Ludwigshafen Merkwürdige Mitbringsel von Mexiko bis Manhattan

Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann bin ich einige Tausende Kilometer entfernt – in der Stadt, die laut Frank Sinatra niemals schläft: New York. Vielleicht bin ich – je nachdem, wann Sie die Zeitung aufschlagen – gerade joggen im Central-Park. Möglicherweise schaue ich mir das Ground Zero Memorial an, nachdem ich letztmals in „Big Apple“ war, als die Twin Towers des World Trade Centers noch standen. Oder ich bin auf der Suche nach einem XXL-Trikot der New York Rangers für meinen überaus netten Redaktionskollegen Christian Treptow, der, wie er mir erzählt hat, in seinem Limburgerhofer Schrank bereits 60 Eishockey-Shirts von Mannschaften aus aller Herren Länder hängen hat – feinsäuberlich aufgereiht. Nur eben das blaue Heim-Jersey der Rangers mit der Beflockung „Lundquist 30“ fehlt noch. Alternativ darf ich ihm von Übersee auch ein Hemdchen mit „St. Louis 26“, „Girardi 5“ oder „Staal 18“ mitbringen. Für alle Laien: Hinter den Namen und Zahlen verbergen sich hochbezahlte und ziemlich robuste Burschen, die mit langen Schlägern, fetten Schulterpolstern, Mundschutz und Helmen ausgerüstet sind. Sie versuchen, einen Puck mit Hochgeschwindigkeit in ein relativ kleines Gehäuse zu bugsieren. Dafür nehmen sie schon mal den angesichts ihres Salärs verschmerzbaren Verlust einiger Zähne in Kauf. Seine Bestellung hat mir der werte Kollege vor meiner Abreise per E-Mail zugestellt, und zwar mit dem für die Orientierung hilfreichen Zusatz: „Trikots gibt’s entweder im Madison Square Garden oder im Shop der National Hockey League (NHL), 1185 Avenue oft the Americas, at the corner of 47th street.“ Das nennt man eine präzise Wegbeschreibung. Das 200 Dollar teure Souvenir muss ihm wichtig sein. Ach ja: Und weil ich bei meinem USA-Trip zufällig auch in Kalifornien vorbeikomme, genauer gesagt in San Francisco, hat mir der Kollege gleich noch einen weiteren Auftrag erteilt: ein Bild oder eine Postkarte vom Levi’s Stadium – eine beeindruckende Arena, die etwas außerhalb in Santa Clara liegt. Es ist die neue Heimat der San Francisco 49ers. American-Football-Fan ist der liebe Christian nämlich auch. Sowie Anhänger des FC Bayern München und dessen Fußball-Trainer Pep Guardiola. Um ein Selfie vor dessen New Yorker Ex-Wohnung hat er mich nicht gebeten. Wobei eine entsprechende SMS ja noch folgen könnte. Meine Mitbring(sel)dienste wären damit aber noch nicht ausgeschöpft. Dem Paten meiner Kinder soll ich nämlich unbedingt ein paar (möglichst graufarbene) Chucks der Marke Converse einpacken – diese knöchelhohen Kultschlappen, die unter einer zerknautschen Jeans getragen aus jedem Bankangestellten im Zweireiher in Sekundenschnelle einen flotten Hipster machen. Auf der anderen Seite des Atlantiks kosten die Dinger halt ein paar Flocken weniger. Es soll ja Menschen geben, die für spezielle Klamotten um die ganze Welt jetten. Oder andere dafür als Boten einspannen. Na ja, jedenfalls wird’s langsam eng im Heimfluggepäck. Denn irgendwohin muss ich noch eine bestimmte Lederschürze zwängen, die ein befreundeter Kneipier aus dem Hemshof gerne um seine Hüften legen würde. Angeblich gibt’s das Teil in jedem US-Baumarkt … Zum Glück will ich mich nicht mit US-spezifischen Devotionalien eindecken. Viel Zeit dafür bliebe eh nicht. Zudem gibt’s noch viel sperrigere Wünsche, die mir bekannten Personen schon in die Koffer souffliert wurden: ein Elchfell aus Finnland, eine Vuvuzela aus Südafrika oder Schlangenlederstiefel aus Mexiko. Bei Manhattans Schuhexzentrikern sind letztere übrigens sehr angesagt. Wie gut, dass das hier noch keiner mitbekommen hat.

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