmann auf ihrer Klarinette mal growlende, mal quietschende Töne, während Almut Schwab ihre Finger blitzschnell übers Akkordeon gleiten ließ. Auch die Musik der Sephardim – Juden, die bis zu ihrer Vertreibung zwischen 1492 und 1513 auf der Iberischen Halbinsel lebten – hat ihre Spuren im Klezmer hinterlassen. Anstelle des Zimbalons spielte Almut Schwab diesmal Querflöte. Doch Klezmer ist nicht nur fröhliche Tanzmusik. Viele Lieder sind in Zeiten von Pogromen oder des Holocaust entstanden und zeugen von großer Schwermut und Verzweiflung. „Warum muss das so sein?“ fragt beispielsweise ein jüdisches Stück – allerdings ohne Text. Denn Gesang wurde im Klezmer erst beim amerikanischen Revival in den 1920er Jahren populär.

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