Nachruf Maudach: Helga Kehl gestorben

18 Jahre lang Maudacher Ortsvorsteherin: Helga Kehl
18 Jahre lang Maudacher Ortsvorsteherin: Helga Kehl

Die frühere Ortsvorsteherin von Maudach, Helga Kehl, ist am Montag im Alter von 82 Jahren gestorben. Sie hat sich über sechs Jahrzehnte lang für das Gemeinwohl engagiert – und das ist im Fall der SPD-Politikerin keine Floskel. Ludwigshafen und ihr Stadtteil haben Kehl viel zu verdanken. Ein Rückblick auf ein bewegtes Leben.

Helga Kehl wird immer mit Maudach in Verbindung gebracht. Dabei wurde sie 1941 in Hettenleidelheim geboren und wuchs dort auf. Mit 16 Jahren trat sie den Falken bei, der sozialistischen Jugend Deutschlands, und der SPD. „Bist du jetzt bei den Kommunisten?“, hätten die „Hettrumer“ sie gefragt, erzählte sie einmal. Die Liebe brachte sie in Kontakt zu Ludwigshafen. Denn ihr „Heiner“ war Hemshöfer.

Helga Kehl war gelernte Laborgehilfin und arbeitete bis zur Geburt der Söhne in den Jahren 1964, 1965 und 1967 bei einer Grünstadter Konservenfabrik. Später war sie bei Esbella/Real in Mutterstadt tätig und dort viele Jahre lang Betriebsratsvorsitzende. Nach einer kurzen Zeit in Frankenthal lebte die Familie ab 1965 in Maudach. „Hier bin ich verwurzelt, hier will nicht mehr weg“, sagte Helga Kehl über ihre Wahlheimat.

18 Jahre lang Ortvorsteherin

Das Engagement in der Kommunalpolitik, das habe sich „einfach so ergeben“, erzählte Kehl in einem RHEINPFALZ-Gespräch 2018. Sie machte dort eine bemerkenswerte Karriere. Ende der 1970er-Jahre kam sie das erste Mal in den Ortsbeirat. Als ihr Parteifreund Günther Ramsauer 1991 städtischer Kulturdezernent geworden war, folgte sie ihm als Ortsvorsteherin in Maudach. Das Amt sollte sie 18 Jahre lang ausüben. Wenn sie mit ihrem Fahrrad im Ort unterwegs war, war sie wie eine Bürgermeisterin der Ansprechpartner für alle Anliegen ihrer Mitbürger. Sie war ein Stimmenmagnet für die SPD. Kein Wunder, dass Kehl auch 15 Jahre lang für die Sozialdemokraten im Stadtrat saß, zeitweise auch als stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Sie wurde über alle Parteigrenzen hinweg geschätzt.

Ortsvorsteherin war sie gerne. In ihrem Amtsverständnis stand der Mensch im Mittelpunkt. Die Sozialdemokratin bezog die Maudacher gerne ein, wollte Dinge nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden. Sie konnte sehr hartnäckig die Interessen ihres Stadtteils vertreten und legte sich dabei notfalls auch mal mit der Stadtspitze an.

„Bürgernähe, Glaubwürdigkeit, Freundlichkeit und großes Engagement zeichneten das Wirken von Helga Kehl aus. Das menschliche Miteinander stand stets im Mittelpunkt ihres Handelns. Bescheiden im Auftreten, aber energisch, setzte sie sich für die Ziele in ihrem Maudach und für die Stadt Ludwigshafen ein“, würdigt sie SPD-Parteichef David Guthier.

2009 Abschied genommen

Helga Kehls Engagement reichte über die Politik hinaus: Sie war viele Jahre Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen und ehrenamtliche Arbeitsrichterin. Sie engagierte sich in zahlreichen Vereinen, war Gründungsmitglied des Kulturförderkreises Maudach sowie der Interessen- und Fördergemeinschaft Landschaftsschutzgebiet Maudacher Bruch.

2009 kam der Abschied von sämtlichen Ämtern. „Ich wollte das Privatleben genießen“, begründete sie den Rückzug und fügte verschmitzt hinzu: „Und ich wollte nicht abgewählt werden.“ Es folgten schwere Jahre. Ihr Mann und zwei Söhne starben innerhalb kurzer Zeit. Als 1992 die Seniorenresidenz Änne Rumetsch in Maudach eingeweiht worden ist, war Kehl gerade Ortsvorsteherin geworden. Damals hätte sie sich nicht träumen lassen, selbst einmal in der Wohnanlage zu leben. Als sie an Diabetes erkrankte, riet ihr der Hausarzt 2015 zum Umzug in die Seniorenresidenz.

Die Regale und Wände in ihrem neuen Domizil zierten Fotos ihrer Familie. All die Auszeichnungen, die Kehl für ihr langjähriges Engagement bekommen hat, stellte sie dort nicht aus: den Ehrenring der Stadt Ludwigshafen oder die Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes Rheinland-Pfalz. Ihr SPD-Parteibuch hatte sie griffbereit, auch wenn es Zeiten gab, in denen sie mit ihrer Partei haderte. Austreten war für sie keine Option. Ihr Parteibuch wurde am 1. September 1957 ausgestellt und auf der ersten Seite finden sich Autogramme von Willy Brandt, Malu Dreyer und Kurt Beck. Mit Kehls Tod haben Maudach und Ludwigshafen auch eine bedeutende Sozialdemokratin verloren.

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