Ludwigshafen Jobs für Flüchtlinge

Viele Kriegsflüchtlinge, die in Deutschland Asyl beantragen, haben eine hohe berufliche Qualifikation. Damit ihre Talente in der neuen Heimat nicht ewig brachliegen müssen, ist in Ludwigshafen ein Modellprojekt gestartet worden.


Ludwigshafen

gehört zum zweiten Schwung von Städten, die in das bundesweite Projekt „Early Intervention – Jeder Mensch hat Potenzial“ einsteigen. An sechs Standorten hat die Arbeit bereits im vergangenen Jahr begonnen, jetzt im Januar sind Berlin Süd, Hannover und Ludwigshafen dazugestoßen. „Early Intervention“ (Deutsch: Frühe Intervention) ist eine gemeinsame Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Sie soll dafür sorgen, dass Asylbewerber früher in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden können, als das bisher der Fall war. Laut Raimund Becker, Vorstandsmitglied der BA, gibt es dadurch im Grunde nur Gewinner. Auf der einen Seite stünden teils hochqualifizierte Asylbewerber – etwa aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Iran –, auf der anderen viele Betriebe, die händeringend nach Fachkräften suchten. „Wir wissen schon länger, dass es nicht ausreicht, das inländische Potenzial auszuschöpfen“, sagt Becker. In Zeiten großer Flüchtlingsströme sei es nur logisch, auch bei Neubürgern nach qualifizierten Arbeitern zu suchen. Den Vorteil dieses Projekts sieht auch Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) und hat es deshalb in ihre Stadt geholt. Größere Anstrengungen erforderte das offenbar nicht. Laut Lohse sind die Verantwortlichen rasch zu dem Schluss gelangt, dass Ludwigshafen ein guter Standort für das Modellprojekt ist: Weil in der Stadt seit jeher viele Migranten lebten, weil die Arbeitsagentur bereits über entsprechende Erfahrung verfüge und weil es in Stadt und Rhein-Pfalz-Kreis seit 2011 eine Integrationsvereinbarung gibt, auf der Netzwerke fußen, die Asylbewerbern die Ankunft in der Fremde schon jetzt erleichterten. Mit diesen Netzwerken, mit der Ausländerbehörde und der Liga der Wohlfahrtsverbände kooperiert die Arbeitsagentur für das „Early Intervention“-Programm und baut auf deren Unterstützung für eine möglichst rasche und zuverlässige Einschätzung der Potenziale. Das Projekt ist nur für Menschen gedacht, deren Asylanträge mit hoher Wahrscheinlichkeit genehmigt werden – die also voraussichtlich länger in Deutschland bleiben und den Arbeitsmarkt bereichern können. Um diese Personen schnell zu finden, wurde die Zeit bis zu einem ersten Vorbescheid mit Einschätzung der Erfolgsaussicht auf Asyl laut Becker im vergangenen Jahr von neun auf drei Monate verkürzt. Sobald der Bescheid da ist, kann ein eigens dafür verantwortlicher Sachbearbeiter der Agentur für Arbeit in Ludwigshafen mit einem „Mini-Arbeitspaket“ auf mögliche Kandidaten zugehen. Das Paket fragt den Werdegang des Asylbewerbers ab, um seine berufliche Qualifikation so weit wie möglich einschätzen und danach zügig mit der Vermittlung beginnen zu können. Als immens wichtig für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt hob Becker die Sprache hervor. Die BA könne Asylbewerber zwar beruflich qualifizieren und ihnen Kurse in der jeweiligen Fachsprache bieten, für eine gute Integration in das Arbeitsumfeld sei es aber essenziell, dass sie auch die Alltagssprache einigermaßen beherrschten. An dieser Stelle kommt die Kommune ins Spiel, die mit Deutsch- und Integrationskursen ihren Teil zum Gelingen des Projekts beitragen soll. Wegen der finanziellen Belastung hofft Lohse auf Hilfe von Bund und Land. Beatrix Schnitzius, Leiterin der Agentur für Arbeit in Ludwigshafen, berichtete, dass erste Gespräche mit regionalen Unternehmen eine hohe Bereitschaft zur Kooperation offenbart hätten. Die Agentur in Ludwigshafen könne rund 100 Flüchtlinge in das Projekt aufnehmen. Dem stehen 436 Asylbewerber in der Stadt gegenüber. Laut Lohse werden dieses Jahr noch einmal bis zu 700 hinzukommen.

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